Unterklassige Verschiebung: Zocker in Uphusen

Zwei Fußballer des Fünftligisten TB Uphusen stehen unter dem Verdacht, Spiele manipuliert zu haben. Nun nimmt das Sportgericht die Ermittlung auf.

UPHUSEN taz | Zwei Spieler des TB Uphusen stehen unter Manipulationsverdacht. Das hat die Vereinsführung des Fünftligisten dem niedersächsischen Fußballverband (NFV) gemeldet. Nach der Oberliga-Partie der Achimer gegen den SSV Jeddeloh habe sich ein schon bestehender Verdacht erhärtet, sagten Vereinsverantwortliche der taz. Der NFV bestätigte am Mittwoch entsprechende Ermittlungen des Sportgerichts.

Demnach hatte es die Schlussphase des Spiels am vergangenen Samstag in sich: Die Partie endete zwar mit einem 2:4-Sieg für die favorisierten Gäste aus Jeddeloh, aber ein verschossener Elfmeter und zwei kuriose Platzverweise boten Anlass zu Spekulationen.

Martin Puls, sportlicher Leiter bei Uphusen, berichtet von „Personen aus der Bremer Wettszene“, die sich am Spielfeldrand auffällig verhalten haben sollen. 2009 sollen diese „Personen“ bereits in eine Wettaffäre der Bremen-Liga verstrickt gewesen sein. Bei einem Besuch des Bremer Freimarkts mit der Mannschaft nach dem Abpfiff seien zudem mehrere Uphusener Spieler auf Manipulationen angesprochen worden, führt Puls weiter aus – offenbar auch von Szenekundigen. Nach einer Vielzahl von Hinweisen entschloss sich die Vereinsführung, den Verdacht beim NFV anzuzeigen.

Der Verband bestätigte dies. Burkhard Walden, Staffelleiter der Liga, und Jürgen Stebani, Vorsitzender des Spielausschusses, erhielten am Montagabend eine entsprechende E-Mail. Tags darauf folgte ein längeres Schreiben aus Uphusen: Die verdächtigen Spieler seien vom Trainingsbetrieb ausgeschlossen worden. Namen fielen wohl auch. Dem schließt sich nach übereinstimmender Auskunft der Funktionäre nun ein Verbandssportgerichtsverfahren an.

2005 gab der Schiedsrichter Robert Hoyzer zu, Spiele der zweiten Bundesliga, der Regionalliga sowie des DFB-Pokals verschoben zu haben. Drahtzieher ist "Zockerkönig" Ante Sapina. Beide bekommen Haftstrafen.

2009 wurden in neun europäischen Ländern mindestens 200 Fußballspiele manipuliert, davon 32 Spiele in der zweiten und dritten Bundesliga, Regionalliga und Oberliga sowie U-19-Partien. Die Drahtzieher - darunter erneut Ante Sapina - sollen Spieler, Trainer und Schiedsrichter bestochen haben.

Horst Hoffmann, Leiter der Uphusener Fußball-Abteilung, zeigte sich angesichts der Vorfälle bestürzt: „Sollte einer gegen den eigenen Verein gewettet haben, wird er sofort rausgeschmissen.“ Der TB selbst ist dank seiner Meldung an den Verband nun aus der Schusslinie. Klubs sind generell meldepflichtig, wenn sie von Manipulationen Wind bekommen.

Die betroffenen Spieler indes beteuerten in vereinsinternen Gesprächen offenbar ihre Unschuld. „Der Gedanke, dass gerade einer dieser Spieler manipuliert haben sollen, fällt mir schwer“, sagt Puls mit Blick auf einen „honorigen“ Spieler, zu dem die Mannschaft aufschaue. Dennoch wolle man den Verband bei seiner Aufklärungsarbeit unterstützen, so Puls weiter, und arbeite derzeit man an einer chronologischen Auflistung der Hinweise und Vorfälle. Diese sollte noch im Laufe des gestrigen Mittwochs an den NFV weitergeleitet werden.

Björn Fecker, Vize-Präsident des Norddeutschen Fußballverbandes und im DFB-Vorstand, erinnerten die Vorkommnisse an 2009, als der Bremer Verband ein Spiel nach auffälligen Bewegungen auf dem Wettmarkt kurzfristig absagte. Jetzt forderte er, Sportwetten im Amateurbereich ganz zu verbieten. Einen ähnlichen Hinweis durch das Frühwarnsystem hat es diesmal laut dem Spielausschussvorsitzenden Stebani im Vorfeld allerdings nicht gegeben.

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