Vereidigung von Emmanuel Macron: Der Antritt des Europäers

Mit viel Pomp übernimmt Macron das Präsidentenamt. Er möchte Vertreter einer neuen Generation sein. Dabei spielt Europa eine entscheidende Rolle.

Macron winkt aus dem Schiebedach eines Autos heraus

„Coucou!“ (frz. „Huhu!“) Foto: reuters

PARIS taz | François Hollande geht als Privatmann und überlässt den Élysée-Palast dem neuen Präsidenten, Emmanuel Macron. Mit einem pompös wirkenden und seit Jahrzehnten zu diesem Anlass wiederholten Ritual fand am Sonntag die Amtsübergabe statt. Um 10 Uhr traf der gewählte Präsident im Hof des Palasts ein, um mit einem betont feierlichen Schritt auf dem roten Teppich die 60 Meter zur der Treppe zurückzulegen, auf der ihn sein zukünftiger Amtsvorgänger erwartete.

Bei einem Tête-à-tête hat Hollande anschließend seinem Nachfolger den Geheimcode für den Einsatz der Atomwaffen übergeben und weitere Staatsgeheimnisse anvertraut. Offenbar hatten sich die beiden viel zu sagen, die Unterredung unter vier Augen hat mit mehr als einer Stunde ungewöhnlich lange gedauert.

Wie die Tradition es will, wurde Macron anschließend zum Großmeister der Ehrenlegion ernannt. Auf der als Insigne dienenden schweren Kette aus massivem Golf ist auf dem 16. Glied der Name des neuen Staatschefs graviert worden. Macron ist der achte vom Volk gewählte Staatspräsident der Fünften Republik.

Er möchte als Vertreter einer neuen Generation auch ein Politiker einer neuen Ära sein, der die Hoffnungen seiner Zeitgenossen trägt. „Wir haben eine Welt zu erschaffen, welche unsere Jugend verdient“, sagte er in seiner Antrittsrede. Er sprach dabei viel von Frankreichs Rolle in Europa und in der Welt. Er versprach, mit ihm werde Frankreich stets an der Seite der Freiheit und der Menschenrechte stehen. Wie schon in seiner Wahlkampagne machte er sich für ein „effizienteres und demokratischeres Europa“ stark. Macron würdigte seine Vorgänger seit General de Gaulle und hatte für jeden ein gutes Wort. Von Hollande, dem er selber als Berater und als Wirtschaftsminister gedient hatte, erwähnte er dessen Pionierleistung in der Klimapolitik.

Intelligenter als er selber

Man spürte, dass es der neue Präsident eilig hat. Doch zunächst genoss er es, wie seine Vorgänger mit einer Eskorte der berittenen Garde Républicaine in einem offenen ­Militärfahrzeug stehend die Avenue des Champs-Élysées bis zum Triumphbogen zu fahren, um dort die Flamme beim Grab des Unbekannten Soldaten zu entfachen und anschließend unter den besorgten Augen seiner Leibwächter unzählige Hände von Fans zu schütteln. Im Unterschied zu seinem Vorgänger Hollande blieb Macron bei der Amtseinführung weitgehend von Regenschauern verschont.

Anschließend hat Macron begonnen, seine wichtigsten Mitarbeiter und seine Regierung zu ernennen. Bezeichnend ist die Wahl seines Sonderberaters: ­Ismaël Emelien ist erst 30 Jahre alt. Er hatte während der Wahlkampagne eine wichtige Rolle gespielt. Neuer Generalsekretär ist Alexis Kohler, der mit 44 Jahren aufgrund mehrerer Posten in Ministerien und zuletzt in der Privatwirtschaft die nötige Erfahrung für diese Aufgabe als Cheforganisator im Präsidentenpalast mitbringt. Macron sagt von Kohler, er sei intelligenter als er selber.

Am Montag soll die neue Regierung gebildet werden. ­Macron selber fliegt zu einem ersten offiziellen Treffen als Präsident zu Angela Merkel nach Berlin.

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