Verschleppte Assyrer in Syrien: Mehr Christen entführt als bekannt

Der IS soll in Syrien weit mehr Christen entführt haben als bislang bekannt. Von bis zu 350 Menschen ist die Rede. Auch aus dem Irak werden Entführungen gemeldet.

Soldaten im Nordirak: Die Armee plant eine Offensive gegen den IS. Bild: dpa

Al-HASSAKA dpa | Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat im Nordosten Syriens laut Aktivisten mehr assyrische Christen in ihre Gewalt gebracht als bislang bekannt. Die Extremisten hätten in mehreren Dörfern fast 270 Menschen gefangen genommen, sagte der Vorsitzende des Assyrischen Rates in der Region, George Mirza, am Mittwoch.

Die Sprecherin der in Brüssel ansässigen European Syriac Union, Rima Tüzüm, erklärte, es gebe Informationen aus der Region, dass der IS mehr als 350 Menschen als Geiseln genommen haben könnte. Frauen und Kinder seien von den Männern getrennt und in unterschiedliche Gebiete gebracht worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte bisher von 90 entführen Christen berichtet. Über das weitere Schicksal der Entführten gab es zunächst keine gesicherten Angaben.

Die IS-Extremisten hatten am Montagmorgen nordwestlich von Al-Hassaka mehrere christliche Dörfer entlang des Flusses Chabur angegriffen und unter Kontrolle gebracht. Die IS-Angriffe lösten zugleich eine Flucht von Hunderten Menschen in benachbarte Städte aus. Laut Mirza flohen allein rund 800 Familien nach Al-Hassaka.

Irak bereitet Rückeroberung vor

Im benachbarten Irak haben Kämpfer des IS mehr als 50 Iraker in der nördlichen Provinz Salaheddin entführt. Die Opfer seien rund um die Stadt Tikrit verschleppt worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch von Sicherheitskräften und Augenzeugen. Bereits vor zwei Tagen habe der IS mit den Entführungen begonnen; Hunderte Familien in Salaheddin seien auf der Flucht vor den Dschihadisten.

Indes schnitten im Nordirak kurdische Einheiten eine wichtige Versorgungsroute des IS nach Syrien ab. Die Extremisten hätten die Straße für Nachschublieferungen zwischen der Millionenstadt Mossul und Syrien genutzt, sagte ein kurdischer Befehlshaber. Die USA und ihre Verbündeten hätten die Kurden mit Luftangriffen unterstützt.

IS-Kämpfer hatten die zweitgrößte Stadt des Iraks im Juni 2014 überrannt. Mossul liegt rund 400 Kilometer nördlich von Bagdad und gilt wegen seiner Ölraffinerien als strategisch wichtig.

Die irakischen Streitkräfte bereiten derzeit eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt vor. Laut einem Bericht der irakischen Nachrichtenseite Shafaaq News sind auch die Vorbereitungen des IS zur Verteidigung der Stadt in vollem Gange. So seien die Extremisten dabei, rund um Mossul einen Verteidigungsgraben zu ziehen.

Dieser Artikel wurde aktualisiert um 17.41 Uhr.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.