Vor dem UN-Gipfel Rio+20: Dezentrale Karawane

Von Ernährungssouveränität bis Trinkwasser: Die Themen des UN-Gipfels stoßen in Südamerika auf Interesse, doch die Erwartungen an die Konferenz sind gering.

Im Cochabamba tagt die Organisation amerikanischer Staaten (OAS). Gastgeber ist der bolivianische Präsiden Evo Morales, hier umringt von OAS-Außenministern. Bild: dpa

COCHABAMBA taz | Cochabamba hat sich in Schale geworfen: In der zentralbolivianischen „Hauptstadt der Mutter Erde“, einer politischen Hochburg von Präsident Evo Morales, tagen gerade die Außenminister der Staaten Amerikas. Auf Initiative der Gastgeber geht es in einem Nobelhotel um „Ernährungssouveränität“.

Das Thema ist auch auf dem „Fahnenplatz“ präsent, wo Kleinbauern aus verschiedenen Landesteilen und aus dem peruanischen Puno unzählige Kartoffelsorten ausstellen und austauschen.

An einer Ecke des Platzes protestieren Umweltschützer gegen den Bau einer Landstraße durch das Tipnis-Schutzgebiet im amazonischen Tiefland, auf der Bühne demonstrieren sechs Schüler aus einem Andendorf in einem kurzen Sketch die Gefahren der Pflanzengifte im Landbau. In ihren Schulgärten setzen sie nur Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel aus eigener Produktion ein.

Vom 20. bis 22. Juni findet in Rio die UN-Konferenz zur nachhaltigen Entwicklung statt. 20 Jahre nach dem „Erdgipfel“ von Rio suchen die Staaten weiterhin eine Lösung, um Umwelt, Wirtschaft und Entwicklung zu versöhnen. Hoffnungsträger ist die „Grüne Wirtschaft“. Die taz beleuchtet dieses Thema bis zum Gipfel.

Der Umweltgipfel Rio+20 wirft seine Schatten voraus: Seit einer guten Woche zieht die „Karawane für das Leben“ um die alternative Theatertruppe Trono aus El Alto durch den Andenstaat. Vom Wallfahrtsort Copacabana am Titicacasee in den Anden bis an den Copacabana-Strand bei Rio geht die Reise, die sich Regionalkoordinator Peter Strack von Kinderhilfswerk Terre des hommes ausgedacht hat.

Ohne didaktischen Zeigefinger

„In Rio werden wir mit vielen Gruppen um Aufmerksamkeit konkurrieren müssen“, meint Strack, allein zum „Völkergipfel“ werden Zehntausende erwartet. Sein Konzept, mit dieser „Dezentralisierung“ tausende Bolivianer zu erreichen, ist aufgegangen: Mit dem Stück „Bis zum letzten Tropfen“ bringen die international besetzten Tronos die Wasserproblematik unterhaltsam und ohne didaktischen Zeigefinger auf die Bühne, die Ladefläche ihres Lkws.

Die TeilnehmerInnen kommen aus diversen Terre-des-hommes-Partnergruppen in Bolivien. An jeder Station sind einheimische Kulturaktivisten zur Stelle, an Infoständen wird über Klimawandel, Biolandbau oder internationale Umweltpolitik informiert, in Brasilien geht es ähnlich weiter.

Aus der Bergbaustadt Oruro fährt der Jugendaktivist Daniel Blanco mit. Mit mehreren hundert bolivianischen Jugendlichen hat er ein Dokument erstellt, das er in Rio präsentieren möchte. „Besonders wichtig sind mir die Mitsprache der Jugendlichen und Programme zur Umwelterziehung in den Medien“, sagt er und lädt auf seinem Laptop eine Audiodatei mit einem Interview für sein Lokalradio hoch. Der Parteipolitik steht der 24-Jährige misstrauisch gegenüber.

Auch zwei Terre-des-hommes-Freiwillige aus Nordrhein-Westfalen sind mit von der Partie. Francesca Sciannimanica, 18, und Fabienne Ettel, 21, die schon länger in Jugendnetzwerken mitarbeiten, berichten auf einem Blog und auf Facebook von der Karawane. Sie wollen auf die Verletzung „ökologischer Kinderrechte“ aufmerksam machen, etwa durch Vergiftungen im Bergbau.

Fabiennes Erwartungen an den Regierungsgipfel sind niedrig, aber das stört sie nicht: „Echte Veränderung kann nur von der Basis kommen“, meint sie. Ein Bündnis von 300 Entwicklungsorganisationen beklagte am Dienstag den großen Einfluss der Industrie auf die Vereinten Nationen.

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