WAZ-Gruppe und "Krone"-Verleger: Unzertrennlich

Obwohl man sich weiter munter auf den Geist geht, kommen die deutsche WAZ-Gruppe und "Krone"-Verleger Hans Dichand nicht voneinander los.

Grau sind die Tage in der Krise: Die WAZ muss sparen, aber nicht an der Kronen Zeitung. Bild: dpa

Solche Spekulationen liebt die Branche: Stößt die Essener WAZ-Gruppe entnervt wegen der jahrelangen Scharmützel mit ihrem österreichischen Partner Hans Dichand ihre Wiener cash-cow Kronen Zeitung ab? Oder verkauft am Ende Krone-Herausgeber Dichand (88) seine Anteile an die WAZ? Entscheidende Veränderungen in den Eigentümerverhältnissen der auflagenstärksten Tageszeitung Österreichs sollten jedenfalls unmittelbar bevorstehen, hier und da war auch vom Einstieg des Springer-Konzerns die Rede.

Schuld ist die Finanzkrise, die bei der ohnehin im Umbau befindlichen größten deutschen Regionalzeitungsgruppe für zusätzlichen Druck sorgt. Sparziel in Deutschland: 32 Millionen Euro, 300 Redakteursstellen sollen abgebaut werden. Was läge näher, als die Krone-Anteile zu Geld zu machen? Christoph Dichand, von der WAZ ungeliebter Chefredakteur und Sohn des greisen Patriarchen, machte dann vor einigen Tagen allen Spekulationen eine Ende: "Es gibt jetzt schon seit knapp zwei Jahren Gespräche, bei denen alle möglichen Szenarien vorkamen. Realistisch waren sie bisher alle nicht." Daher könne man davon ausgehen, "dass sich auch nichts verändern wird". Dass sich die Essener mit dem starrköpfigen Österreicher über Blattlinie und vor allem Kampagnenjournalismus seit Jahren in den Haaren lagen, hatte immer wieder Trennungsgerüchte genährt. Doch die WAZ verdient weiter ganz gut an dem Boulevardblatt, obwohl sich allein Dichand senior monatlich mehr als 700.000 Euro "Vorabgewinn" auf sein Konto überweisen lässt. Mit rund 817.000 verkauften Exemplaren (sonntags sogar 1,3 Millionen) war die Krone auch 2008 die unangefochtene Nummer eins im österreichischen Zeitungsmarkt. Angesichts dieser Vormachtstellung, die es dem 88-jährigen Dichand erlaubt, Politiker nach Belieben aufzubauen oder abzuschießen, ist auch nicht zu erwarten, dass das Blatt seinen Charakter verändert.

Anders als die Krone haben dagegen fast alle anderen Zeitungen in letzter Zeit versucht, durch flotteres Layout oder Veränderungen in der Redaktion ihr Erscheinungsbild zu modernisieren. Die Presse, das konservative Flaggschiff des katholischen Styria-Verlages, konnte sich unter seinem relativ jungen Chefredakteur Michael Fleischhacker zur Mitte hin öffnen, ohne aber den Wettstreit mit dem Standard um die Vorherrschaft im Qualitätssegment für sich entscheiden zu können. Zumindest nicht für die Media-Analyse, die auf der Grundlage von Umfragen zweimal jährlich die Auflagen der Zeitungen erhebt.

Mitten in der Krise lässt Die Presse jetzt durch ein neues Projekt aufhorchen. Als einzige Qualitätszeitung bringt sie seit zwei Wochen eine Sonntagsausgabe heraus. Eigentlich war hierfür ein eigenes Redaktionsteam vorgesehen. Dann kam die Krise, die vor allem im Finanz- und Kfz-Bereich einen deutlichen Einbruch an Werbeeinnahmen brachte. Der Konzern erließ darauf einen Sparappell: Die Redaktionen sollten 20 Prozent einsparen, bei der Presse entschloss man sich, stattdessen 20 Prozent mehr zu arbeiten. So muss die Sonntagsausgabe ohne zusätzliche Redakteure auskommen.

Mit einer Erstauflage von 160.000 Exemplaren ließ man den Testballon steigen. Erste Reaktionen waren vorwiegend positiv. Nur der Aufmacher über erotische Frauenliteratur, angepriesen unter dem Titel "Wie Frauen über Sex reden", dürfte beim betulichen Stammpublikum, das Ausdrücke wie "ficken", "Schwanz" oder "Fotze" in seiner Zeitung sonst nicht findet, weniger gut angekommen.

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