Wattrennen an der Nordsee: Peta will Tierquäler zügeln

Tierschützer erstatten Anzeige gegen die Veranstalter des Duhner Wattrennens: Erneut sollen Tiere mit unerlaubten Hilfsmitteln gequält worden sein

Sieht nicht so glücklich aus: Ein Pferd beim Duhner Wattrennen. Peta sieht Tierquälerei. Foto: peta

HAMBURG taz | Dicke runde Pfropfen stecken in den Ohren des braunen Pferdes. Daran sind dünne Schnüre befestigt, die in Richtung der Reiterin laufen. Dieses Detail ist auf einem Foto zu sehen, dass ein Unterstützer der Tierrechtsorganisation Peta beim diesjährigen Duhner Wattrennen gemacht haben will – für Peta ist es ein Beweisstück. Denn die Tierschützer haben die Veranstalter der Trab- und Galopprennen nahe Cuxhaven, einige Reiter und das Kreisveterinäramt wegen Tierschutzverstößen angezeigt.

Solche Ohrenstöpsel, die Zugwatte genannt werden, sind in diesem Jahr bei dem Rennen eigentlich verboten. Reiter können sie kurz vor der Ziellinie an der Schnur aus den Ohren der Tiere ziehen. Die Pferde, vorher von der Geräuschkulisse abgeschirmt, hören plötzlich Umgebungsgeräusche und das Trappeln ihrer Verfolger und sollen, dadurch gepusht, noch einmal an Geschwindigkeit zulegen.

„Wir sind überrascht, dass es trotz eines expliziten Verbots weitere Verstöße gibt“, sagt Peta-Sprecher Peter Höffken. Denn schon im vergangenen Jahr erstattete die Organisation wegen angeblicher Verstöße beim Rennen im Jahr 2014 Anzeige. Die Staatsanwaltschaft Stade und die Polizei in Cuxhaven ermitteln wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.

Damals warf Peta den Betreibern auch vor, dass sogenannte Zungenbänder eingesetzt wurden. Damit wird die Zunge am Unterkiefer festgebunden. „Die haben wir in diesem Jahr nicht gesehen“, sagt Höffken, was nicht heiße, dass es sie nicht gegeben habe. Dafür hätten die Tierschützer aber Gebisse, die weit ins Maul der Tiere hineingetrieben worden seien, zu straffe Zäumungen und den schmerzhaften Einsatz von Peitschen dokumentiert. „Man sieht, dass die Pferde dagegen ankämpfen, was ihnen da ins Gesicht gedrückt wird“, ist der Tierschützer überzeugt.

Auch das niedersächsische Landwirtschaftsministerium reagierte auf die Vorwürfe und verbot für dieses Rennen den Einsatz von Zugwatte und Zungenbändern. Das zuständige Veterinäramt des Landkreises Cuxhaven verstärkte zudem die Kontrollen vor den Rennen. Mit drei Mitarbeitern prüfte die Behörde Reiter und Pferde, bevor die ins Watt ritten.

„Es ist sehr erfolgreich gelaufen“, kommt Veterinäramtsleiter Dietrich Voß zu einem ganz anderen Ergebnis als Peta. „Es hat keine Vorfälle gegeben“, sagt er. Zwar hätten die Reiter ihren Pferden theoretisch auf dem Weg von der Überprüfung zur Startlinie Zugwatte in die Ohren stecken können, „aber das setzt die Energie voraus, etwas Verbotenes zu tun“. Zudem seien Ohrenstöpsel nicht grundsätzlich verboten, sondern nur die zum Herausziehen.

Mitorganisator Siegfried Mett, der Vizepräsident des Vereins für Pferderennen auf dem Duhner Watt, hat ebenfalls beobachtet, dass einige Reiter Ohrenstöpsel benutzen – zwei oder drei sogar die mit Zugband. „Aber nur, weil die keine anderen hatten“, sagt er. Die Bänder seien in solchen Fällen festgebunden gewesen, so dass der Reiter sie nicht ziehen konnte. „Alle Traber wurden kontrolliert“, sagt Mett.

Die Tierschutzorganisation Peta fordert ein Verbot solcher Pferderennen

Über die Tierschützer ärgert er sich: „Peta ist sehr großzügig mit Vorwürfen.“ In diesem Jahr habe der Verein aber die Forderungen für strengere Tierschutzrichtlinien durchgesetzt – obwohl Mett persönlich weder Zungenband noch Zugwatte für Tierquälerei hält.

Das habe zwei Seiten: Werde die Zunge eines Pferdes nicht fixiert, könne sie nach hinten auf den Kehlkopf rutschen und Atemnot verursachen. „Das ist solange kein Problem, bis mal ein Tier zusammenbricht.“ Das Abbinden der Zunge sei hingegen in Ordnung, wenn nicht die Blutzufuhr abgeschnitten sei.

Peta-Sprecher Höffken sind die Fortschritte zu klein: Einen Erlass gegen solche Hilfsmittel beim Pferdesport habe es in Niedersachsen bereits 1998 gegeben. Der aber sei ignoriert worden. „Die wollen aus einem Pferd wie bei einem Auto in den letzten Sekunden des Rennens noch Geschwindigkeit rausholen“, sagt Höffken. „Das ist Tierquälerei. Deshalb fordern wir das Verbot solcher Rennen.“

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