Zukunft der Friedensbewegung: „Ein Versuch, der gescheitert ist“

Wie geht es weiter mit dem Projekt Friedenswinter? Der Aktivist Monty Schädel fordert, dass man sich klar von rechts abgrenzt.

Keine Friedensdemo ohne Monty Schädel. Er ist Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft. Bild: dpa

taz: Am Wochenende findet in Frankfurt eine große Konferenz der Friedensbewegung statt. Gibt es da Hauen und Stechen?

Monty Schädel: Das weiß ich nicht, wir sind ja immerhin friedensbewegt. Wir werden über Strategien reden, wie wir etwa auf die Konfrontation zwischen Russland und Nato und die Sicherheitslage in der Welt reagieren können.

Nett gesagt. Vor allem werden Sie sich mit sich selbst beschäftigen. Es gibt ordentlich Zoff.

Ja. Es wird auch darum gehen, wie der sogenannte Friedenswinter, um diesen Propagandabegriff zu verwenden, zu bewerten ist. Da gibt es sehr unterschiedliche Positionen, von totaler Zustimmung bis hin zu radikaler Ablehnung. In diesem Spektrum diskutieren wir, ob das, was unter diesem Label gelaufen ist, so weitergehen sollte.

Und? Sollte es?

Ganz klar: Nein. Der Grundkonsens der Friedensbewegung war immer, dass sie internationalistisch, antimilitaristisch und antifaschistisch ist. Das muss wieder Konsens werden. Es gibt im Bundesgebiet eine Reihe von Aktivisten in der Friedensbewegung, die mit Leuten auf die Straße gehen, die sich zumindest nach rechts offen verhalten. In Halle standen vor zwei Wochen Redner auf der Bühne, die nationalistische Terroristen hochloben und Reichsbürgerpropaganda betreiben. Es ist indiskutabel, so etwas zu tolerieren. Der Friedenswinter war ein Versuch, der gescheitert ist.

Kritik an der Kooperation gab es von Anbeginn. Haben die Befürworter sich selbst belogen?

Nein. Es war vor allem der Wunsch, die Bewegung breiter aufzustellen. Die Mahnwachen, die man versuchte mit dem Friedenswinter direkter anzubinden, haben dafür bestimmte Vorleistungen erbracht.

45, ist einer der profiliertesten Friedensaktivisten Deutschlands. Der Totalverweigerer ist seit 2007 Politischer Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK).

Zum Beispiel?

Sie haben sich in Erklärungen klar von Rechtsextremisten distanziert. Erklärungen beweisen sich aber in der Realität. Die zeigt: Immer wieder waren Redner beteiligt, die, mindestens, nach rechts sehr offen waren. Damit muss jetzt Schluss sein.

Oft liegen Entgleisungen auch im Grenzbereich. Wo genau muss jetzt Schluss sein?

Die Friedensbewegung ist nie ein homogener linker Block gewesen. Man kann auch nicht verhindern, dass sich auf Demonstrationen Einzelne mit fragwürdigen Positionen untermischen. Wenn es aber organisiert ist, muss man einschreiten. Das gilt natürlich bei allen rechten und antisemitischen Positionen.

Das Einschreiten wird nicht dadurch leichter, dass man sich zunächst vergeschwistert hat.

Es gab keine Vergeschwisterung mit Rechten. Es gab aber Akzeptanz gegenüber äußerst fragwürdigen Positionen und Personen.

Hat dieser Konflikt auch innerhalb der Friedensbewegung zu Vertrauensverlusten geführt?

Ja. Ich musste in den letzten Monaten viel Kraft dafür aufbringen, Erläuterungen, Reden und Papiere viel intensiver zu lesen als bislang. Das gilt auch für Beiträge von einigen Menschen, denen ich zuvor jahrelang blind vertraut hatte. Das ist heute nicht mehr so. Jetzt wünsche ich mir, dass wir uns rasch wieder unseren eigentlichen Aufgaben zuwenden können.

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