Zur Lage der Nation nach Jamaika: 23 endgültige Thesen

Warum jetzt aber wirklich und ganz, ganz unbedingt die Große Koalition kommt. Oder vielleicht auch doch nicht.

Angela Merkel schaut in Unterlagen und lacht

Der Hauptstadtjournalismus ist mit seinem Latein am Ende Foto: dpa

1 Die Groko muss jetzt kommen. SPD und Union sind sich ihrer staatspolitischen Verantwortung bewusst und können die Gespräche nicht scheitern lassen. Quatsch! Dasselbe hat man bei Jamaika auch gesagt.

2 Mit der Ankündigung einer Mitgliederbefragung treibt Martin Schulz den Preis für die Union in die Höhe. Na und? Das hat der SPD schon 2013 nichts genutzt.

3Wenn es eine Groko gibt, wird das richtig teuer für die Union. Sie müsste der SPD weit entgegenkommen und würde weiter an konservativem Profil einbüßen. Einen Scheiß muss die Union!

4Machtpolitik ist wohl doch keine verlässliche Inszenierung. Wenn die SPD sagt, sie will keine Groko um jeden Preis, könnte sie das jetzt tatsächlich so meinen. Hallo?! Martin Schulz ist doch nicht Christian Lindner.

5 Eine Minderheitsregierung könnte unsere Demokratie erneuern. Ergebnislose Endlosdebatten im Parlament? Das will doch keiner.

6 Die Leute wollen endlich regiert werden. Blödsinn. Die Leute wollen vor allem ihre Ruhe.

7 Wie auch immer, Merkel ist so gut wie weg. Sie ist in ihrer Partei nicht mehr lange zu halten. Stimmt nicht. Die Union ist nach dem Jamaika-Aus enger zusammengerückt als zuvor.

8Na gut, aber spätestens zur Mitte der Legislatur ist Merkel weg. Sie muss ja ihre Nachfolge klären. Nö. Warum sollte sie? Außerdem hat sie gerade vier Jahre versprochen.

9Ganz ehrlich, alle haben doch davor Angst, dass die Weltpolitikerin Merkel hinschmeißt. Selbst die SPD. Merkel hat es damals auch geschafft, den Weltpolitiker Schröder zu ersetzen, schon vergessen?

10 Die Grünen können einem leid tun. Wenn das so weitergeht, sind sie 2021 unter fünf Prozent. Ja, ja. Das haben diejenigen, denen die Grünen leid tun, aber auch schon vor der Wahl im September gesagt.

11Eine Große Koalition stärkt langfristig nur die AfD. Eine Minderheitsregierung aber auch.

12 Eine Minderheitsregierung stärkt langfristig nur die AfD. Neuwahlen aber auch.

13Neuwahlen stärken langfristig nur die AfD. Monatelanger Stillstand aber auch.

14Monatelanger Stillstand stärkt langfristig nur die AfD. Eine Große Koalition aber auch.

15An dem ganzen Mist ist nur die AfD schuld. Stimmt gar nicht! Die FDP hat Jamaika versenkt.

16Bei Neuwahlen würde die FDP fünf Monate Zeit gewinnen, um die Stimmung für eine magenta-gelbe En-Marche-Bewegung zu drehen. Quark, Christian Lindner ist doch nicht Emmanuel Macron.

17 Die SPD könnte jetzt entschlossen die Machtoption Rot-Rot-Grün aufbauen, mit dem Ziel, 2019 die Große Koalition platzen zu lassen. Zwei Jahre wären doch ausreichend Zeit für Sahra und Oskar, an ihrer Gegenstrategie zu arbeiten.

18Horst Seehofer muss Außenminister einer Minderheitsregierung werden. Mit seinem direkten Draht zu Viktor Orbán und Wladimir Putin würde er das außenpolitische Gegengewicht zur Kanzlerin darstellen. Zefix, dann wäre Markus Söder aber wirklich Ministerpräsident!

19 Erstmals in der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie könnten sich die Jusos durchsetzen: Eine emotionale Kampagne der Parteijugend gegen die Groko würde dafür sorgen, dass der Koalitionsvertrag an der Mitgliederbefragung in der SPD scheitert. Aber was wird dann aus Martin Schulz?

20Scheitert die Kampagne der Jusos, könnte Frank-Walter Steinmeier erstmals in seinem Leben etwas Verrücktes machen und sich weigern, Angela Merkel nach ihrer Wahl durch den Bundestag zur Kanzlerin zu ernennen. Aber was wird dann aus Frank-Walter Steinmeier?

21 Bei der Merkel-Raute handelt es sich eigentlich um eine sogenannte Doppeltriangel, namentlich das Drachenauge. Es ist ein aus dem Altgermanischen entliehenes Runenzeichen, das den Reptiloiden die Macht sichert. Könnte was dran sein. Vielleicht ist es aber auch nur gut für den Rücken.

22Der Hauptstadtjournalismus ist mit seinem Latein am Ende. Stimmt nicht. Den Gegenbeweis schreibt dir jeder Korrespondent auf dem Weg zum Klo.

23 Auf nichts ist mehr Verlass. Äh … stimmt.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.

Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.

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