Wenn Arbeitsplätze Arbeitsplätze schaffen

Die Experten sind sich einig: Der BBI schafft eine Menge neue Jobs – beim Bau ebenso wie bei laufendem Betrieb. Offen ist noch, ob sich positive und negative Effekte die Waage halten – schließlich werden die alten Flughäfen dichtgemacht

Aufträge über 380 Millionen Euro wurden bereits an die Industrie vergeben. 270 Millionen davon gingen gezielt an Unternehmen aus der Hauptstadtregion

Ob er hält, was sich Wirtschafts- und Arbeitsmarktexperten von ihm versprechen, wird sich 2011 zeigen – dann geht der Großflughafen in Schönefeld in Betrieb. Zwei Milliarden Euro soll er kosten. Hinzu kommen 630 Millionen Euro für die Schienenanbindung sowie knapp 600 Millionen Euro für den Straßenbau. Eine gigantische Investition und eine Chance für die Wirtschaft.

Aufträge im Volumen von 380 Millionen Euro hat der Betreiber, die Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH (FBS), bereits an die Industrie vergeben. 270 Millionen davon gingen gezielt an heimische Unternehmen. Auch bei zukünftigen Ausschreibungen werde man Baufirmen aus der Region verstärkt berücksichtigen, sagt Ralf Kunkel, Pressesprecher der Berliner Flughäfen.

Zurzeit läuft die Ausschreibung für „das größte und wichtigste Teilprojekt des BBI“, so Airport-Geschäftsführer Thomas Weyer: das Terminal. Ende des laufenden Jahres soll feststehen, wer den Auftrag bekommt – ein Auftrag, der sich lohnt. Rund 500 Millionen soll der Gebäudekomplex kosten.

Damit alle Unternehmen die gleichen Chancen haben, gibt es für Unternehmen bei der Auftragsberatungsstelle Brandenburg in Cottbus das sogenannte BBI-Bieterverzeichnis. „Es soll einer möglichst großen Zahl kleiner mittelständischer Unternehmen aus allen Bereichen der Lieferungen, Dienstleistungen und Bauleistungen die Chance geben, sich für die Ausschreibungsverfahren zu qualifizieren“, sagt Holger Lunau von der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Vielen kleinen Unternehmen fehlt nämlich die Erfahrung mit solch großen Projekten. „Nicht nur Einzelunternehmen, auch Bietergemeinschaften bekommen eine größere Chance, bei Aufträgen zum Zuge zu kommen“, sagt Burkhard Kühn von der Unternehmensberatung Kühn, die die Beratung für die IHK übernommen hat.

Auch wenn der BBI in Betrieb geht, soll die Region davon profitieren. Derzeit bieten die Berliner Flughäfen 33.600 Menschen ein Auskommen. Nach Angaben des Kölner Verkehrswissenschaftlers Herbert Baum schafft der BBI bis 2012 rund 39.400 neue Arbeitsplätze in der Region – durch steigende Passagierzahlen, eine Verbesserung der Standortgüte, aber auch durch Kaufkrafteffekte. Bis 2012 rechnet Baum sogar mit 73.000 Arbeitsplätzen aufgrund des Gesamtbeschäftigungseffekts: Jeder Arbeitsplatz, den der Airport schaffe, bringe mindestens einen weiteren Arbeitsplatz in der Zulieferindustrie, in der Gastronomie, bei Versicherungen, in Reisebüros oder bei Weiterbildungsunternehmen mit sich.

Die Aussichten scheinen rosig. Klare Versprechen will aber niemand abgeben. Vor allem vor dem Hintergrund, dass parallel zum Bau des BBI die beiden anderen großen Flughäfen bis 2011 ihre Pforten schließen werden. Aber immerhin finden schon heute 500 Menschen Arbeit auf der BBI-Baustelle. „In Spitzenzeiten werden es bis zu 3.000 sein“, sagt Flughafensprecher Kunkel. Um Firmen aus aller Welt auf den BBI aufmerksam zu machen, haben Berlin und Brandenburg dieser Tage an den Flughäfen Tegel und Schönefeld eine gemeinsame Werbekampagne für die Hauptstadtregion gestartet.

Dabei sollen Geschäftsreisende unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Hauptstadt erkennen, dass die Region ein Qualitätsstandort ist, betonen Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei.PDS) und Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU). Die Kampagne richte sich vor allem an Firmen, die sich im Umfeld von Berlin Brandenburg International ansiedeln wollen.

SVEN KULKA