Bildung: Weniger Geld für Studenten

Erstmals seit Jahren sinkt die Zahl der vom Bund geförderten Studenten. Berlin möchte daran erst im nächsten Jahr etwas ändern - zu spät, sagen Gewerkschaft und Studentenwerk.

Weniger Kohle für Studis. Bild: dpa

Erstmals seit 1998 ist die Zahl der Bafög-geförderten Studierenden rückläufig. Das Statistische Bundesamt teilte am Donnerstag mit, dass im vergangenen Jahr 499.000 Studenten, und damit 8.300 weniger als 2005, staatliche Zuschüsse bekamen. Auch die durchschnittliche Höhe der Förderung stagniert seit der Jahrtausendwende bei etwa 370 Euro. Seit der Bafög-Reform 2001 wurden die Förderungssätze und Elternfreibeträge nicht mehr erhöht.

"Eine Anpassung ist überfällig", sagt deshalb Andreas Keller, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Damit liegt er auf einer Linie mit der Bundesregierung, die aufgrund der Zahlen ebenfalls Handlungsbedarf sieht - allerdings erst für nächstes Jahr.

"Aufgrund der Haushaltskonsolidierung war eine Erhöhung des Bafög in diesem Jahr nicht vorgesehen", sagt Katrin Hagedorn, Sprecherin im Bildungsministerium. Für das nächste Jahr ist eine Anhebung allerdings eingeplant und soll im Herbst beschlossen werden. Die Bundesregierung möchte mindestens 40 Prozent eines Jahrgangs an die Universitäten bringen. Mit den im nächsten Jahr geplanten Erhöhungen der Bafög-Sätze um 5 und der Elternfreibeträge um 4 Prozent sei dies machbar, heißt es im Bildungsministerium.

"Das kommt erstens zu spät und ist zweitens zu wenig", meint dagegen GEW-Vorstand Keller. Er fordert eine sofortige Erhöhung der Sätze um 10 Prozent. Bereits jetzt sei zu beobachten, dass die Zahl der Studienanfänger sinke. Wenn das Bafög weiter vernachlässigt würde, "verschärft sich der Fachkräftemangel noch mehr", warnte auch der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Rolf Dobischat.

Er unterstützt jedoch die Bemühungen der Bundesregierung, MigrantInnen den Zugang zu Ausbildungsförderung zu erleichtern. Diese stellen mit 8 Prozent nur eine Minderheit in der Studentenschaft. Ein Drittel von ihnen benötigt Bafög, während es in der gesamten Studentenschaft ein Viertel sind. Derzeit können viele der Studenten mit Migrationshintergrund nur Bafög beziehen, wenn ihre Eltern jahrelang in die Sozialkassen eingezahlt haben. Demnächst soll eine "dauerhafte Bleibeperspektive" ausreichen.

Die in einigen Bundesländern bereits eingeführten Studiengebühren und die neuen Master- und Bachelorstudiengängen verunsicherten angehende Studenten zunehmend, meint der bildungspolitische Sprecher der SPD, Jörg Tauss. "Davon sind viele Mittelschichtfamilien betroffen, die genau an der Grenze der Förderungsberechtigung liegen" und sich die Gebühren nicht leisten könnten. Er fordert eine spürbare Erhöhung der Elternfreibeträge und den Ausbau von Stipendienprogrammen. "Es wäre allerdings Irrsinn, die Studiengebühren der Länder mit Bundesmitteln des Bafög zu fördern", sagte er. Zudem brauche es Signale vom Arbeitsmarkt, dass Studenten der neuen Master- und Bachelorstudiengänge willkommen seien.

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