Kommentar: PR gegen kritische Presse

In der Diskussion über manipulative Werbe-Strategien des Familienministeriums wird deutlich: viele PR-Agenturen arbeiten gegen die journalistische Unabhängigkeit.

Die Diskussion wird neu geführt - und das ist notwendig. Doch das Thema ist alt: die PR-Arbeit von Ministerien. So hat das Bundesfamilienministerium nach Einführung des Elterngeldes, zwischen Januar und März, fertige Radiobeiträge und Zeitungsartikel über zwei PR-Agenturen an Redaktionen schicken lassen. Darin wurde für das Elterngeld geworben. Und manche Redaktion hat das Werbematerial dann auch verwendet - wörtlich und ohne darauf hinzuweisen, wer der wahre Urheber der Beiträge ist.

Das Ministerium ist daraufhin in die Kritik geraten. Es werde manipuliert statt informiert, befand etwa der Deutsche Journalisten-Verband. Das Problem im konkreten Fall liegt jedoch vor allem bei den Redaktionen selbst. Ist es Faulheit oder der Mangel an Kapazitäten, der JournalistInnen dazu bringt, Beiträge eines Ministeriums unbearbeitet zu übernehmen? Oder ist es, was noch schlimmer wäre, mangelndes Bewusstsein der Notwendigkeit, zwischen redaktionellen und Werbeinhalten zu trennen?

Für den Mangel an Ressourcen spricht, dass vor allem kleine Privatsender und Lokalredaktionen die PR-Beiträge übernommen haben. Dass vielen JournalistInnen aber auch das Problembewusstsein fehlt, ist zu befürchten. Wie könnte man sonst ein als PR-Mitteilung lanciertes Schreiben unbearbeitet oder unkommentiert verwenden? So mangelhaft können die Ressourcen nicht sein.

Hinzu kommt: Der vorliegende Fall belegt eine problematische Entwicklung. PR-Agenturen setzen immer gezielter darauf, Inhalte im redaktionellen Teil der Medien zu platzieren - und nicht im Anzeigenteil. Das mag man für ihren Job halten. Doch dieses Verhalten richtet sich gegen die journalistische Unabhängigkeit. Darf ein Ministerium Steuergelder ausgeben, um die eigenen politischen Inhalte öffentlich zu machen? Sicher. Soll das aber auf diese Art geschehen? Natürlich nicht. Gerade Vertreter von Ministerien sollten sich im Klaren darüber sein, wie wichtig eine unabhängige Presse ist - und unterbinden, dass PR-Agenturen so manipulativ vorgehen.

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