Ein Manager rund ums Haus

Das Bild des ewig unwilligen Miesepeters ist passé: Der Hausmeister von heute muss neben handwerklicher auch über viel soziale Kompetenz verfügen. Eine Fortbildung qualifiziert dafür

von TONIO POSTEL

Eigentlich hat Axel Mentz Maurer gelernt. Dann wurde der 43-Jährige arbeitslos, ging zum Arbeitsamt und siehe da: Er solle sich doch zum Hausmeister mit Zertifikat fortbilden lassen, riet man ihm dort. Wenige Monate später steht Mentz breitbeinig und im Blaumann in einer Malerwerkstatt in Hamm und führt behutsam einen in braune Farbe getränkten Schwamm über die weißtapezierte Übungswand.

Seit April dieses Jahres bildet das Berufsfortbildungswerk (bfw) vom Arbeitsamt vermittelte und bislang arbeitslose Handwerker zum Hausmeister aus. In einer Art Crash-Kurs werden die Absolventen in drei Monaten von Fachleuten mit den notwendigsten Tipps, Tricks und Kniffen aus den Bereichen Technik, Kommunikation und Wohnungsverwaltung sowie Gartenbau versorgt. Ein laufender monatlicher Einstieg in die öffentlich geförderte Fortbildung ist möglich.

In der bfw-eigenen Werkstatt am Hammer Deich werden Grundlagen des Malens und Lackierens vermittelt. Zwei weiß-lackierte Holz-Türen lehnen bereits gebrauchsfertig an der Wand, aufgebockt wartet eine weitere noch auf ihren Anstrich. Diesmal jedoch sind „Wisch- und Wickeltechniken“ zur Wandgestaltung an der Reihe. „Nicht alle haben das Händchen dafür“, sagt Malermeisterin Rita Petersen und zuckt mit den Schultern. Wissen, wie‘s geht, müssen sie dennoch. Grundsätzlich gilt: Arbeiten, die in bis zu zwei Stunden erledigt werden können, muss der Hausmeister ausführen – kleinere Schönheitsreparaturen inklusive.

Insgesamt verbringen die Umschüler hier fünf Tage. Vorher wurden sie in dreieinhalb Tagen unter anderem in die „Unfallverhütung“ eingeführt, erhielten Tipps zur „Sicherheit am Arbeitsplatz“ oder zum „Gerüstbau“. Der professionelle Umgang mit Bohrer oder Kreissäge und selbst Gabelstapler-Fahren gehören zum Programm wie auch Kenntnisse über die diversen Schließtechniken von Fenstern und Türen. Schließlich sind sie, wenn Dinge nicht so funktionieren, wie sie sollen, für Hausbewohner und Firmenmitarbeiter Ansprechpartner Nummer eins.

Aus diesem Grund ist der Hausmeister von heute auch als Pädagoge gefragt. Grundlagen der „Konfliktlösung zwischen Mietern“ und der „Umgang mit schwierigen Mietern“ wie zum Beispiel solchen, die sich partout nicht an den Treppenhaus-Reinigungsplan halten oder immer wieder zu laut Musik hören, sind deshalb ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. „Als Hausmeister hat man viel mit aufgebrachten Menschen zu tun“, erläutert eine bfw-Mitarbeiterin. „Es kommen oft Situationen vor, in denen man Herr der Lage bleiben muss“, weil Mieter ungeduldig und gereizt sind. Da ist „der Druck groß“. Auch das „Training der deutschen Sprache“ gehört zum Stundenplan. Nicht nur für Ausländer, sagt bfw-Werkstattleiter Hermann Schack, „auch mancher Deutscher benötigt Nachbesserungen in Schrift und Sprache“.

„Die Kandidaten müssen neben einem handwerklichen Basis-Wissen über viel soziale Kompetenz verfügen“, ergänzt Ausbildungsleiter Andreas Wiek. Längst nicht jeder könne das leisten. Vom Bild des mürrischen Hauswarts, der in Unterhemd, Jogginghose und mieser Laune an die Tür kommt, habe man sich längst verabschiedet. Der Hausmeister von heute ist präsent und verlässlich, kurz ein „kleiner Manager rund ums Haus“, sagt Wiek. „Hausmeister sind Dienstleister, aber Deutschland ist noch immer eine Dienstleistungswüste.“

Doch Hamburg, die „wachsende Immobilienstadt“, sieht Wiek auf dem richtigen Weg: Die Nachfrage für die so genannten Haustechniker steigt. Auch Frauen wären in dem Lehrgang, dessen Durchschnittsalter bei etwa 44 Jahren liegt, willkommen, allein, es wollte noch keine an der Fortbildung teilnehmen.

Für Axel Mentz war der neue Job „meine erste Wahl“. Und auch die Ausbildung – „ohne Schulatmosphäre und mit eher persönlichem Klima“ – hat ihn „angenehm überrascht“. „Wir können jederzeit anrufen wenn wir Fragen haben“, lobt Mentz. Schack bestätigt dies: „Das bfw ist immer ansprechbar und zwar für alle Bereiche. Manche Teilnehmer rufen auch Jahre später noch bei uns an, denn wir sind ein offenes Haus und helfen auch bei der Job-Suche.“

Letzteres zumindest hat sich für Axel Mentz erledigt. Er hat inzwischen einen Hausmeister-Job in einer Speditionsfirma bekommen. Nicht zuletzt wegen seines Zertifikats.

Informationen zu Ausbildung und Anmeldung beim bfw, Gernot Heinzelmann: ☎ 78 85 61 23