PDS sucht türkische Migranten

Hakki Keskin ist Chef der Türkischen Gemeinde und will auf die Liste der Linkspartei

BERLIN taz ■ PDS-Chef Lothar Bisky verhandelt mit Hakki Keskin, dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Er soll auf der offenen Liste der PDS bei den Bundestagswahlen kandidieren. Keskin, der vor wenigen Tagen aus der SPD austrat, ist nicht abgeneigt. „Das kommt nur zustande, wenn sich eine neue Linkspartei herausbildet. Aber das scheint sicher zu sein“, sagt er und nennt seine Bedingungen: „Im Programm muss die Mehrstaatlichkeit für Migranten zumindest toleriert werden. Außerdem gehören ein Ernst zu nehmendes Antidiskriminierungsgesetz, das Erlernen der Muttersprache und die Pflege der eigenen Kultur hinein. Die Unterstützung des EU-Beitrittswunsches der Türkei ist unerlässlich.“ Ob er in PDS oder WASG eintreten wolle, sagte er nicht.

Der Professor für Migrationspolitik lebt seit 1966 in Deutschland, zuletzt in Hamburg. Er war unter anderem SPD-Abgeordneter im dortigen Landtag. Unter den türkischen Migranten in Deutschland ist Keskin bekannt, aber nicht unumstritten. Er setzte sich für Migrantenrechte ein, und auch die Beziehungen zur Türkei waren ihm wichtig. Doch seine Verbundenheit zur Heimat wird ihm auch vorgeworfen. Nach Meinung seiner alten SPD-Genossen ist er zu sehr mit der Türkei beschäftigt. Auch in seiner Wunschheimat PDS kritisieren ihn Migranten, vor allem kurdischstämmige, für seine Nähe zum türkischen Staat.

Noch ist unklar, ob Keskin in Berlin kandidiert. Sein Wunsch erregt in der Berliner PDS Besorgnis, hat man doch die Listenplätze bereits verteilt. Anscheinend möchte das aber auch der Bundesvorstand. Parteisprecher Hendrik Thalheim sagt, dass die Kandidatenliste in Berlin erst am 6. August festgezurrt werde.

Keskin will nur auf einem sicheren Listenplatz kandidieren. Und er hat ein Druckmittel: „Als Türkische Gemeinde Deutschlands werden wir auch eine Wahlempfehlung herausgeben.“ Es geht um bis zu 470.000 Stimmen. CEM SEY