Fischer blufft

BETTINA RÖHL, Jg. 1962, Journalistin, löste 2001 eine Diskussion über Fischers Gewaltvergangenheit aus.

Na, Gott sei Dank! Bis zum baldigen Ende der Legislaturperiode bleibt Fischer Außenminister und Vizekanzler und ergo fuhr er mit einem Dienstwagen nach Hause, als er am Dienstag formulierte: Ich g e h e jetzt … Tschüss! Alle Botschaften, die Fischer seit Mai ausgesendet hat, laufen darauf hinaus, dass er am liebsten weiter Außenminister wäre. Seine Chancen will er nun nicht durch Postenkleberei selber verschlechtern. Da erhöht er schon lieber den Druck auf die anderen, ihn jetzt oder in einer späteren Konstellation wieder herbeizuflehen. Fischer kennt den 1968 entstandenen Avantgarde-Komplex der CDU genau und er kennt auch die Lust der grünen Bürgerskinder an der Selbstprovokation, jetzt mal mit den Schwarzen ins Bett zu gehen. Da er in seiner Person eine ziemliche Kröte für Konservative ist, kann er kaum etwas Eleganteres tun, als einen Rücktritt in Szene zu setzen, der ihn nichts kostet. Der heimliche Vorsitz bleibt ihm mit und ohne Rückzug.