Teflon klebt im Körper

Die Wasser abweisende Chemikalie gilt als gesundheitsschädlich. DuPont wusste das und hat geschwiegen. Jetzt vereinbarten Konzern und US-Umweltbehörde eine Strafe

NEW YORK taz ■ Der Chemiegigant DuPont hat sich mit der US-Umweltbehörde, der Environmental Protection Agency (EPA), auf die Zahlung von 16,5 Millionen Dollar geeinigt. Die am Mittwoch ausgehandelte Strafe ist die höchste, die die EPA jemals verhängt hat. Die Behörde wirft dem Unternehmen vor, mögliche Gesundheitsrisiken verschwiegen zu haben, die bei der Teflon-Herstellung mit Perflouroktansäure (PFOA) auftreten können. DuPont selbst bot an, über die Strafe von 10,25 Millionen Dollar hinaus 6,25 Millionen für Umweltprojekte zu zahlen.

Der Deal, der noch von der EPA-Aufsichtsbehörde genehmigt werden muss, beendet einen 16 Monate währenden Streit. Die US-Behörde wirft dem Unternehmen vor, seit 1981 Daten über die Wirkung von PFOA geheim zu halten. Angeblich verfügt der Weltmarktführer für Teflonprodukte über Unterlagen, die zeigen, dass Kinder von DuPont-Arbeiterinnen, die dem Stoff ausgesetzt waren, häufiger unter Missbildungen leiden. DuPont bestreitet nicht die Existenz der Studien, sondern nur die Pflicht, deren Ergebnisse den Behörden mitzuteilen.

Der Konzern betonte, dass die Zahlung nicht als Schuldeingeständnis zu werten sei, sondern lediglich langwierige juristische Verfahren vermeiden solle. Die regierungsunabhängige Environmental Working Group (EWG), die der EPA den entscheidenden Hinweis gab, vertrat dagegen schon 2004 in ihrer Anzeige die Position, dass US-Unternehmen sehr wohl gesetzlich dazu verpflichtet sind, jeden Fall von Missbildungen bei Neugeborenen zu melden, wenn ein Zusammenhang mit einer Chemikalie zu vermuten ist. Dass PFOA vermutlich auch ansonsten gefährlich ist, belegen mehrere Studien. Bei Ratten wirkt der Stoff Krebs erregend und in „höheren“ Dosen toxisch.

PFOA ist hitzebeständig und Wasser abweisend, was es zu einem Grundstoff von Teflon macht. Gesetzliche Grenzwerte für die Verwendung gibt es nicht. PFOA baut sich wie PCB und Dioxin nicht ab. Der menschliche Körper benötigt Jahre, um es auszuscheiden. Mittlerweile findet man die Chemikalie im Blut von mehr als 90 Prozent aller AmerikanerInnen, wie Proben von Blutbanken des Konzerns 3 M gezeigt haben.

„Man fragt sich, was die Firma sonst noch so über ihre Produkte und Fabriken weiß und der Öffentlichkeit verschweigt“, sagte Kenneth A. Cook, Präsident der EWG. Cook rechnete außerdem vor, dass die jetzt von DuPont gezahlten 16 Millionen Dollar nur rund 0,5 Prozent des Gewinns ausmachen, den das Unternehmen in den letzten 20 Jahren mit Teflonprodukten erzielte.

Kritiker der US-Umweltbehörde deuteten an, das der Fall ein Beispiel sei, dass Chemikalien strenger reguliert werden müssten. Seit 50 Jahren wird Teflon hergestellt, doch nur wenig wurde unternommen um festzustellen, ob es die Gesundheit von Menschen gefährdet. Die EPA prüft derzeit, ob PFOA künftig als karzinogener Stoff klassifiziert werden muss – sagt aber, dass sie derzeit dazu keinerlei Anhaltspunkte sehe.

ADRIENNE WOLTERSDORF