Bush hat seine Kriegsbilanz geschönt

Die USA verschweigen die wahren Kriegskosten. Sie könnten bis zu zehnmal höher sein als bisher zugegeben

BERLIN taz ■ Bis zu 2.000 Milliarden Dollar könnte der Irakkrieg die USA bis jetzt gekostet haben. Zu diesem Ergebnis kommen der Ex-Weltbankchef Joseph Stiglitz und die Harvard-Budgetexpertin Linda Bilmes in einer gemeinsamen Studie. Ihr Ergebnis liegt etwa zehnmal höher als die offiziellen Angaben der US-Regierung.

Die Zahlen weichen voneinander ab, weil die beiden Ökonomen – im Gegensatz zur Bush-Regierung – langfristige soziale, medizinische und ökonomische Folgen des Irakkriegs berücksichtigen – allerdings nur die der USA.

Die amtlichen Angaben von 251 Milliarden Dollar für den Militäreinsatz spiegeln jedoch nur die effektiven Ausgaben wieder, die der Irakkrieg bis Ende 2005 gekostet hat. „Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs“, sagte Stiglitz. „Schon die Hälfte der Kosten für diesen Krieg hätte ausgereicht, um die Sozialausgaben der USA für die nächsten 75 Jahre zu finanzieren.“ Zu den unmittelbaren Kriegskosten der USA zählt Stiglitz die Entschädigungen für die bislang 2.240 getöteten sowie die Gesundheitskosten für etwa 16.600 verletzte US-Soldaten. Letztere haben Anspruch auf eine lebenslange Invalidenrente. Viele von ihnen benötigen medizinische Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Gestiegen sind auch die Kosten für die Wiederbeschaffung von Waffen und militärischem Gerät: sie sind bis zu fünfmal höher als zu Friedenszeiten – was Mehrkosten von 305 Milliarden Dollar bis 2015 verursacht.

Die Studie berücksichtigt auch die gesamtwirtschaftlichen Folgen: „Sie übersteigen die direkten Kriegskosten um ein Vielfaches“, sagte der renommierte Makroökonom Stiglitz. Dazu gehört zum Beispiel der Lohnverlust der getöteten oder verletzten Soldaten, die ohne den Krieg noch jahrzehntelang hätten arbeiten können. Massive Auswirkungen hatte der Krieg auch auf den Ölpreis: anstatt zu sinken, wie die Bush-Regierung vor dem Krieg immer wieder in Aussicht stellte, stieg er auf Rekordhöhe. Dieser Effekt summiert sich bis 2015 auf 450 Milliarden US-Dollar.

Mit dem Geld hätte man Besseres anfangen können, glaubt Stiglitz: „Die Kriegskosten übersteigen die weltweite Entwicklungshilfe um das Zehnfache.“ TARIK AHMIA