Dresdner Bank soll nicht ins Museum

Zentralrat der Juden kritisiert Colloquium zur NS-Geschichte des Instituts im Jüdischen Museum als „anbiedernd“

FRANKFURT/MAIN taz ■ „Wir sind die Bank der SS.“ Ein Fazit von Emil Meyer, einem Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, von 1941. Zwei Jahre später finanzierte die Bank dann schon den Bau von Krematorien und Gaskammern in Auschwitz mit. Deshalb lehnt es der Zentralrat der Juden in Deutschland jetzt ab, einem Colloquium zu einer druckfrischen Studie über die „offene Mittäterschaft“ der Dresdner Bank ausgerechnet im Jüdischen Museum in Berlin beizuwohnen.

Die Dresdner Bank, die nach der von ihr selbst in Auftrag gegebenen Untersuchung „wie keine andere Bank so direkt in die Verbrechen des NS-Staates involviert war“, möge diese am 17. Februar doch im eigenen Haus vorstellen – und nicht „anbiedernd“ in einem jüdischen Museum. Das bekräftigte der Generalsekretär des Zentralrats, Stefan Kramer, gestern gegenüber der taz: „Das Jüdische Museum ist der falsche Ort.“ Es könne dort nur um die Aufarbeitung der Geschichte der Juden gehen – und nicht um die Präsentation der Geschichte der Täter.

Banksprecher Ulrich Porwollik sagte dagegen der taz, nicht das Kreditinstitut habe zu diesem Colloquium eingeladen, sondern der Oldenbourg Verlag, der die Studie in Buchform publiziere. Zum anderen sei das Jüdische Museum auf den Verlag und die an der Aufarbeitung der Geschichte der Dresdner Bank beteiligte Eugen-Gutmann-Gesellschaft zugekommen und habe ihre Räumlichkeiten angeboten. „Die Bank hat damit überhaupt nichts zu tun“, so Porwollik. Von der Dresdner Bank werde die Studie schon am Vormittag im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. Das vom Verlag initiierte Colloquium am Nachmittag sei ausschließlich für die Diskussion über die Studie und die Rolle der Bank im Nationalsozialismus vor allem mit Historikern vorgesehen. Eine Sprecherin des Jüdischen Museums sagte dazu gestern, dass das Haus durchaus der „richtige Ort“ für eine historische Auseinandersetzung über die Verstrickungen des Unternehmens in den Nationalsozialismus sei.

Die Dresdner Bank wies auch Vorwürfe zurück, wonach sie dem Museum „mehrere Millionen Euro“ gespendet habe – und das Museum sich deshalb in der Pflicht gesehen habe, seine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Im vergangenen Jahr habe die Dresdner Bank ganze 33.000 Euro gespendet, sagte der Sprecher, in diesem Jahr habe man einen ähnlichen Betrag vorgesehen.KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT