Immobilien-Ausverkauf bei Karstadt

Der Konzern verkauft seine Warenhäuser und weitere Gebäude für 3,7 Millionen Euro – um sie im Anschluss wieder zurückzumieten. Die Zukunft wird luxuriös à la KaDeWe, denn Karstadt will kaufkräftige Kundschaft anlocken

VON BERNHARD ROHKEMPER

Vor kurzem drohte noch die Pleite, jetzt setzt KarstadtQuelle auf Luxus: Vorstandsvorsitzender Thomas Middelhof kündigte gestern an, dass der Konzern acht Häusern um die Hochpreis-Adressen KaDeWe in Berlin und das Alsterhaus in Hamburg in einem Premium-Segment zusammenfasst. Die restlichen Warenhäuser werden in die Kategorien Boulevard und Boulevard Plus einsortiert. „Durch diese Strategie werden wir unser Warenhausportfolio in den nächsten Jahren deutlich werthaltiger gestalten“, prognostiziert Middelhoff.

Die Rechnung könnte aufgehen, sagt auch Thomas Roeb. Der Spezialist für Handelsbetriebsleere von der FachhochschuleBonn-Rhein-Sieg sagte der taz: „In den teuren Innenstadtlagen. in denen Karstadt ansässig ist, stellt die Konzentration auf hochpreisige Markenartikel die einzige Möglichkeit für den Konzern dar.“ Wenn es tatsächlich gelänge, bekannte Luxusmarken in die Regale zu holen, sei die Idee eine gute.

„Das Geld ist da“, findet auch Hendrik Schröder, Professor an der Uni Duisburg-Essen. Allerdings, so der Marketingexperte: „Die Leute wollen Service für ihr Geld. Ohne ein Mehr an Beratungsqualität geht es nicht.“ Dazu braucht man allerdings Personal. Und da spart KarstadtQuelle. Im Zuge der Konzernsanierung müssen bis Ende 2007 gut 4.000 Beschäftigte den Konzern verlassen. So sollen die laufenden Kosten gesenkt werden.

Damit auch die Schulden nicht mehr drücken, hat der Konzern gestern 174 Gebäude verkauft für insgesamt 3,7 Milliarden Euro – zum Teil an sich selbst. Denn Käufer ist eine gemeinsamen Gesellschaft von KarstadtQuelle und dem Whitehall Fund, der zur Investmentbank Goldman Sachs gehört.

Weil Karstadt aber 49 Prozent der Gesellschaft gehören, erwartet der Konzern weiteres Geld durch die Beteiligung an der Wertsteigerung der Häuser – noch einmal Einnahmen in Höhe von insgesamt 800 Millionen Euro. Allerdings muss Karstadt nun für 85 Warenhäusern und weitere Immobilien rund 259 Millionen Euro Miete pro Jahr zahlen.

Middelhof hält den Deal dennoch für sinnvoll: „Durch die Einnahmen ist der Konzern finanzschuldenfrei“, sagte er gestern bei der Vorlage der Bilanz für 2005. Danach ist der Sanierungskurs erfolgreich: Steckte KarstadtQuelle 2004 noch mit 1,625 Milliarden Euro tief in den roten Zahlen, betrug der Verlust 2005 nur noch 316,5 Millionen Euro. Der Ertrag aus den Immobilienverkäufen, den der Konzern mit 2 Milliarden Euro beziffert, wird erst in die Bilanz des laufenden Jahres eingehen.

Bereits im letzten Jahr hat der Konzern unter anderem die Textilketten Wehmeyer und Sinn-Leffers sowie die Runners-Point-Schuhgeschäfte abgestoßen Auch 74 kleine Karstadt-Häuser, die derzeit noch unter dem alten Logo firmieren, gehören nicht mehr zum KarstadtQuelle-Konzern. Sie wurden im letzten Jahr an britische Investoren verkauft, die für die Filialen eine neue Marke entwickeln wollen.