Murat Kurnaz wohl bald frei – und wieder beschuldigt

Staatsanwaltschaft verdächtigt den Bremer Guantánamo-Häftling weiterhin der Bildung einer kriminellen Vereinigung

Die Bremer Staatsanwaltschaft wird nach einer möglichen Freilassung des Bremer Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz das gegen diesen laufende Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung wieder aufnehmen. Das Verfahren sei lediglich vorläufig eingestellt worden, weil der Beschuldigte nicht erreichbar war, sagte Staatsanwalt Uwe Picard der taz. Es könne gut sein, dass Kurnaz dann als Beschuldigter vernommen werde.

Kurnaz’ Anwalt Bernhard Docke bezeichnete die Vorwürfe als „Hirngespinst“. Er verwies darauf, dass das Verfahren gegen zwei zusammen mit Kurnaz Beschuldigte mangels Tatverdacht eingestellt worden sei. Ähnliches sei nach einer Vernehmung seines Mandanten zu erwarten.

Kurnaz, in Deutschland geboren und in Bremen aufgewachsen, wurde im November 2001 in Pakistan aufgegriffen und wird seit Januar 2002 im US-Gefangenenlager Guantánamo festgehalten. Seine Mutter Rabiye Kurnaz sagte der taz, sie „vermute“ die Freilassung ihres Sohnes für Mittwoch. Docke unterbrach wegen der Entwicklung gestern seinen Urlaub. Es gebe die „sehr konkrete Hoffnung“, dass Kurnaz „noch diese Woche“ in Begleitung von US-Militärs nach Deutschland geflogen werde, sagte er. „Ich gehe davon aus, dass er dann postwendend nach hause darf.“ sim

Interview mit Rabiye Kurnaz SEITE 5