Auch Lesben wurden verfolgt

betr.: „Verschwundene Minderheit“ von Maren Kroymann, taz vom 28. 8. 06, „Das gibt zu denken“ (Monika Frommel), taz vom 29. 8. 06

Nicht genug, dass Maren Kroymann mit ihrem gut gemeinten, leider naiven und offenbar komplett recherchefreien Essay dem Irrglauben neuen Vorschub leistet, Lesben seien im NS nicht verfolgt, nicht ermordet worden. Das Gegenteil ist der Fall! – Nun bekräftigt die sonst renommierte und überdies gegen sexuelle Gewalt sehr engagierte Professorin Frommel auch noch solchen Unsinn. Ja, liest denn niemand historische Forschungen?

Es gab nur darum keinen eigenen „Winkel“, kein eigenes Gesetz, weil Frauen/Lesben aus „anatomischen Gründen“ als stets „geschlechtsbereit“ galten, also zur Fortpflanzung gezwungen werden konnten. (Als solche denunzierte) Lesben erhielten als „perverse Volksschädlinge“ meist den „schwarzen“, also den „asozialen“ Winkel. In den KZs galten sie auch manch weiblichen Mitgefangenen als „asozial“(zum Beispiel Fania Fenelon, Mädchenorchester von Auschwitz). Schon in den Achtzigerjahren publizierte Ilse Kokula Interviews mit Überlebenden. Einige wurden gerade wegen ihres Lesbisch-Seins in KZ-Bordellen „eingesetzt“, andere gezielt von SS-Männern vergewaltigt. Claudia Schoppmann lieferte vor Jahren bereits mehrere Monografien zum Thema.

Auch wenn es erst ansatzweise erforscht ist, sollten sich gerade jene, die meinen sich dazu öffentlich äußern zu müssen, ein Mindestmaß an historischer Kenntnis aneignen. Die Chance, dem Thema der Verdrängung der Verfolgung von Lesben im NS endlich mehr Öffentlichkeit zu verschaffen, wurde total vertan. Offenbar hat niemand in der Redaktion (gleich zweimal) auch nur ansatzweise gemerkt, was für Geschichtsverfälschung hier betrieben und dann auch noch professoral abgesegnet wird. Ein Armutszeugnis auch für die Redaktion. MAREN LORENZ, Hamburg