Deutsche Sprache in die Landesverfassung?: Sozi macht auf Language-Keeper

Der SPD-Abgeordnete Torsten Hilse will Deutsch vor Anglizismen schützen und fordert einen entsprechenden Passus in der Landesverfassung. Doch er scheitert an seiner eigenen Partei.

Torsten Hilse sieht sich weder als Puristen noch als Fremdwortjäger. Manche Importe aus dem Englischen würde er gar begrüßen, beteuert der Pankower SPD-Abgeordnete - aber nur, wenn es nicht anders geht. Allein gegen die Anglomanie wendet er sich, das Übermaß.

Im Oktober hatte Hilse einen Entwurf für eine Verfassungsänderung in seine Fraktion eingebracht und gefordert, den Schutz der deutschen Sprache in der Berliner Landesverfassung zu verankern. "Immer häufiger werden Produkte, Verfahren oder Berufsfelder mit englischen oder englisch anmutenden Begriffen bezeichnet", schrieb Hilse in dem Entwurf. Er ärgert sich vor allem über englische Modewörter wie CEO, Public Affairs, oder Sale Education. Dies geschehe meist ohne sachliche Notwendigkeit. "Maßgeblich scheint zu sein, dass diese Worte jedenfalls nicht deutsch klingen dürfen", so Hilse. Der deutschen Sprache werde offenbar nicht mehr zugetraut, ein modernes und positives Lebensgefühl zu transportieren. Von der Aufnahme in die Berliner Landesverfassung erhoffte er sich, dass die deutsche Sprache künftig stärker "von den staatlichen Organen und öffentlichen Institutionen des Landes geschützt und gefördert" wird.

Im Arbeitskreis Kultur und Bildung der SPD-Fraktion stieß der Antrag durchaus auf Zustimmung. Sechs Genossen stimmten dafür, drei dagegen. "Ich persönlich finde es ein berechtigtes Anliegen", sagt die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Brigitte Lange. Sie selbst habe neulich in einem Schriftstück von "hidden talents" gelesen. "Verborgene Talente hätts doch auch getan", so Lange. "Das klingt doch auch schön."

Der SPD-Fraktionsvorstand lehnte Hilses Antrag aber ab. "Wir waren uns alle sehr schnell einig, dass ein solcher Passus möglicherweise zu Missverständnissen führt und andere Assoziationen wecken könnte", sagt SPD-Fraktionssprecher Thorsten Metter. "So berechtigt das Anliegen ist - der Schaden wäre größer als der Nutzen." Ein verständlicher Sprachgebrauch in den Schriften der Landesverwaltung, so der Fraktionssprecher, müsse durch Verwaltungsvorschriften geregelt werden. "Nicht alles muss gleich in der Verfassung stehen", sagte Metter.

Damit ist der Antrag vom Tisch. Die Linkspartei, Koalitionspartner der SPD, hätte ihm ohnehin nicht zugestimmt. Steffen Zillich, bildungspolitischer Sprecher der Linken, hält es für "absurd", ein solches Ansinnen zu unterstützen. Und auch bei der Opposition stieß der Entwurf auf Unverständnis. "Haben die keine anderen Sorgen?", fragte Özcan Mutlu von den Grünen.

Auf dem parlamentarischen Weg ist Torsten Hilse gescheitert. Geschlagen geben will er sich aber nicht. "Ich werde dran bleiben", sagte er. Wie? - das wollte er nicht verraten.

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