Unfallatlas: Hannovers Kinder gefährdet

In Süddeutschland ist das Risiko der Kurzen, im Straßenverkehr zu Schaden zu kommen, deutlich geringer als im Norden. Bremen ist die zweitgefährlichste Stadt.

Für manche Kinder ist der Weg zur Schule ein Hindernislauf. Und lebensgefährlich. Vor allem, wenn morgens der Berufsverkehr brandet. Bild: dpa

In Norddeutschland verunglücken mehr Kinder auf den Straßen als im Süden der Republik. Das geht aus Daten hervor, die die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) erhoben hat. Hannover und Bremen sind demnach die Städte mit den meisten Kinderunfällen. In den Jahren 2003 bis 2005 kamen in Hannover 3,9 und in Bremen 3,72 Unfälle auf 1.000 Kinder. Damit leben in den beiden Nordstädten die Kinder deutlich gefährlicher als in einer vergleichbaren süddeutschen Großstadt wie München mit nur 2,74 Unfällen auf 1.000 Kinder.

Die Zahlen finden sich in einem "Kinderunfallatlas", den die Bundesbehörde jetzt veröffentlicht hat. Die Untersuchung, für die polizeiliche Unfallstatistiken ausgewertet wurden, macht erstmals den Vergleich der Verkehrssicherheit zwischen allen Regionen und Kreisen möglich. Sie soll zeigen, wo Verbesserungsspielräume bestehen und es den Eltern und Behörden ermöglichen, das Leben der Kinder sicherer zu machen.

Wie die BASt feststellte, hängt das Risiko, Opfer eines Unfalls zu werden, auch davon ab, mit welchem Verkehrsmittel das Kind in der betreffenden Region unterwegs ist. Die BASt unterscheidet zwischen Unfällen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder als Mitfahrer im Auto. Je größer eine Stadt, desto mehr Kinder kommen zu Fuß zu Schaden. Auf dem Land sind Kinder besonders häufig als Beifahrer Opfer von Unfällen.

Im Norddeutschland seien mehr Kinder auf dem Fahrrad in einen Unfall verwickelt worden, als im Süden, erläutert Nicola Neumann-Opitz, Mitautorin des Kinderunfallatlasses. "Es ist flach und Kinder können früher auf's Rad gesetzt werden als in hügeligeren Gebieten wie zum Beispiel Bayern", vermutet Neumann-Opitz.

Zu der Frage, warum im Norden mehr Kinder in Unfälle verwickelt sind als im Süden, gibt es noch Forschungsbedarf. "Bei Unfällen spielt immer eine ganze Anzahl von Faktoren eine Rolle", sagt Hans-Jürgen Vugt, Geschäftsführer der Verkehrswacht Hamburg. Die Einrichtung von Tempo-30-Zonen sei keine Garantie für niedrigere Unfallzahlen, behauptet Vugt. Auch die Mentalität der Menschen, die Größe des Ortes, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen oder das Wetter hätten einen großen Einfluss auf das Verkehrsverhalten. "In Hamburg herrscht eine Ellbogenmentalität", findet Vugt. "Hamburger sind häufig gestresst und fahren folglich schneller und aggressiver." Vielleicht hänge das mit der verbreiteten Kaufmannstätigkeit zusammen. Da könne er nur spekulieren. In Berlin geht es seinem Eindruck nach ruhiger zu.

Warum in München vergleichsweise wenige Kinder auf den Straßen verletzt werden, kann Manuela Unger, Pressesprecherin der Münchner Polizei, nicht sicher sagen. Ob die niedrige Verkehrsunfallrate dem segensreichen Wirken ihrer Kollegen geschuldet ist, der guten Verkehrserziehung oder der teueren Autos mit besserer Sicherheitstechnik ist unklar.

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