taz Panter Volontariat 2018: Es verändert sich etwas

Was die taz noch nicht ist, aber werden soll – das beschäftigt momentan wohl alle hier, auch „die Neuen“.

Unsere aktuelle Volontärin: Lin Hierse Bild: Andreia Bickenbach

von Lin Hierse

„Die taz ist ein offenes Haus“. Das war einer der ersten Sätze, die ich als Volontärin in der Rudi-Dutschke-Straße gehört habe. Das ist nun fast vier Monate her und in diesen Monaten ist viel passiert. Zum Reflektieren bin ich dabei bisher nur selten gekommen, aber nicht zu Übersehen ist: Es verändert sich etwas.

Die taz ist für viele ein Zuhause. Ich hingegen fühle mich nicht als Teil der taz-Geschichte, zumindest noch nicht. Das fällt mir auf, wenn ich die schwarz-weißen Bilder von Rudi Dutschke im taz-Café beim Mittagessen betrachte. Da ist eine Distanz zwischen mir und dieser Zeit, das damals Geschehene ist kein Teil meiner persönlichen Vergangenheit, sondern Geschichte, die ich zugegebenermaßen in einem Wikipedia-Artikel nachlesen muss. Für mich ist Printjournalismus keine Heimat. Ich kenne die Zeiten nicht, in denen es der gedruckten Zeitung gut ging und JournalistIn ein angesehener Beruf war. Ich lerne journalistisches Handwerk in Zeiten der Verallgemeinerung und Verrohung, in denen “den Medien” mit Misstrauen oder gar Verachtung begegnet wird. Ich habe mich trotzdem, oder gerade deswegen für diesen Beruf entschieden.

Die Zukunft der Zeitung wird neu durchdacht

Denn ja: In der taz ist Platz für eine wie mich, auch wenn ich nach einem guten Vierteljahr noch nicht genau sagen kann, wo. Ich bin zu einer unruhigen Zeit in die Redaktion gestoßen, hier wird die Zukunft von Zeitung gerade jeden Tag neu durchdacht. Manchmal kann man das Rattern in den Köpfen der KollegInnen fast mithören. Was die taz noch nicht ist, aber werden soll – das beschäftigt momentan wohl alle hier, auch „die Neuen“, auch mich.

Der Innovationsreport der taz hat angefangen, das Rattern in den Köpfen in Worte zu fassen. Er ist eine Grundlage, auf der es sich weiter diskutieren, denken und ausprobieren lässt. Das ist eine ermüdende, aber auch schöne Aufgabe – bei der sich das ganze Haus einbringen kann. Gemeinsam mit PraktikantInnen haben wir deswegen vor etwa zwei Monaten eine Arbeitsgruppe tazvonmorgen gegründet. Seitdem diskutieren wir online und offline, sammeln und sortieren Ideen und treffen uns zum Kaffee um aus unserer, noch etwas externeren Sicht aufzuschreiben, wie wir uns die taz wünschen.

Veränderung ist selten einfach

Vieles, was wir denken, wurde hier längst gedacht. Ganz ähnlich wie in der Wissenschaft hat es immer schon irgendjemanden vor einem selbst gegeben, der sich zum Beispiel Print nur noch am Wochenende wünscht, taz.de stärker SEO-optimieren will oder daran glaubt, dass AutorInnen der taz für die LeserInnenschaft sichtbarer sein sollten. Wir haben uns entschieden, unsere vielen Gedanken trotzdem festzuhalten. Mit Sicherheit werden kontroverse Ideen darunter sein (taz.de ohne klassische Ressorts?), und womöglich ein paar bisher wenig beachtete Vorschläge. Wir merken, wie komplex das Thema ist, dem wir uns annehmen und wie emotional besetzt es sein kann.

Veränderung ist selten einfach. Sie kostet Mut und Überwindung, sie fordert Selbstreflexion und Bescheidenheit. Veränderung ist immer auch eine Frage nach Identität: Wer waren wir, wer sind wir, wer wollen wir sein? Aus meiner Sicht ist die zunächst einfachste Antwort darauf: Vielfalt. Es gibt nicht die eine Meinung der taz, und genauso wenig gibt es den einen, von allen getragenen Wunsch nach ihrer Zukunft. Der anstehende Umzug in das neue Haus könnte das Verändern etwas einfacher machen. Kreativität, Mut zu Neuem und das gleichzeitige Bewusstmachen dessen, was man schon lange in sich trägt – das braucht manchmal einen Kontextwechsel. Das neue Haus sieht anders aus, und wird vielleicht auch andere Formen des Arbeitens ermöglichen. Und es bietet die Chance, ein neues Zuhause zu sein, für alle und für die Zukunft der taz.

 

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