Hotels in London: Von Privatbutler bis Mausefalle

Übernachten in London: Unser Autor zeigt drei der billigsten und zwei der teuersten Möglichkeiten, um in der Stadt zu übernachten.

Verkehr in London

Covent Garden in London​. Foto: Foto:imago/Westend61

London ist eine Stadt der Unterschiede. Auch in der Hotellerie. In dem als teuer verschrienen London gibt es aber durchaus günstige Übernachtungsangebote und selbstverständlich den klassischen Superluxus.

Zelten

Lauter Verkehr an der Straßenkreuzung an der A 1 in Nordlondon. Genau hier neben einem Tierheim steht der Garten von Gillian Hoggard. „Dieser Garten ist mit seinem Obst und Gemüse Teil meiner Küche, aber auch mein Luxus und meine Therapie“, sagt Hoggard. Für 10 Pfund pro Nacht können in ihrem Garten Gäste mit dem eigenen Zelt übernachten. Privat ist es nicht gerade, denn die ganze Reihenhauskette schaut mit in den Garten.

Hoggard ist eine von 30 GastgeberInnen im Londoner Innenbereich der CampInMyGarden Initiative (campinmygarden.com). Ausgestattet mit ihrem eigenen Zelt und Schlafsack können sich Reisende dank dieser Initiative in privaten Gärten rund um die Welt niederlassen. Bei Hoggard hat man auch noch ungestörten Zugang zu einer Gartenhaustoilette mit zusätzlichem Kaltwasserwaschbecken.

Zimmer teilen

In Norwood, am südlichen Rand Londons, kann man bei dem Fotografen und Kunstberater Ali Zaidi, umsonst übernachten. Zaidi ist einer von vielen Anbietern bei Couchsurfing (www.couchsurfing.com). Viel kann er momentan nicht anbieten. Nicht mehr als eine Matratze mit Decke im Wohnzimmer, und gleich neben seinem eigenen Bett. Couchsurfing macht er, „weil mich Menschen und ihre Geschichten interessieren. Couchsurfing ist wie ein freundlicher Handschlag“, so beschreibt er es galant.

Jugendherberge

Im Clink 78 in Kings Cross, einer Jugendherberge im Zentrum Londons, steht die Mausefalle dezent in der hintersten Ecke. Sie ist eine von zwei Herbergen, in der man ab 13 Pfund eins von 500 Betten buchen kann, die meisten in Achtpersonenzimmern.

Der langhaarige, etwas klein geratene Ire Pearse Commins ist selbst ehemaliger Traveller. Er ist mächtig stolz darauf, dass er hier seit einigen Monaten Manager ist. „Hier lebt echte Herbergskultur“, verkündet er. „Es ist ein Platz für Weltreisende, wo jeder Gast noch individuell begrüßt und betreut wird.“ Commins will, dass Menschen ins Gespräch kommen, das gehöre bei einer Herberge dazu. Das Clink78 (www.clinkhostels.com/78) hat dafür eine große Gemeinschaftsküche, Bar, und diverse Aufenthaltsräume.

Die heutige Jugendherberge war im 19. Jahrhundert ein Schwurgericht. Die Denkmalschutzauflagen sind hoch, das historische Gebäude samt Gerichtssaal muss erhalten bleiben. Wer will, kann sich für einen Aufpreis sogar eine Einzelzelle in den ehemaligen Gefängniszellen buchen. Die anderen Stockwerke wurden neu dazugebaut. Jugendlich cool und mit kräftigen Farben. Unter den vielen Schulklassen auf Englischtrip und den Travellern finden sich auch Leute, die vorerst nicht vorhaben weiterzureisen.

Ormitti, ein Rezeptionist, und Marion, eine Angestellte aus Frankreich, leben hier temporär, während sie versuchen, in London Arbeit zu finden. Allerdings: „Ich schlafe nicht immer gut, weil manche Leute um vier Uhr in der Früh angetrunken alle anderen wecken“, gesteht die 22-jährige Marion

Das Langham Hotel

Im neunstöckigen prunkvollen Langham Hotel (www.langhamhotels.com) an der Einkaufsstraße Regents Street kommt das selbstverständlich nicht vor. In dem 150 Jahre alten Artdéco-Großhotel übernachteten schon Toscanini, Dvorak und die Prinzessin von Wales. „Bei uns ist keiner der Angestellten weniger wichtig“, behauptet Zimmerdirektor Paul Skinner enthusiastisch. Es gehe um eine positive Arbeitskultur, die sich auf die Gäste übertrage.

33.000 Pfund kostet die 450 Quadratmeter große Penthouse Suite des Hotels. Fadi Samhoun, der aus dem Libanon stammende, kahlgeschorene Butler im dunkelblauen Anzug, verkörpert den Stil des Hauses. „Ich bin spezialisiert auf das Erkennen der Menschen in wenigen Augenblicken“, sagt er. „Es gilt herauszufinden, welche Gewohnheiten sie haben“, weiß Samhoun. „Buttlertraining ist dabei nicht alles. Es zählt die Lebenserfahrung“, sagt er. Als ein Staatsoberhaupt einmal morgens ankam und für einen Besuch in Downing Street nachmittags noch einen Anzug brauchte, zauberte Samhoun kurzerhand sechs Schneider herbei. „Am Ende nahm das Staatsoberhaupt sogar mehrere Anzüge mit nach Hause“, lacht Samhoun.

Auch an der Bar hört man vom großen Einsatz bescheidener Mitarbeiter. Simone Caporale steht hier hinter der Bar. „In den ,kreativen Stunden‘ ab drei Uhr morgens, wenn die meisten Gäste weg sind, experimentiere ich oft“, gesteht er. Dafür trägt die Bar seit drei Jahren den Titel „beste Bar der Welt“.

Das Claridge

Westlich der noblen Bond Street steht das Claridge (www.claridges.co.uk) aus dem Jahr 1812. Konrad Adenauer, Brad Pitt, Joan Collins, Mick Jagger, und Audrey Hepburn zählen zu seinen Gästen. Wer durch die legendäre Drehtür den berühmten, schwarzweiß karierten glänzenden Marmorboden der Lobby betritt, befindet sich im Edeluniversum. Beliebt ist das Claridge besonders in der Mode und Designerwelt. Einige Räume wurden von Designern persönlich gestaltet.Thomas Kochs, der deutsche Hotelmanager, behauptet, allen Wünschen seiner Gäste nachzugehen. Aber vor allem will er sie überraschen. Es seien die kleinen, nicht geplanten oder unvorhergesehenen Dinge, an die sich Menschen nach einem Aufenthalt erinnern. „Die leichte Verbeugung des Fahrstuhlführers in Londons ältestem und einzigem personenbedienten Lift etwa oder der Burberry Trenchcoat im Schrank jedes Zimmers.“ Ab 700 Pfund die Nacht kann man diesen Luxus genießen. Eine Nacht in der Royal Suite kann bis zu 10.000 Pfund kosten. Jedes Zimmer im Claridge hat seinen eigenen Charakter von modern bis klassisch viktorianisch. Zum Eleganzschnuppern kann das Hotel auch für den Afternoon Tea oder einen Drink in der original 20er-Jahre-Bar besucht werden.

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