Ressentiments gegen Flüchtlinge: Hetzer mit Lehrauftrag

Der Vorsitzende des Philologenverbands Sachsen-Anhalt warnt vor Sex mit muslimischen Männern. Seine Kollegen distanzieren sich.

Menschen stehen in einer Schlange

Hat man bei solchen Bildern wirklich nichts Besseres zu tun, als vor Sex mit Flüchtlingen zu warnen? Foto: reuters

BERLIN taz | Als aufgeklärter Lehrer und weltoffener Pädagoge dürfte sich der Vorsitzende des Philologenverbands Sachsen-Anhalt, Jürgen Mannke, schon mit dem ersten Satz seines Leitartikels in der offiziellen Verbandszeitschrift (hier als PDF) disqualifiziert haben. Der lautet: „Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland.“ Ob der in Merseburg geborene und dort auch heute noch wohnende Philologe sich jemals ernsthaft mit der Frage auseinandergesetzt hat, was Menschen zur Flucht treibt, darf auch anhand der nachfolgenden Sätze bezweifelt werden.

Seit 2009 ist Mannke Direktor des traditionsträchtigen Goethe-Gymnasiums Weißenfels, dessen Geschichte bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht. Bevor der Lehrer für Geschichte und Deutsch dieses Amt übernahm, unterrichtete er ab 1991 am Domgymnasium seiner Heimatstadt und sammelte zuvor pädagogische Erfahrungen als Assistent am Leipziger Literaturinstitut sowie als Lehrer in Polytechnischen Oberschulen in Frankleben.

In seinem Artikel stellt er die Frage, wie „wir unsere jungen Mädchen im Alter ab 12 Jahren so aufklären, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen“. Weiter schreibt er, viele der Männer kämen „ohne ihre Familien oder Frauen und sicher nicht immer mit den ehrlichsten Absichten“.

Auch in den darauffolgenden Absätzen seines Leitartikels befeuert Mannke gemeinsam mit seiner Stellvertreterin und Koautorin Iris Seltmann-Kuke antimuslimische Ressentiments. So berufen sie sich aufs Hörensagen, wenn sie von der Zunahme sexueller Belästigungen schreiben.

„Wir sind entsetzt!“

Unlängst rechtfertigte er seine Auswüchse gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung mit den Worten, er habe sich vor 1989 nicht den Mund verbieten lassen und tue das jetzt auch nicht. Was er in dem Artikel geschrieben habe, entspreche aus seiner Sicht der Wahrheit. Als Rattenfänger für den rechten Rand versteht er sich aber trotzdem nicht: „Es ist auf keinen Fall meine Absicht gewesen, ein rechtes Spektrum zu bedienen. Das liegt mir völlig fern“, beschwichtigte er im Gespräch mit dem MDR.

Bei seinen Kollegen dürfte sich Mannke mit dem Artikel jedenfalls nicht beliebt gemacht haben. Der nordrhein-westfälische Philologen-Verband distanzierte sich „aufs Schärfste“ von den Äußerungen. „Wir sind entsetzt!“, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung. „Mit dem Griff in tiefste ideologische Schubladen werden Ängste geschürt. Es ist unsäglich, gegen eine Religion zu hetzen“, erklärte der Vorsitzende des NRW-Verbandes, Peter Silbernagel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.