Lebensmittel und ihre Zusammensetzung: Vom Himbeer-Aroma betrogen

Eine Studie zeigt: Viele Kunden fühlen sich von Lebensmittelverpackungen getäuscht und fordern eine deutlichere Kennzeichnung.

Nahaufnahme von Müsli mit weißen Schokoladenstücken und ganzen Himbeeren

Lecker? In diesem Müsli sind zumindest tatsächlich Himbeeren drin Foto: Foodcollection

BERLIN taz | Wenn im Himbeermüsli nur zwei Prozent Himbeeren stecken, ist der bewusste Frühstücksesser wenig erfreut. Auch der Walnuss-Frischkäse mit lediglich einem Prozent Nussanteil ärgert ihn. Viele Verbraucher fühlen sich von den Darstellungen auf Lebensmittelverpackungen getäuscht, das zeigt eine aktuelle Studie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Demnach wünschen sich 83 Prozent der Befragten, dass die Zutatenmengen von Produkten nicht nur im Kleingedruckten stehen, sondern vorne auf der Verpackung.

„Hochwertige Zutaten wie Himbeeren oder Nüsse werden oft nur in Minimengen eingesetzt und durch Aromen ergänzt“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv. „Die Mehrheit der Verbraucher will das klar und deutlich auf der Verpackung sehen.“

Die Online-Studie, die gemeinsam mit der Georg-August-Universität Göttingen durchgeführt wurde, zeigt ein grundsätzliches Misstrauen von VerbraucherInnen gegenüber Produktaufmachungen: Ein Drittel der 1.200 Befragten glaubt, dass künstliche Geschmacksstoffe in einem Joghurt sind, selbst wenn es keinen Hinweis darauf auf der Packung gibt. Aromen seien zwar nicht unbedingt gesundheitsschädlich, so Müller. „Es entspricht aber nicht dem Verständnis der Verbraucher nach Wahrheit und Klarheit, wenn ein Erdbeerjoghurt nur Erdbeergeschmacksstoffe enthält.“

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs muss der Gesamteindruck einer Verpackung „wahrheitsgemäß“ sein – mit Zutaten, die gar nicht im Produkt enthalten sind, darf also nicht geworben werden. Dass sich im Avocado-Dip nur zwei Prozent Avocado-Pulver verstecken, muss allerdings nicht vorne stehen. Müller sieht deshalb die Hersteller in der Pflicht, solche Mengenangaben und Aromenzusätze deutlicher zu kennzeichnen.

Der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL kritisiert indes die „pauschalen Beurteilungen“ der Studie. „Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle relevanten Informationen auf der Vorderseite der Verpackung stehen können“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbandes, Marcus Girnau, und empfiehlt Verbrauchern im Zweifel „einen Blick ins Zutatenverzeichnis“.

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