Homosexuellen-Parade in Dresden: Nazi-Vorwürfe gegen CSD-Ordner

Nach dem Dresdner Christopher Street Day gibt es Vorwürfe, unter Ordnern seien Nazis gewesen. Der Organisator dementiert dies.

Schild mit Aufschrift "Liebe doch, wen du willst"

„Liebe doch, wen du willst“: Klare Worte beim CSD 2017 in Dresden Foto: dpa

DRESDEN taz | Haben Nazi-Ordner einer Security-Firma vergangenes Wochenende den Dresdner Christopher Street Day begleitet oder nicht? Augenzeugen, die aus Angst vor rechter Gewalt nicht genannt werden wollen, berichten davon, solche Ordner schon beim Vorbereitungstreffen und der Wagenauslosung gesehen zu haben. Aufgefallen seien Security-Personen in schwarzem T-Shirt mit dem Frakturschriftzug „Ostdeutschland“ auf dem Rücken. Sie hätten den Hitlergruß angedeutet und beiläufig geäußert, sie würden sich um die Antifa kümmern.

Über den friedlich-bunten Zug von 15.000 Teilnehmern beim größten CSD in Sachsen entbrannte eine Facebook-Diskussion der Linksjugend Sachsen. Den Protesten, nicht unter der Aufsicht von Nazis marschieren zu wollen, stehen Dementis gegenüber. Eine weitere Beobachterin will den Security-Mitarbeiter Andreas Zipfel erkannt haben. Sie kennt ihn und seine Gesinnung seit zwei Jahren persönlich. Sympathiebekundungen mit Identitären oder der Seite „Gender mich nicht voll“ offenbarten sein „geschlossenes Weltbild“. Zipfels Face­book-Profil ist inzwischen nur in Teilen sichtbar.

Sie habe es für einen Akt der Zivilcourage gehalten, noch an Ort und Stelle den CSD-Gesamt­organisator Ronald Zenker darauf hinzuweisen, sagt die Augenzeugin. Der bestätigt dies, konnte aber keine Auffälligkeiten entdecken. Seit neun Jahren arbeitet der CSD mit der Security-Firma zusammen, man weiß voneinander und begrüßt sich freundschaftlich. Der Firmenchef habe ihm nochmals versichert, dass er „keine bekennenden Nazis“ oder vorbestrafte Personen beschäftige, erklärt Zenker. Die Bewerber müssen ein Führungszeugnis vorlegen. „Ich kann aber nicht in die Köpfe schauen“, fügt Zenker hinzu.

Ein mögliches Naziproblem bei der Security werde „hochgekocht“, sagt der Organisator. Entscheidend sei der friedliche und fröhliche Verlauf der „gigantischen Veranstaltung“. Man habe Pegida und „rechtem Gesindel“ ein Fest entgegengesetzt, für das überdies ein vergleichsweise geringer Sicherheitsaufwand von wenigen Polizisten nötig gewesen sei. Personen mit Thor-Steinar-Kleidung habe man in der Vergangenheit des Platzes verwiesen. Änderungsbedarf sieht CSD-Gesamtorganisator Ronald Zenker deshalb nicht.

Beispiel Leipzig

Die Linken-Landtagsabgeordnete Sarah Buddeberg berichtet indessen von Teilnehmern, bei denen die „Bewachung“ durch Nazis zu Entsetzen geführt habe und die den CSD künftig meiden wollen. Es sei auch bekannt, dass das Sicherheitspersonal in vielen Flüchtlingseinrichtungen braun unterwandert sei.

Buddeberg verweist auf Leipzig, wo der CSD nach langer ­Diskussion in diesem März eine Unvereinbarkeitserklärung verfasst hat. Die AfD wird darin zwar nicht ausdrücklich erwähnt. Aber die Zusammenarbeit mit allen Parteien und Gruppierungen wird ausgeschlossen, die mit den Grundwerten von Menschenwürde und einer offenen Gesellschaft kollidieren. Im vorigen Jahr war beim CSD in Pirna an der Elbe die Bühne in der Nacht teilweise zerstört worden

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