Birgit Kelle und die Christdemokraten: „Gendergaga“ in Dresden

Zwei CDU-Bundestagsabgeordnete haben die Buchautorin Birgit Kelle zu einem Vortrag eingeladen. Dagegen baut sich Widerstand auf.

Porträt von Birgit Kelle

Birgit Kelle nach einer Aufzeichnung der Talkshow „Hart aber fair“ Foto: dpa

BERLIN taz | In Dresden ist immer was los. Erst Pegida, dann die fremdenfeindlichen Krawalle im Umland – und jetzt kommt auch noch Birgit Kelle. Die Publizistin, die Bücher geschrieben hat wie „Dann mach doch die Bluse zu“ und „Gendergaga“, soll am Dienstag im Haus an der Kreuzkirche einen Vortrag halten. Kelle werden antifeministische, fremdenfeindliche und homophobe Ressentiments vorgeworfen.

Eingeladen haben sie die beiden sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lämmel und Arnold Vaatz. Daniela Kuge, frauenpolitische Sprecherin der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, bewirbt die Veranstaltung auf ihrer Homepage.

Gleichstellungspolitisch sind die PolitikerInnen und die Autorin auf einer Linie: Lämmel und Vaatz fürchten den „islamischen Kulturkreis“, der Frauen unterdrücke. „Können arabische Männer mit geschlechtssensibler Pädagogik und Gleichstellungsbeauftragten überzeugt werden?“, werden die Männer auf dem Homo-Portal queer.de zitiert.

Kuge würde gern das Landeserziehungsgeld, eine Leistung für die Betreuung kleiner Kinder zu Hause, ausbauen. Das bundesweite Betreuungsgeld wurde 2015 nach knapp zwei Jahren Existenz wieder abgeschafft.

Verschleierte Frau mit Regenbogenfahne

Aber Dresden wäre nicht Dresden, würde sich nicht nur gegen Pegida Widerstand regen, sondern auch gegen Kelle. Unter dem Slogan „Kelle mich nicht voll“ haben die Dresdner Grünen, die Linkspartei sowie verschiedene Verbände und das CSD-Bündnis auf Facebook für Dienstag zu einer Gegendemo aufgerufen.

Kelles „rückwärtsgerichtetes Weltbild wollen wir nicht unkommentiert stehen lassen“, so die AktivistInnen. Kelles Vortrag heißt „Mit Gendergaga gegen das arabische Frauenbild“. Auf dem Werbeplakat ist eine verschleierte Frau vor einer Regenbogenfahne, dem Symbol für Toleranz und Akzeptanz gegenüber Homosexuellen, abgebildet. Seit Jahren verbreitet Kelle ihre Thesen zu Sexismus, Rassismus und Homophobie auf Blogs und in einigen Printmedien.

So hatte sie im Magazin Focus nach den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht einen feministischen „Aufschrei“ vermisst: „Es waren wohl die falschen Täter.“ Damit meint sie, dass es sich um „arabisch aussehende Männer“ gehandelt habe, deren Herkunft in manchen Berichten aber nicht erwähnt worden sei.

Birgit Kelle fürchtet, dass eine Demokratie der Mehrheit“ durch eine „Diktatur von Minderheiten“ abgelöst werden könnte. Das weiß man auch in Dresden. Im Herbst des vergangenen Jahres, als Sachsen über einen Bildungsplan für sexuelle Vielfalt debattierte, argumentierte Kelle gegen einen solchen Aktionsplan.

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