piwik no script img

Deutschlands Haltung zu GazaEin Ende des Krieges zu fordern, ist nicht kompliziert

Cem-Odos Gueler
Kommentar von Cem-Odos Gueler

Über 25 Staaten fordern endlich ein Ende des Blutvergießens im Gazastreifen. Deutschland gehört nicht dazu. Man fragt sich, warum nicht.

Warten auf Essen vor einer Wohltätigkeitsküche in Gaza-Stadt am 22.07.2025 Foto: Dawoud Abu Alkas/reuters

E s ist nur noch bitter. Mehr als 25 europäische Länder fordern einen sofortigen Frieden im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln, die noch in den Händen der Hamas verharren. Doch Deutschland schließt sich der gemeinsamen Initiative nicht an. Warum? Würde Deutschland damit Israel verraten? Würde der Einsatz für einen Frieden im Nahen Osten der „komplexen Gemengelage“ nicht gerecht werden?

Es ist nicht kompliziert. Wenn Unschuldige tausendfach sterben, wenn Kinder verhungern, wenn israelische Geiseln in Kerkern sitzen, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

Wenn Kranke und Verletzte nicht versorgt werden, wenn Ärzte angegriffen werden, wenn Menschen auf der Suche nach Essen erschossen werden, muss es heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

Wenn Vertreibungen geplant werden, wenn die Zivilbevölkerung willkürlich bestraft wird, wenn selbst die kleinsten Auflagen des Völkerrechts mit Füßen getreten werden, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Wenn Städte gezielt unbewohnbar gemacht werden, wenn Menschen das zweite Jahr in Folge bei 40 Grad in Zelten ausharren, wenn es kein Wasser gibt, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

Wenn festgenommen wird, wer gegen die Gewalt demonstriert, wenn Journalisten getötet werden, wenn die Unklarheit nur dazu dient, das Blutvergießen zu befördern, muss es heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

Wenn sich Rassisten in einem Feldzug wähnen, wenn Islamisten Rache schwören, wenn die Vernünftigen ihre Sprache verlieren, muss es heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

Es ist nicht kompliziert. Wenn die Welt angesichts des Leids ihre Menschlichkeit verliert, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

Denn welche Gründe gibt es für die Fortführung des Kriegs im Gazastreifen? Welche Gründe gibt es dafür, die Kriegstreiber im Nahen Osten weiter zu unterstützen? Die menschenverachtende und immer brutalere Kriegsführung Israels nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 gegen­ alles und jeden im Gazastreifen hat gezeigt, dass sich die Islamisten militärisch nicht schlagen lassen.

Es wäre ein Leichtes für die Bundesregierung, sich in die Forderungen der westlichen Staaten einzureihen. Jeder Strohhalm, das Leid der Menschen zu stoppen, muss ergriffen werden. Besser heute als morgen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Cem-Odos Gueler
Parlamentsbüro
Berichtet seit 2023 als Korrespondent im Parlamentsbüro der taz unter anderem über die FDP, die Union und Verteidigungsthemen. Studium der Sozialwissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Köln, Moskau und London.
Mehr zum Thema

92 Kommentare

 / 
  • "Dieser Krieg muss enden, jetzt."



    Das Ob steht doch gar nicht zur Diskussion, es ist das Wie, auf das niemand eine Antwort weiß.



    Wie die israelischen Geiseln freibekommen?



    Wie die Hamas dauerhaft entmachten?



    Denn sonst heißt 'nach dem Krieg' nur wieder 'vor dem Krieg'.



    Wie eine Lösung finden, der Israel und Palästinenser zustimmen wollen, ohne dass eine der beiden Seiten mit der Faust in der Hosentasche vom Tisch geht.

  • Der Krieg muss enden, jetzt. Da haben Sie Recht. Er hätte nie beginnen dürfen. Er wurde geplant von Verbrechern, welche "die Bilder brauchen". Diese Verbrecher sind keine Juden und keine Israelis.



    Nun ist es allerdings an Israel, andere Wege zu suchen. Es wird sich allerdings immer wieder verteidigen müssen, solange es von Verbrechern bedroht und teilweise von Verbrechern regiert wird.

  • Es ist kompliziert.

    Da die Initiatoren des Krieges Iran/Hamas vom Leid der Palästinenser:innen profitieren.

    Angesichts der militärischen Niederlage des Iran schrieb der israelische Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant kürzlich an den Obersten Führer Chamenei: »Beenden Sie Ihren Krieg gegen ein kleines, entschlossenes Land tausend Meilen von Ihrer Grenze entfernt und konzentrieren Sie sich stattdessen auf das Wohl und die Zukunft Ihres eigenen Volkes.«

    Der Oberste Führer antwortete auf seiner offiziellen Webseite:



    "Das wahre Schlachtfeld liege nicht im Territorium, »sondern in der Beeinflussung der öffentlichen Wahrnehmung«.

    Und darum geht es.

    Der latente internationale gebildete Antisemitismus soll in offenen Antisemitismus umschlagen.

    Der Oberste Führer kennt die Zielgruppe sehr gut. Es funktioniert bestens.

    Grade der gebildete Westen lässt alle Masken fallen.

    Für diese Zielgruppe leiden die Menschen Gaza. Sie sind die Opfer dieser Strategie.

    Hamas hat den Krieg am 07.Oktober 2023 mit einem ultra-grausamen Massaker initiiert. Sofort verloren. Doch den für die Palästinenser:innen fürchterlichen Zustand aufrechterhalten.

    Deutschland kann nur an Iran appellieren.

  • Ein n.m.M. entscheidendes konzeptionelles Manko des Apells liegt darin, dass er nicht zuallererst auf die unverzügliche Herstellung der aktuell not-wenigen humanitären Hilfe abzielt. Und sich ggf. sogar allein darauf beschränkt. Was zur Verwirklichung der völkerrechtlich begründeten Forderung umgesetzt werden müsste, ließe sich so mit mehr Druck diskutieren. Denn der Bekämpfung der Hamas in ihrem nun erreichten Zustand steht eine massive humanitäre Hilfe nicht im Weg. Es kommt darauf an, ob man und wer diese organisieren will oder nicht.



    Mir scheint, dass die Zustände in Gaza so schrecklich sind, dass man in Israel davor zurückschreckt, dass durch massive Hilfe von internationaler Seite den Menschen außerhalb des Gazastreifens noch mehr Zeugnisse des dort herrschenden Schreckens bekannt würden. Tragische Verstrickung, da hilft am Ende auch nicht mehr die Schuldzuweisung einzig und allein an die Hamas.

  • Was muss eigentlich noch passieren, damit die BRD-Regierung, seine Parteien, Grüne und Linke auf die Barrikaden gehen und sich offen gegen den Völkermord in Gaza stellen, die Waffenlieferungen an Israel einstellen und diplomatischen und wirtschaftlichen Druck ausüben, den Angriffskrieg auf die Zivilbevölkerung in Gaza zu beenden? Verschont uns bitte mit euren Lippenbekenntnissen zum Humanitären Völkerrecht und zu den Werten der Demokratien des Westens, wenn ihr nicht dem erklärten Willen der großen Mehrheit der Deustchen endlich folgt, diesen Wahnsinn zu stoppen. Und jammert nicht, wenn euer Nichtstun zur totalen Zerstörung des Internationalen Rechts, der UN und der EU führen wird. Ihr legt jeden Tag mit Nichtstun die Axt an diese Welt. Ihr versagt einfach auf der gesammten Linie. Shame on you!

  • Viele Kommentare hier, die das Vorgehen Israels im Gazastreifen rechtfertigen, begehen den Fehler, die Bevölkerung im Gazastreifen mit der Hamas gleichzusetzen. Doch welche politische Einstellung hat das Neugeborene, das gerade am verhungern ist, wie steht es um die Frauen und älteren Kinder, die Alten und die Verletzten, die sich nicht oder nicht mehr wehren können? Ist es gerecht diese zu bestrafen für irgendwelche Hamasführer, die im Zweifel dickbäuchig irgendwo im Exil ihre Propaganda schmieden? Wer bringt eigentlich den Geiseln noch Essen, wenn draußen auch die Bewacher am verhungern sind?

  • Solange Israel im Windschatten der usa agiert, wird sich die israelische Regierung einen feuchten Kehricht um die Ansicht der " unter Sonstigen" laufenden Ländern scheren.

    Um glaubhaft zu werden, müssen endlich wirksame Sanktionen gegen Israel erlassen werden,

    Aber die Befürchtung bei Trump unangenehm aufzufallen scheint groß zu sein.

  • Ich schäme mich für unsere Regierung. Für derartige Heuchelei habe ich nichts als Verachtung übrig....

    • @Perkele:

      Dito

  • Also gut, es reicht. Wer hat die taz-Redaktion übernommen? Es werden hier Kommentare von Lesern veröffentlicht, die letzte Woche noch unmöglich gewesen wären. Kommt heraus und zeigt Euch!

    • @Alberta Cuon:

      Klare Kante zeigen, wird auch Zeit

    • @Alberta Cuon:

      Sie meinen, Sie schätzen den Austausch mit Meinungen, die Ihrer deutlich entgegenstehen nicht?

      Eine Diskussion macht doch keinen Spaß, wenn alle einer Meinung sind...

    • @Alberta Cuon:

      Welche meinen sie denn? Ich habe schon das Gefühl, dass hier immer eine breite Meinungspalette zugelassen wird und wurde.

  • Da es Israel selbst ist, das sich aufgrund schwerer Kriegsverbrechen in Gaza zunehmend von der Weltgemeinschaft isoliert, kann auch Deutschland nicht länger seine „schützende Hand“ über Israel halten, wenn es international glaubwürdig bleiben will (die Haltung der Trump-USA kann dabei für Deutschland kein Maßstab sein).



    Merz und Wadephul werden ihre zögernde Haltung nicht mehr lange aufrechterhalten können, wenn sie sich nicht der Beihilfe zu diesen israelischen Kriegsverbrechen schuldig machen wollen - der Krieg in Gaza könnte auch zusätzlichen Sprengstoff für den ohnehin schon stark belasteten Koalitionsfrieden bergen, da die SPD deutlich vom bisherigen Kurs gegenüber Israel abgerückt ist.



    Etwas zynisch formuliert ist es jetzt deutsche „Staatsräson“, sich den Forderungen der 29 westlichen Staaten gegenüber Israel anzuschließen, um die Regierungsfähigkeit hierzulande nicht zu gefährden.



    Im übrigen hoffe ich darauf, dass der innenpolitische Erosionsprozess der Netanyahu-Regierung so weit voranschreiten wird, dass es dort alsbald zu Neuwahlen kommt und damit endlich ein nachhaltiger Friedensprozess ermöglicht wird - die Menschen in Gaza, Israel und ganz Nahost haben es verdient.

  • Ein Grund für das wegducken vor Verantwortung in der Causa Israel/ Palästina ist sicher, dass der militärisch-Industrielle Komplex Israels extrem tief in der Bundespolitk verankert ist.



    Überwachungssoftware für das Innenministerium, die Polizeien und die BW kommen aus Israel. Werden von dort upgedatet und gewartet. Luftabwehr wird in Israel gekauft, Elektronik für Waffensysteme sowie in Gaza erprobte KI, die Zielerfassung übernimmt sowie bewaffnete Drohnen sind für die Bundesrepublik ebenso interessant, wie Israels Käufe von U-Booten, Motoren für Panzer, Kleinwaffenlizenzverkauf und Munitionsverkauf an Israel. Dazu Dual use Fahrzeuge, Uniformteile, etc.



    Speziell die KI und Überwachungstechnik sind Feuchtträume konservativer Politdarsteller in der Republik. Dazu kommen massive Eingriffe in Politik weltweit durch Israelische Lobbyorganisationen (AIPAC in USA z.B. LfI in Uk,...) sowie wohl auch eine Portion religiöser Kulturkampf gg Muslime (Drechsarbeit Statement des Kanzlers plus Flüchtlingspolitik plus Integrationspolemik lassen darauf schliessen).



    Ein toxischer Mix, der bei den Charaktereigenschaften unseres polit. Personals zu Realitätsleugnung und Ignoranz, sowie Egoismus führt.

    • @funxxsta funxx:

      "Ein Grund für das wegducken vor Verantwortung in der Causa Israel/ Palästina ist sicher, dass der militärisch-Industrielle Komplex Israels extrem tief in der Bundespolitk verankert ist."

      Ein nicht unwesentlicher Faktor auch nach meiner Einschätzung! Und was sagt demokratische Recherche- und Meinungspresse dazu ? - Nix ...

  • "Ein Ende des Krieges zu fordern, ist nicht kompliziert..."



    Stimmt schon - irgendwas zu fordern ist immer einfach. Funktioniert aber spätestens mit Ende der Kindergartenzeit allein nicht mehr...

  • Unschuldige Opfer gibt es gewiss. Und wo sind die Geiseln?

    • @Amra:

      Da kann ich weiterhelfen.



      Israel hält seit Oktober 2023 über 9000 Palästinenser ohne Anklage oder nur einen Vorwurf von Rechtsbruch in Haft.



      13 davon sind nachweislich in haft gestorben. U.a. ein Arzt an inneren Verletzungen im Anus durch einführen eines Elektroschock-Stock.



      Vor Oktober 2023 sassen bereits über 10000 Palästinenser ohne Anklage teils jahrelang in Haft. U.a. zahlreiche Minderjährige.



      Freigelassene Gefangene Israels verloren in Haft ca. 30% ihres Körpergewichtes.



      usw



      Gerne biete ich die entsprechenden links an. Oder sie schauen selbst. Quellen: Ärzte ohne Grenzen, Human Rights Watch, UN, Haaretz, 972, usw

    • @Amra:

      Ich nehme an, Sie sprechen von palästinensischen und israelischen Geiseln. Beide scheinen von der israelischen Regierung abgeschrieben zu sein.

  • Deutschland hat eine Verantwortung, stimmt.



    Aber es kann nicht sein, dass man aus dieser Einstellung heraus offensichtliche Kriegsverbrechen toleriert.



    Es zeigt sich, dass der israelische Opfer-Status nicht davor schützt, auch Täter zu werden.



    Die deutsche Staatsräson führt so zu einer Mitschuld an den Geschehnissen.

  • Fordert die Erklärung auch die Entwaffnung der Hamas?

    • @Arne Babenhauserheide:

      Dass Sie gleiche Ansprüche an eine Terror-Organisation erheben, wie an einen demokratischen Staat, ist absurd. Das Handeln der Israelischen Regierung ist durch keine einzige Handlung der Hamas zu rechtfertigen.

    • @Arne Babenhauserheide:

      Vielen Dank für diese präzise Zusammenfassung! Die Punkte gut zusammengebracht

  • Ich kenne den Text des Schreibens nicht, dem Deutschland sich nicht angeschlossen hat. Ich vermute, es liegt daran, dass er an Israel adressiert ist und nicht an die Hamas. Dann wäre es für mich auch nachvollziehbar.

    • @Jens Köster:

      "Ich kenne den Text des Schreibens nicht, dem Deutschland sich nicht angeschlossen hat."



      Laut unserem Bundeskanzler ist der Inhalt deckungsgleich mit der Haltung der Bundesregierung. Es müsse deshalb nicht extra unterzeichnet werden.



      Kam vorhin in den Nachrichten.



      Ich sag erstmal nix dazu.

  • Dieser Krieg muss enden, jetzt."



    Genau. Auch und deshalb, weil Israel viel verlieren wird, Freunde und Verbündete die auch in Zukunft dringend gebraucht werden. Die verliert man schneller als so mancher denkt.

  • Sind die Geiseln frei ? Dann stellt sich die Frage nicht!

  • Deutschlands Haltung zu Gaza

    Es wäre nicht kompliziert, ein Ende des Krieges zu fordern – doch Deutschland fehlt der Mut, auf internationaler Bühne eine eigenständige Position einzunehmen.

    Eine solche Forderung gilt hierzulande schnell als „antisemitisch“, schließlich beruft sich Israel auf sein Recht zur Selbstverteidigung – auch wenn dies bedeutet, weite Teile des Gazastreifens in Trümmer zu legen.

    Nun soll Israel auch noch die Drusen in Syrien „beschützen“.

    Angesichts dieser gewaltigen Aufgaben stellt sich Friedrich Merz demonstrativ hinter Benjamin Netanjahu – selbst wenn dieser international wegen Kriegsverbrechen gesucht wird.

  • Das Problem dabei ist, dass der Krieg nicht endet, nur weil Israel sich aus Gaza zurück zieht.

    • @BrendanB:

      Stimmt, es muss auch was danach geben.

      Perspektive, Zukunft

      Wie sieht es da eigentlich aus?

      Haben Sie schon von der Israelischen Regierung einen VERNÜNFTIGEN und HUMANEN Plan gehört, wie man diese MIT den Palästinenser gestalten könnte?



      Ja?

      Ich nämlich NICHT!



      Ich höre:



      "Umsiedlung" (Vertreibung)



      "HUMANE STADT" welche die "Bewohner" NICHT verlassen dürfen und um welche dieser das Militär stehen soll

      Woran erinnert das letzte noch mal?

  • Den einfachsten Weg, den Krieg zu beenden, haben die Palästinenser selbst in der Hand: Kapitulation, Freilassung der Geiseln und fertig.

    • @Heike 1975:

      Wirklich ? Wenn man sich die Politik der Regierung Netanjahu anschaut, die langwährenden israelische Demonstrationen gegen die eigene Regierung für die Freilassung der Geiseln, und die wiederholte Sabotage oder Aufkündigung der Verabmachungen durch die Regierung Netanjahu, ist man wohl anderer Meinung.

    • @Heike 1975:

      "Den einfachsten Weg, den Krieg zu beenden, haben die Palästinenser selbst in der Hand: Kapitulation, Freilassung der Geiseln und fertig."



      Hab ich bis vor Kurzem auch geglaubt. Mittlerweile stellt sich das allerdings deutlich komplizierter dar. Die Hamas würde damit Israel theoretisch die Rechtfertigung entziehen, ja. Aber Netanjahu und seine Gefolgschaft haben die Dinge bereits so weit getrieben, dass ich nicht ganz glauben kann, sie würden dann auch tatsächlich aufhören...

  • Danke für den Beitrag.

    Ja, natürlich, es ist nur noch abscheulich.



    Wie der britische Minister sagte, widert auch mich die Gewalt in Gaza an und ich finde die Handlungen entsetzlich.



    Alle haben, berechtigterweise, die Opfer des 7. Oktober betrauert, aber in Gaza Kinder, Babys, alle möglichen Menschen zu Tode zu hungern, war und ist anscheinend gerechtfertigt, zumindest hat die Regierung noch nichts substanzielles dagegen getan.

    Dies sind entsetzliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Was sind denn das für Handlungen, eines "demokratischen" Staats? Kinder zu Tode zu hungern....

    Ich fand unser Land noch nie so schrecklich und mich widert das Verhalten deutscher Politiker und der Mainstream Medien, die immer alles weichgespült und gerechtfertigt haben, als "Kampf gegen die Hamas" und dadurch die Situation mit ermöglicht haben, an.



    Ich glaube nicht, dass ich mein Vertrauen in Medien und Politik Deutschlands jemals wiedererlangen werde.

    Komplett ignoriert wurden auch die genozidalen Aussagen in Israels Politik und Medien. Nachlesbar im Guardian vom 27.06.2025 "Gaza must be eliminated". Hätte man dies ernstgenommen wüsste man, dass der Genozid angestrebt wurde.

    • @Aya:

      Volle Zustimmung. Zum letzten Absatz noch: hätte man die überwältigende Zahl an renommierten Völkermord- Experten ernst genommen, die seit Monaten Alarm schlagen, manche schon seit über einem Jahr, hätte man den IGH und die vorläufig angeordneten Maßnahmen ernst genommen und noch viel wichtiger Konsequenzen gezogen und Maßnahmen ergriffen, wären wir nicht hier. So hat man in meinen Augen die wichtigste Aufgabe der Völkermord Konventionen wieder einmal verfehlt: die Prävention eines Völkermordes. Und jeder solte sich selbst fragen und das betrifft eben v.a. Politiker aber auch Medien, Unternehmen (Waffenhersteller,...) was sie dazu beigetragen haben, das es soweit kommen konnte. Ich kann nur hoffen, dass gerade die Verantwortlichen in der Politik irgendwann von einem Gericht zur Rechenschaft gezogen werden.

    • @Aya:

      Dem kann ich mich nur anschließen.

  • Die Hamas oder auch die Iraner könnten sofort jeden Grund für die Fortführung des Krieges aus der Welt schaffen, indem sie die restlichen Geiseln übergeben.



    Das sie das nicht tun, könnte darauf hindeuten, das ihnen die derzeitige Situation ganz recht ist.

    • @captainrik:

      Iran/Hamas profitieren von der jetzigen Situation sicherlich.

      Die weltweite Wahrnehmung und Meinung richtet sich gegen Israel.

      Die perfekte Grundlage für den "monströsen" Antisemitismus (wie Michel Houellebecq ihn nennt) in Europa und anderen Regionen.

      Die iranischen Antisemiten gewinnen. Die "Protokolle der Weisen von Zion" kriegen jetzt vermutlich einen Goldblatteinband.

      Es läuft wenn schon nicht militärisch doch politisch bestens für Iran und seine Gotteskrieger im Kampf gegen die Juden.

    • @captainrik:

      Das ist die Parole der israelischen Hardliner und sie ist falsch. Selbst wenn die Hamas die Geiseln freilässt, wird Netanjahu und seine Junta den Krieg weiterführen und/oder einen anderen anfangen, andernfalls verlieren sie ihre Macht und werden gar vor Gericht gestellt. Da ist diese einfache und irreführende Behauptung schlicht falsch, dass es nur an der Hamas liegt.

      • @Perkele:

        Oh, da schießt die deutsche "Palästina-Solidarität" mit ganz scharfen Waffen um die Ecke. Recherchieren Sie doch mal was eine "Junta" ist. Übrigens Netanyahu steht vor Gericht und da schwimmen ihm die Fälle weg. Ihre Behauptung, dass der Krieg deswegen weitergeführt wird, ist schlicht unterkomplex und falsch.

    • @captainrik:

      Alle Geiseln wären längst zurück, Israel/Netanyahu und die religiösen Extremisten haben zuletzt das Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas einseitig aufgekündigt, ab 18. 3. weiter gebombt, eine Blockade errichtet, die Palästinenser mit dem Ziel der Vertreibung ausgehungert. Netanyahu braucht unendlichen Krieg, um an der Macht zu bleiben: How Netanyahu Prolonged the War in Gaza to Stay in Power - Secret meetings, altered records, ignored intelligence: the inside story of the prime minister’s political calculations since Oct. 7. www.nytimes.com/20...yahu-gaza-war.html

      • @hamann:

        Das letzte Angebot für eine 60-tägige Waffenruhe für eine Freilassung von 10 lebenden Geiseln wurde von der Hamas abgelehnt.



        Auch die Behauptung „Israel hat einseitig ein Abkommen gebrochen“ – so nicht haltbar - allerdings hinsichtlich der aktuellen Situation nicht relevant.

    • @captainrik:

      Da widerspreche ich Ihnen.

      Und nicht nur ich tue es.



      Durch Zufall habe ich ein interessantes Interview gelesen.



      Alle die behaupten "müssten nur Geiseln frei lassen ect." sollten sich diese durch lesen.

      www.zeit.de/2025/2...-holocaust/seite-1

      Es geht schon lange nicht mehr um die Geiseln!

      • @Keine Sonne:

        Danke für den link zu dem Interview. Ich war auch vor dem lesen nicht bei "müssten nur Geiseln frei lassen usw". Zb. das verlinkte Interview ermöglicht einen weiteren Blick.



        Der ist wichtig. Für mich "nutzt" die israelische Regierung die Situation. Das ist krassest und schwer schreibbar. Darum höre ich jetzt lieber auf.

  • Für Deutschland ist die Situation aus historischen Gründen sehr speziell. Deutschland muss weiterhin seine Solidarität mit allen Menschen jüdischer Herkunft und mit dem Staat Israel zeigen. Das ist auch durchaus richtig so.



    Ich selbst fürchte, dass Israel durch seine aktuellen Handlungen viele Freunde verlieren wird, die es dringend bräuchte. Ich verstehe allerdings auch sehr gut die Reaktion Israels auf das niederträchtige Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023. Betrachte ich den Umgang der Hamas mit den aus Israel verschleppten Geiseln, kommt bei mir unbändige Wut auf. Ja, die Reaktion und die Absicht Israels, die Hamas komplett zu zerstören, ist mehr als verständlich. Mit solchen Verbrechern verhandelt man nicht, niemals.



    Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen hat unter beiden Seiten zu leiden, unter der Hamas, die die volle Verantwortung für diesen Krieg trägt und unter der israelischen Armee, die sich immer größere Exzesse erlaubt und offensichtlich auch Hunger als Waffe einsetzt. Ich halte indes Bombardierungen und blinde Zerstörung für kein sinnvolles Mittel für den Kampf gegen Terroristen.



    Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es die Hamas war, die diesen Krieg begonnen hat.

    • @Aurego:

      Hinsichtlich der sehr speziellen Beziehung zwischen dem Staate Israel und der Bundesrepublik, möchte ich auf das sehr interessante Interview von Helmut Schmidt mit dem jüdischen Historiker Fritz Stern verweisen, wo er in etwas hanseatischer Diktion die deutsche Außenpolitik als " nicht bis zu Ende gedacht " charakterisiert. youtube.com/shorts...i=jjCT2xC3-FhTKgxK

    • @Aurego:

      Ich wäre ein zurückhaltender mit dem Verweis auf historische Verantwortung, sobald es nicht mehr allein um deutsch-jüdische Beziehungen geht (die wiederum nicht identisch mit den deutsch-israelischen Beziehungen sind), sondern die Rechte Dritter betroffen sind. Oder, um das etwas deutlicher zu formulieren: die Gleichgültigkeit über verhundernde Kinder in Gaza mit dem Rekurs auf NS-Verbrechen zu rechtfertigen, ist keine Konsequenz aus der deutschen Geschichte, sondern deren zynische Instrumentalisierung. Und diese wird auch nicht besser, wenn man sie in ein allzu vereinfachtes Bild des NO-Konflikts (der bekanntlich älter ist als Hamas) einbettet.

      • @O.F.:

        Die eigentlich zynische Instrumentalisierung besteht im Kalkül der Hamas, möglichst viele zivile Opfer zu produzieren, um daraus politisches Kapital schlagen zu können. Offensichtlich erfolgreich, wie man ja sieht. Aber klar, wer dieses menschenverachtende Spielchen nicht mitmacht und sich deshalb nicht vorbehaltlos auf die Seite jener schlagen möchte, deren erklärtes Ziel nach wie vor die Vernichtung des jüdischen Staates ist, der ist gleichgültig gegenüber "verhungernden Kindern" und missbraucht die historische Verantwortung. Es ist eben auch die Stunde der großen Vereinfacher, die regelmäßig die Schuld für palästinensischen Terror ausschließlich bei Israel sehen und für die selbst der 7. Oktober bestenfalls eine zu kontextualisierende Episode war.

    • @Aurego:

      Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es die Hamas war, die diesen Krieg begonnen hat."



      Doch, das dürfen und sollten wir, denn im Moment besteht die dringendste Aufgabe darin, zu verhindern, dass zwei Millionen Menschen im Gazastreifen verhungern. Ich wüsste nicht, wer die Hamas zwingen könnte, die letzten Geiseln freizulassen und aufzugeben. Was die andere Kriegspartei angeht, so könnte Trump wahrscheinlich genügend Druck auf Netanjahu aufbauen, damit dieser sehr viel mehr Lebensmittel in den Gazastreifen transportieren lässt und dafür sorgt, dass nicht ständig Menschen bei der Essensausgabe erschossen werden.



      Die israelische Regierung leidet am wenigsten unter dem Gaza-Krieg, daher ist es nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet ihr die Solidarität Deutschlands und der USA gilt.

      • @Phoebe:

        Nein, wir werden das nicht vergessen und Israel wird es, wie es aussieht, auch nicht vergessen. Israel wird weiterhin versuchen, die Hamas zu eliminieren und sich auch durch Trump daran nicht hindern lassen.



        Die Bevölkerung des Gazastreifens hätte die Hamas schon längst zum Teufel jagen und deren Mitgliedern nicht jahrelang Schutz und Unterschlupf gewähren sollen.

        • @Aurego:

          „Israel wird weiterhin versuchen, die Hamas zu eliminieren und sich auch durch Trump daran nicht hindern lassen.“



          Eine interessante Auffassung, waren es doch Israel bzw. seine Regierungen, die insbesondere nach 2006 alles daran gesetzt haben, die Terrorstrukturen der Hamas zu stärken bzw. die PA so zu schwächen, dass eine Neuauflage des Oslo-Prozesses verunmöglicht wurde.



          Aber ich möchte überhaupt nicht nachkarten und meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass es mit dem Netanyahu-Spuk bald vorbei sein wird und eine neue, gemäßigte israelische Regierung sich drauf besinnt, was wirklich Not tut, um Frieden und Sicherheit für Israel und seine Nachbarn zu gewährleisten.



          Deutschland kann derweil helfen, indem es sich der Initiative der 29 westlichen Staaten anschließt, um den internationalen Druck auf Netanyahu und seine zerbröselnde Regierung zu erhöhen.

        • @Aurego:

          Die Hamas erhält scheinbar ständig Neuzugänge und das einzige, was Netanjahu erfolgreich eliminiert, ist die Zivilbevölkerung.

          Wer hätte denn in der Lage sein sollen, eine bewaffnete Terrortruppe wie die Hamas zu verjagen bzw. zu entwaffnen? Mir fällt dazu nur der politische Arm der Hamas ein, wenn überhaupt. Es ist die Gesamtbevölkerung des Gaza-Streifens (einschließlich kleiner Kinder, denen man nicht ernsthaft vorwerfen kann, sich nicht zum Zwergenaufstand verabredet zu haben), die unter dem Angriff der israelischen Regierung leidet und mittlerweile beginnt, zu verhungern.

    • @Aurego:

      Das was Deutschland aus seiner Geschichte hätte lernen müssen, steht im 1. Artikel unseres Grundgesetzes. Die Würde des Menschen ist unantastbar und das Bekenntnis zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten. Und diese Menschenrechte sollten für ALLE gleich gelten und nicht bedeuten, das man zum vermeintlichen Schutz der einen, wiederholt die Rechte der anderen verletzt. Was man nämlich dann macht, ist das Leben einer Gruppe als mehr wert anzusehen, als das einer anderen und das hatten wir ja wohl schon einmal in diesem Land, weswegen Artikel 1 auch so existiert wie er ist. Und eine uneingeschränkte Unterstützung aufgrund von Historie unter kompletter Missachtung aktueller Ereignisse und dem Fakt das wir es mit einer rechten/ rechtsradikalen isr. Regierung zu tun haben, hilft auch nicht den demokratischen und nicht- rechten Akteuren in Israel, ignoriert die tausenden von jüdischen Menschen die seit Monaten weltweit gegen den Krieg auf die Straße gehen und wird Israel nicht sicherer machen. Man hat meines Erachtens sogar das Gegenteil bewirkt, da durch die Null-Konsequenzen- Politik bei Völkerrechtsbruch die Extremisten auf beiden Seiten des Konflikts gestärkt wurden.

    • @Aurego:

      Ich bin bestimmt nicht oft Ihrer Meinung, aber das würde ich unterschreiben.

    • @Aurego:

      >Deutschland muss weiterhin seine Solidarität mit allen Menschen jüdischer Herkunft und mit dem Staat Israel zeigen.<

      Ganz sicher nicht wenn es Kriegsverbrecher sind oder wenn sie Kriegsverbrecher unterstützen oder wenn sie das Existenzrecht eines palästinensischen Staats infrage stellen.

    • @Aurego:

      Sich hinter der Ausrede der historischen Verantwortung zu verstecken, nimmt den Deutschen keiner mehr ab. Weder in Europa, in der arabischen Welt und auf der Südhalbkugel erst recht nicht.

      Verantwortung aus der Geschichte zu übernehmen, bedeutet in erster Linie in Gegenwart und Zukunft zu verhindern, dass sich Unrecht wiederholt.

      Das erreicht man nicht durch Waffenlieferungen an einen Staat der Kriegsverbrechen begeht. Und auch nicht in dem man sämtliche Sanktionen durch ein Veto blockiert.

      Wäre schön, wenn die Diskussionen zum Thema sich nicht ausschließlich um die Belange Deutschlands drehen, wie ihr Beitrag exemplarisch zeigt, sondern um die Betroffenen vor Ort.

      Und wer meint Solidarität mit einem Unrechtstaat üben zu müssen, nur weil dieser den Namen Israel trägt, der hat nur wenig verstanden. Besser wäre es für Deutschland darauf hinzuarbeiten, dass aus Israel wieder ein Rechtsstaat wird, der sich an internationale Regeln hält. Sanktionen sind ein Mittel welches dazu beitragen kann, das ein Staat wieder in die Spur zurückfindet.

      Zu ihrer Bemerkung bezgl. der Hamas. Bitte zwischen Ursache und Wirkung auch die Verhältnismäßigkeit mit einbeziehen, die ist entscheidend.

      • @Sam Spade:

        Die bewusste Gleichsetzung Israels mit dem NS-Regime ("Unrechtsstaat") ist ja hier offensichtlich kein lapsus linguae mehr, sondern beabsichtigt. Die sich aus dem Holocaust ergebende Verantwortung wird dann nur noch zur "Ausrede".



        Ich verzichte jetzt mal, näher darauf einzugehen, die verbale Enthemmung ist auch so unübersehbar; dazu mag sich jeder seinen Teil denken.



        Dass wir es in diesem Konflikt nach wie vor mit einer Gegenseite zu tun haben, die unbeirrt am Ziel der Auslöschung Israels, der Vertreibung und/oder Vernichtung der dort lebenden Juden festhält, kann und sollte man eigentlich wissen. Hamas und Konsorten könnten dies ändern. Aber es gehört zur Verlogenheit der Debatte, dass dies nie eingefordert wird, ebenso wie, dass völkerrechtliche Maßstäbe nur an Israel angelegt werden. Die Hamas hat diesen Krieg militärisch verloren und könnte ihn durch eine Kapitulation sofort beenden. Auch das wird nie gefordert. Aber so wie die Hamas die eigenen Verluste unter der Zivilbevölkerung immer schon zynisch einkalkuliert hat, die ja gewollt sind, reißt sie lieber - wie die NS-Führungsclique - ihr eigenes Volk mit in den Untergang.

        • @Schalamow:

          Daran ist alles falsch. Schon Ihre einleitende Unterstellung, die Rede von einem „Unrechtsstaat“ würde eine Gleichsetzung mit dem NS implizieren, ist Unsinn: der Begriff wurde und wird oft genug im Bezug auf die DDR und andere autoritäre Staaten benutzt (googeln genügt, um das herauszufinden). Die Ironie ist, dass Sie selbst abschließend einen NS-Vergleich in den Raum werfen, der schon allein deshalb schief ist, weil Sie die Rolle Israels als Besatzungsmacht und die Folgen, die das seit Jahrzehnten für die Palästinenser hat, ausblenden – weshalb die Aussage, Hamas müsste nur kapitulieren, in doppelter Hinsicht falsch ist: erstens, weil die rechtsradikale israelische Regierung hinreichend klar gemacht hat, dass ihr Ziel eine ethnische Säuberung Gazas ist und zweitens, weil auch der Status quo vor dem Krieg unerträglich war. Wie Sie auf die Aussage kommen, an Israel würden einseitig völkerrechtliche Maßstäbe angelegt, ist mir ein Rätsel: man hat im Gegenteil viel zu lange weggeschaut. Müssen wir wirklich darüber diskutieren, warum es inakzeptabel ist, Hunger als Waffe einzusetzen und auf Hilfesuchende zu schießen?

      • @Sam Spade:

        Israel ist ein demokratischer Rechtsstaat im Krieg, kein Unrechtsstaat. Unrechtsstaat passt dann doch besser auf Iran oder Saudi-Arabien.



        Wir liefern die Waffen, zum groessten Teil Kriegsschiffe, um das Existenzrecht Israels und seiner Bevoelkerung zu schuetzen. Und dieses Existenzrecht wird nicht nichtig weil die gewaehlte Regierung im Krieg Kriegsverbrechen begeht.



        Wer Kriegsverbrechen verhindern will, muss Kriege verhindern. Ich kann mich an keinen Krieg ohne Kriegsverbrechen erinnern. Deutschland hat das in Afghanistan sogar geschafft, ohne im Krieg zu sein.

      • @Sam Spade:

        Wenn Sie Verhältnismäßigkeit fordern, können Sie Israel gerne an das Gebot "Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn ..." aus der Tora erinnern (Ex 21,23-25).

        • @Aurego:

          Wie man ein Massaker an gut 1000 mit dem Verhungern von ein paar Millionen aufwiegen will, werd ich nie verstehen. Justitia hilf!

        • @Aurego:

          Abgesehen davon das die Rex Talionis kein Gebot sondern ein Gesetzestext ist, handelt es sich bei ihr um ein juristisches Prinzip. Es wendet sich an die gerichtliche Instanz Israels und nicht an die Nation.

          Vor diesem Hintergrund macht ihr Einwand wenig Sinn, es sei denn sie wollten dafür plädieren das Israels Vergeltungsmaßnahmen sich darauf beschränken ausschließlich die Verantwortlichen, also die Ausführer der Tat, vor Gericht zu stellen. Alttestamentarisch steht ihr Zitat nämlich für die Gleichheit der Rechte. Dazu gehört aber nicht Stellvertreter haftbar zu machen. Das finden sie in der Antike eher im orientalischen Codex Hammurabi. Indem wird juristisch nicht mit gleichem Maß gemessen.

          Soviel zum Thema Verhältnismäßigkeit und Rechtsprechung in der Antike.

      • @Sam Spade:

        Völlig richtig!

      • @Sam Spade:

        Man kann Israels Kriegsführung kritisieren und trotzdem mit dem Land solidarisch sein. Welches bei Ihnen scheinbar schon in Gänze ein "Unrechtsstaat" ist. Zu den "Betroffenen vor Ort" gehören auch die Menschen in Israel, die eben nicht nur aus militanten Siedlern und Nationalchauvinisten bestehen. Und die eine massive Delegitimationskampagne gegen ihr Land erleben müssen.

        • @Kai Ayadi:

          Wir würden/müssten diese Diskussion sicherlich nicht führen, wenn Israel NICHT Gefahr liefe, wegen der unzweifelhaft verübten Kriegsverbrechen in Gaza sowie der schon seit Jahrzehnten andauernden Besatzungs- und Siedlungspolitik - die manche durchaus als eine Art Apartheidsystem bezeichnen - zu einem Unrechtsstaat zu werden. Nicht im Inneren, aber durchaus in seinem Verhältnis zu den Palästinensern.



          Aber auch Jahrzehnte andauernde Wagenburg-Mentalität und politische Durchsetzung des revisionistischen Zionismus „machen“ etwas mit der israelischen Bevölkerung, wie Ihnen als aufmerksamer Beobachter der innergesellschaftlichen Entwicklungen in Israel sicher nicht entgangen ist (und ich bin der Letzte, der abstreiten würde, dass auch die äußere Bedrohungslage etwas mit den Israelis „macht“).



          Wie jeder liberalen westlichen Gesellschaft droht auch Israel der Marsch in die Illiberalität, in den Autoritarismus - und das Besatzungsregime gegenüber den Palästinensern hängt der israelischen Demokratie zudem wie ein Mühlstein um den Hals.



          Es kann sich von dieser Last befreien, indem es Palästina endlich „frei“ gibt. Das freilich wäre das genaue Gegenkonzept zum revisionistischen Zionismus.

      • @Sam Spade:

        Die Hamas hat nach dem 7.10. öffentlich angekündigt, solche Massenmorde immer wieder zu wiederholen, bis Israel vernichtet ist.

        Und während die Hisbollah inzwischen massiv geschwächt ist, hat die Hamas weiterhin Kontrolle über große Teile von Gaza.

      • @Sam Spade:

        Was internationale jemand der deutschen Regierung bei diesem Thema abnimmt oder nicht abnimmt, ist eigentlich zweitrangig.

        In der arabischen Welt dürfte das sehr unterschiedlich gesehen werden.

        Das sah man daran, wer die iranischen Raketen abgefangen hat.

        Hier wiederholt sich kein Unrecht.

        Es entsteht gerade ein neues.

        Die Betroffenen vor Ort hat Aurego doch drin.

        Nur nicht in der Gewichtung, die Sie sich wünschen.

        Bei der Solidarität geht es nicht um den Namen des Staates.

        Es geht darum, dass dort Menschen und deren Nachfahren leben, die durch Verantwortliche unseres Landes ermordet werden sollten.

        Das muss in jede Betrachtung, die das Handeln einer deutschen Regierung bewertet, miteinfließen.

        "Ausrede", "wenig verstanden":



        Das Thema muss Sie besonders triggern.

        Sonst lassen Sie sowas weg.

        • @rero:

          Ich denke, der von Ihnen angegangene Mitforist plädiert in erster Linie GEGEN einen deutschen „Sonderweg“ in den internationalen Beziehungen zu Israel - d.h. es geht im Kern um eine „Normalisierung“ der deutsch-israelischen Beziehungen (wenn ich ihn da richtig verstanden habe). Dass das natürlich vermintes Gelände ist und sich aus deutscher Perspektive besonders heikel verhält, wird anhand einiger Reaktionen auf @Sam Spades Beitrag hier in der Kommentarspalte auch klar (und wer bin ich, dass ich das Dilemma in die eine oder andere Richtung auflösen könnte).



          Angesichts der aktuellen Situation, in Anbetracht der durchaus kritischen historischen Bewertung der deutsch-israelischen Beziehungen seit Adenauer und Ben-Gurion durch Mendel und andere und der offenbar werdenden Fragwürdigkeit des Staatsräson-Verständnisses plädiere ich allerdings auch für eine Neuausrichtung der Beziehungen zu Israel - eine Zäsur, die der deutschen historischen Verantwortung allerdings weiter gerecht werden muss.

      • @Sam Spade:

        Israel als Unrechtsstaat? Wie es scheint, verstecken Sie sich hinter der historischen Verantwortung Deutschlands, um umso ungehemmter gegen Israel polemisieren zu können.

        • @BrendanB:

          Sie verstecken Unrecht unter der "historischen Verantwortung".

          Unrecht geschieht Nachweislich im WJL:



          Siedler = Zivielrecht



          Einwohner (Palästinenser) = Kriegsrecht



          Wenn das kein Unrecht ist, was ist das dann?



          Armee welche für Ruhe sorgen sollen stehen daneben wenn Radikale Siedler in ein Dorf eindringen dort Autos in Brand stecken und Menschen angreifen und anstatt einzugreifen, wie es RECHTENS wäre beschießen die Soldaten zum Teil die Angegriffenen sich Verteidigenen Bewohner!



          Alles dokumentiert.

          Wo ist das kein Unrecht?

          Israelische Araber sind in Israel benachteiligt:



          Wohnung, Bildung etc.



          Auch das ist Unrecht.

          Vielleicht ist "Unrechtsstaat" zu extrem geschrieben, aber ein Gleichheitsstaat ist Israel auch nicht!

    • @Aurego:

      Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit einer rechtsextremen israelischen Regierung zu tun haben, die die Situation ausnutzt. Das auszusprechen hat nichts mit Antisemitismus zu tun.

      • @hechtmaus:

        Das können Sie ansprechen.

        Sie können auch gegen Netanjahu und seine Entourage demonstrieren.

        Machen auch viele Israelis.

        Nur ändert das nichts an der Grundkonstellation des Verhältnisses zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland.

        • @rero:

          Stimmt, ds machen viele auch in Israel.



          Nur viele in Israel machen es nicht wegen der Verbrechen welche unter dem Deckmantel "Verteidigung" passieren.



          Das sollte man auch immer vor Augen haben.

        • @rero:

          Es wir aber Zeit, dass wir uns überlegen, wie wir zukünftig mit unserer historischen Verantwortung und dem Umgang mit einer israelischen Regierung, die Völkermord betreibt, weitermachen wollen. So wie jetzt kann es ja nicht bleiben.

          • @Minion68:

            Sie haben es auf den Punkt gebracht, worum es sich hier in der Diskussion dreht. Ja, so wie jetzt kann es nicht bleiben. Fraglich ist, in welche Richtung sich die deutschen Bezehungen zu Israel zukünftig entwickeln werden.

    • @Aurego:

      Deutschland zeigt seine Solidarität mit Israel, aber nicht mit allen Menschen jüdischer Herkunft. Jüdische Kritiker der israelischen Regierung und antizionistische Juden werden als Antisemiten diffamiert und aus der Diskussion ausgeschlossen.

  • Meine volle Zustimmung!

  • Lieber Herr Gueler,

    Vielen Dank für Ihren packenden Appell.

    Leider weichen Sie der Antwort auf Ihre sehr berechtigte Frage 'Deutschland schließt sich der gemeinsamen Initiative nicht an. Warum?' aus. Sicher würde Israel (als Staat, den unsere Staatsraison schützen soll) dadurch nicht verraten; im Gegenteil, würde doch eine Situation, die mE die Existenz des Staates Israel von Tag zu Tag mehr gefährdet, ggf schneller beendet. Deshalb denke ich, dass es nur eine Angst (es kann mE nichts andres sein) vor einem 'Verrat' an der augenblicklichen israelischen Regierung sein, welche die deutsche Regierung daran hindert. Eine offenkundig rechtsextreme Regierung schützen zu wollen, lasst sich in meinen Augen aber nicht rechtfertigen.

  • Warum nicht? Zum Beispiel, weil die Geiseln immer noch nicht frei sind.

    • @Claude Nuage:

      Das ist ein Scheinargument!

      In den Verhandlungen zwischen der Israelischen Regierung/Hamas/Amerika wurde schon oft darüber gesprochen und meistens kam dann der Israelische Verhandler mit einer zusatz Vorderung welche das Platzen ließ.

      Nein, ich bin seit weitem kein Hamas Befürworter, jedoch eine solche rechtsradikale, zum Teil religiösen fanatischen Regierung welche in Israel zur Zeit das Sagen hat kann ich auch nichts abgewinnen!

      In WJL ist ein ungleichheits System durch die Israelischen Regierungen aufgebaut worden welches ein ein Apartheidssystem erinnern könnte. Vielleicht ist es sogar eins, das möchte ich auch nicht beurteilen.

      Folgende Tatsachen sollte man nicht untergraben:



      1. Die Hamas ist eine Terror Organisation



      2. Israel hat das Recht sich zu verteidigen



      3. Die Israelische Regierung hat über Katar die Hamas mit finanziert damit die PLO aktiv geschwächt wird



      4. In Gaza waren die Menschen fast vollständig von Seiten der I.Regierung abhängig (Wasser/Strom/Öl)



      5. In WJL gibt es 2 unterschiedliche Rechts(?)systeme (für die Siedler Zivielrecht, für die Palästinenser das Kriegsrecht)



      6. Wiederstand gegen Unrecht ist grundsätzlich erlaubt!

      • @Keine Sonne:

        Und warum sprechen Ihre sechs Punkte, denen ich nicht widerspreche, dagegen, dass die Hamas die Geiseln endlich frei lässt? Oder die Leichen derer, die wegen der Haftbedingungen oder durch israelische Waffen umgekommen sind?

        Diese armen Menschen sind genauso Schachfiguren in einem Machtkampf, wie die Palästinenser, die unter den Angriffen des israelischen Militärs leiden.

  • Warum stellt eigentlich niemand zwei Fragen:



    1. Warum lässt die Hamas die Geiseln nicht einfach frei? Schon wäre der Krieg zu Ende.



    2. Warum nimmt eigentlich kein einziger Nachbarstaat (Ägypten, Libanon, Jordanien, Syrien) Palästinenser auf?

    • @Dirk Osygus:

      1. Werde ich nicht mehr beantworten, weil scheinfrage

      Zu



      2. Weil es, egal wie man es dreht und wendet VERTREIBUNG ist!



      Des weiteren haben diese Länder schon Palästinenser vor Jahren aufgenommen:



      0,5 Millionen in Syrien



      450.000 tausend in Libanon



      2 Milonen in Jordanien



      300.000 in Ägypten

      Warum sollten Länder auf dem Schlag um die 2,14 bis 2,2 Millionen Menschen aus Gaza aufnehmen und vorallem: MIT WELCHEM MITTELN?

      Es sei den Sie bezahlen die Länder dafür um die Vertiebenen auf zu nehmen.

      Macht sprachlos!

      • @Keine Sonne:

        Zu 2: Deutschland hat nach dem 2ten Weltkrieg eine weit größere Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen aufgenommen.

        Und seit 2015 haben wir eine mindestens sechsstellige Zahl von Menschen aufgenommen, deren Integration ja noch nicht abgeschlossen ist, wegen unserer Bürokratie, Vorurteilen gegen "Ausländer", aber auch, weil einige der Flüchtlinge nicht bereit sind, die hier geltenden Regeln und Werte zu akzeptieren.

        Diese Probleme gäbe es in der arabischen Staaten nicht.

        Bezahlen könnten es Saudi-Arabien und die Golfstaaten.

    • @Dirk Osygus:

      Zu 1. Wer stellt nicht die Frage ist eine kürzere Liste als die, die dieses Kriegsverbrechen sofort einfordern.



      Zu 2. Damit weiter die "Nachbarn" bekämpft werden müssen, weil die Palästinenser an den Grenzen Israels, die sie übrigens selbst nicht mal offiziell anerkennen, sie bedrohen?

    • @Dirk Osygus:

      1. Es ist umfänglich dokumentiert, dass das mehrfach klar "auf dem Tisch" lag. In Antizipierung DER eventuellen Folgefrage: wären die Geiseln ohne konkrete Absprache einfach "nur" freigelassen, wie viele wären lebend aus dem Kriegsgebiet in Israel angekommen?



      2. Warum war die Evian-Konferenz erfolglos?



      en.wikipedia.org/w...erence?wprov=sfla1



      Und wie viele Refugees wurden denn schon von Ägypten, Jordanien, Libanon, Syrien, weltweit aufgenommen? 1,5 Millionen Flüchtlinge 2015 haben Deutschland krass nach rechts verändert, und das bei der Historie. Warum leben nach ca 10.000.000 Menschen jüdischen Glaubens heute leider und unverzüglich "nur noch" ca 1.000.000 bis 2.000.000 Menschen jüdischen Glaubens in Europa?

    • @Dirk Osygus:

      1 Die Hamas sind Terroristen die ihre Ziele erreichen wollen, egal wie

      2 Die Länder haben allesamt ihre eigenen Probleme. Deutschland mit weit weniger Problemen nimmt prozentual eh schon deutlich weniger Flüchtende auf und verschärft laufend Massnahmen. Warum eigentlich?

  • Die deutschen Politiker sind einfach nicht in der Lage zwischen geschichtlicher Verantwortung und aktuellen Verbrechen zu unterscheiden. Kann es wirklich so einfach sein? Sind sie zu dumm oder zu feige? Das ist schon fast nicht zu glauben.

    Anderseits verdient man einfach Unmengen an Geld durch die Waffenlieferungen an Israel.

    Fest steht das Israel sich auf zig Jahrzehnte viele "Freunde" bei seinen Nachbarländern gemacht hat und auch sonst in der Welt sich immer weiter isoliert.

    Einzig die USA werden egal was kommt zu Israel stehen weil sie aus strategischen Gründen die Militärstützpunkte brauchen.

    • @Conrad:

      Was für Militärstützpunkte denn? Die USA hat keine Militärstützpunkte in Israel und die US-Streitkräfte dürften die Einrichtungen des israelischen Militärs auch nicht nutzen.