Ausbau von Tegel: Lärmopfer sind dem Senat egal

Kurz vor seiner Schließung soll der Airport in Tegel noch einmal nachgerüstet werden.

Hier soll nochmal gebaut werden: Der Flughafen Tegel Bild: dapd

Dieser Sommer war die Hölle in den Flugschneisen von Tegel. Die Zahl der Starts und Landungen wurde erhöht, die Routen wurden modifiziert, auch nachts ging es munter weiter. Man könne den Fluglinien, die schon für den BER geplant hatten, keine Änderung der Flugpläne zumuten, so der Senat. Die Lärmdosis erhöhen bei denen, die den Krach wie geschlagene Hunde seit Jahren ertragen, das konnte man. Geschlagene Hunde ducken sich weg, sie begehren nicht auf.

Und jetzt das: Für 2 Millionen Euro soll Tegel mal wieder ausgebaut werden – und nicht wenige applaudieren. Für Passagiere und Flughafenmitarbeitende sei der momentane Zustand in Tegel ja nicht zumutbar. Da müssen Leute Schlange stehen. Da müssen Mitarbeitende an der freien Luft Gepäck sortieren. Da sitzt Bodenpersonal in extra Eincheckschaltern in Zelten. Und was fällt den Verantwortlichen ein? Einfach noch mehr Geld reinstecken. Sind ja nur 2 Millionen.

Es gäbe eine simple Alternative: Mehr Verkehr über Schönefeld-Alt abwickeln, das würde den Betrieb in Tegel entzerren. Aber nein: Umgekehrt wird ein Schuh draus. Nun werden auch noch die Germanwings-Flüge von Schönefeld nach Tegel verlegt. Immer feste druff.

Immer feste druff

Immer druff auf die AnwohnerInnen rund um Tegel. Die Flugzeuge, die dort starten und landen, dröhnen direkt über die Köpfe der Leute in Reinickendorf und Wedding, Pankow und Spandau hinweg. Wer mal am Kurt-Schumacher-Platz stand, weiß, was mit direkt gemeint ist: so tief, dass der Sog der Flieger die Dächer in der Regel nicht abdeckt. Wenn doch, müssen die Betroffenen nachweisen, welche Maschine verantwortlich war.

Die Autorin hatte schon vor einiger Zeit eine Anfrage bei der Luftfahrtbehörde in der Verkehrsverwaltung gestellt: ob und wie der Senat den Fluggesellschaften klarmache, dass sie ihre Aktivität zum nächsten Flugplanwechsel wieder einschränken müssen. Schließlich ist längst bekannt, dass aus dem BER vor Ende 2013 nichts wird. Die Antwort ließ lange auf sich warten. Schließlich meldete sich der Pressesprecher mit folgendem Satz: Man lege „bei der Flugplankoordinierung ausschließlich die Kapazitätseckwerte der Bestandsflughäfen zugrunde“.

Da ist es nur folgerichtig, dass jetzt die Kapazitätseckwerte in Tegel durch bauliche Erweiterung ausgedehnt werden. Egal, welche Folgen das für die vom Lärm Betroffenen hat. Die sind dem Senat egal. Und die Airlines in ihre Schranken zu weisen, das traut er sich nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.