Bürgerkrieg in Syrien: Anschlag und Gefechte in Damaskus

Rebellen verüben einen Anschlag in der Hauptstadt. Aus mehreren Landesteilen werden Gefechte gemeldet. Die Konferenz der islamischen Staaten will die Mitgliedschaft Syriens suspendieren.

Die Unabhängigkeitsflagge von 1932: Symbol der Freien Syrischen Armee. Bild: dapd

DAMASKUS/ALEPPO/MOSKAU afp/rtr/dpa | Die Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) haben nach eigenen Angaben einen Bombenanschlag im Zentrum der Hauptstadt Damaskus verübt. Ziel des Attentats sei ein Treffen von Armeeoffizieren und Vertretern der regierungstreuen Schabiha-Milizen in einem Büro des Generalstabs gewesen, sagte ein FSA-Vertreter.

Der Chef des FSA-Büros zur Einsatzkoordinierung, Maher Nuwaimi, sagte, Experten hätten den Anschlag so geplant, dass zwei Sprengsätze explodieren sollten. Zuvor hatte das syrische Staatsfernsehen von einem Bombenanschlag nahe dem Hotel berichtet, in dem die Mitarbeiter der UN-Beobachtermission untergebracht sind. Fünf Menschen wurden nach Armeeangaben verletzt. Bilder des staatlichen Nachrichtensenders Al-Ichbarija zeigten einen explodierten Tanklastwagen, an dem offenbar ein Sprengsatz angebracht worden war. Mehrere Fahrzeuge standen in Flammen.

In der Nähe des Regierungssitzes lieferten sich später nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Rebellen und Regierungssoldaten Schussgefechte. Im Viertel Masseh waren demnach in der Nähe des Gebäudes, in dem sich die Büros des Ministerpräsidenten befinden, und der Baustelle für die neue iranische Botschaft Schüsse zu hören.

Die den Aufständischen nahe stehende Beobachtungsstelle berichtete außerdem, Regierungstruppen seien in mehreren Stadtteilen von Damaskus gegen verbliebene Rebellenstellungen vorgegangen. In der nördlichen Wirtschaftsmetropole Aleppo beschoss die von Hubschraubern unterstützte Armee den Angaben zufolge mehrere Stadtviertel, darunter die Rebellenhochburg Salaheddin, deren Einnahme die Armee zuvor verkündet hatte.

Raketenbeschuss auf Krankenhaus

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete, in einem Krankenhaus seien Raketen der Luftwaffe eingeschlagen. „Wir wären gestorben, wenn wir nur fünf Minuten länger dageblieben wären,“ sagte ein Arzt des betroffenen Schifaa-Krankenhauses. Zum Zeitpunkt der Einschläge hätten sich 15 Patienten dort aufgehalten. Sie seien alle verlegt worden.

Die Örtlichen Koordinationskomitees berichteten auch von Kämpfen in der östlichen Provinz Deir El Sur, in der Region Idlib im Norden und in Deraa im Süden des Landes.

US-Verteidigungsminister Leon Panetta beschuldigte unterdessen den Iran, in Syrien regierungstreue Milizen auszubilden. US-Generalstabschef Martin Dempsey sagte, die Ausbilder seien Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden. Bei den Milizionären handele es sich um schiitische beziehungsweise alawitische Syrer.

Auschluss von Syrien

Auf dem Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Mekka zeichnete sich ein vorläufiger Ausschluss Syriens aus der Staatengruppe ab. Der Gipfel befürworte die Suspendierung der Mitgliedschaft des Landes in der OIC, hieß es in der Abschlusserklärung. Die Entscheidung sollte am späten Mittwochabend fallen. Begründet wurde die empfohlene Suspendierung mit dem gescheiterten Friedensplan des zurückgetretenen Syrien-Gesandten Kofi Annan sowie damit, dass die syrische Führung weiterhin auf die „militärische Option“ setze, um den Konflikt in den Griff zu bekommen.

Rußland zeigte sich indes offen für eine Änderung des Mandats der UN-Beobachter in Syrien. Kurz vor dem Auslaufen der Mission am 19.August teilte das Außenministerium laut Interfax mit, „Modifizierungen“ seien möglich. Zuletzt hatte sich Russland gegen eine Änderung des Auftrags oder der Ausstattung der unbewaffneten Militärbeobachter ausgesprochen.

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