Coronazahlen steigen wieder an: Trendwende bei Infektionen

Gute und schlechte Nachrichten: Corona-Infektionen nehmen in Deutschland wieder zu. Grund zur Freude bietet eine Studie zum Biontech-Impfstoff.

Medizinisch geschultes Personal legt das Wattestäbchen nach dem Abstrich für einen Corona-Schnelltest in eine Lösung

Die Daten vom Wochenende verheißen nichts Gutes Foto: dpa

BERLIN taz | Die Entwicklung der Coronafallzahlen hat eine beunruhigende Trendwende vollzogen. Nachdem sie am Freitag relativ konstant blieb, stieg die Zahl der Neuinfektionen am Wochenende wieder an. Die Aussagekraft der Sonntagsdaten ist zwar begrenzt, doch die Abwärtsbewegung ist eindeutig gebrochen, das Virus gewinnt wieder an Boden. „Die dritte Welle beginnt jetzt“, twittert SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Die Frage ist nur, wie schnell und wie stark.“ Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden am Sonntag 1.500 mehr Neuinfektionen durch die Gesundheitsämter gemeldet als eine Woche zuvor.

Die Daten vom Wochenende verheißen nichts Gutes für die angedachte Öffnung von Läden und Kultureinrichtungen im März. Bund und Länder hatten sich vorletzte Woche darauf geeinigt, den nächsten Öffnungsschritt bei einem stabilen Wert von höchstens 35 Neuinfektionen pro 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen zu erwägen. Zeitweilig lag ein Absinken der Zahlen auf diesen Wert in Reichweite. Doch am Sonntag erreichte die aussagekräftige 7-Tage-Inzidenz wieder 60,2. Am Samstag hatte sie noch unter 60 gelegen.

Es gibt unterdessen auch erste Antworten auf eine der ganz großen offenen Fragen im Zusammenhang mit der Impfkampagne: Schützen die Spritzen nur vor einer fühlbaren Erkrankung oder auch vor verdeckten Verläufen und damit einer möglichen Weitergabe? Daten aus Israel zeigen nun, dass zwei Dosen des Bion­tech-Impfstoffs tatsächlich in 9 von 10 Fällen eine Infektion vollständig unterbinden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Geimpften sind damit für das Virus nicht mehr erreichbar und bilden so in der Gesellschaft Brandschutzmauern, die das Virus stoppen.

Das israelische Gesundheitsministerium hat die Daten bisher nur unter Vorbehalt öffentlich gemacht. Wenn die Aussage über die Ansteckung durch Geimpfte stimmt, handelt es sich aber um eine außerordentlich gute Nachricht.

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Die ursprüngliche Variante von Sars-CoV-2 verursacht pro Wirt rund drei Neuinfektionen. Daher reicht es, wenn es an zwei Dritteln der Bevölkerung abprallt, damit die Fortpflanzungsrate R von selbst unter 1 sinkt – ohne Lockdown, ohne Masken, bei Öffnung von Geschäften, Schulen und Kinos. Um das zu erreichen, müssen bei den Eigenschaften des Biontech-Impfstoffs etwas mehr als 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein.

Sonntag wurden 1.500 mehr Neuinfektionen gemeldet als eine Woche zuvor

Etwas überraschend kam die Mitteilung von Biontech, dass der Wirkstoff sich auch bei minus 15 Grad Celsius recht lange hält – er braucht also nicht die ultratiefen Temperaturen, die bisher genannt waren. Diese waren aber der Grund dafür, ausgefeilte Kühltransportketten aufzubauen, und ein Mitgrund dafür, die Impfzentren aufzubauen. „Die eingereichten Daten könnten den Impfzentren eine noch größere Flexibilität bieten“, erklärte Biontech-Chef Uğur Şahin am Freitag.

Angesichts der paradoxen Situation mit steigenden Fallzahlen und bevorstehenden Schulöffnungen will Gesundheitsminister Jens Spahn nun die Leh­re­r:in­nen und Er­zie­he­r:in­nen in der Impfreihenfolge vorziehen. Das erkenne auch deren entscheidende Rolle in der Gesellschaft und ihre relativ hohe Gefährdung an, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek. Bisher stehen die Lehrenden und Erziehenden in Gruppe 3. Spahn will sie nun per Änderung der Impfverordnung in Gruppe 2 vorziehen, die demnächst schon an der Reihe sein wird.

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