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Debatte über AbschiebungenDie Realitätsverweigerer der Union

Gereon Asmuth

Kommentar von

Gereon Asmuth

Die Union will von Mahnungen ihres Außenministers zur Lage in Syrien nichts wissen. Diesen Fehler hat Deutschland schon einmal gemacht.

„Wir haben natürlich immer noch im Stadtbild dieses Problem“: Damaskus, Syriens Hauptstadt, am 19. Oktober 2025 Foto: Izz Aldien Alqasem/imago

O ffensichtlicher geht es eigentlich gar nicht mehr. Die CDU betreibt komplette Realitätsverweigerung. Kompetenz, Abwägung, Ortskenntnis gar spielen keine Rolle mehr. Das einzige, was zählt, ist populistischer Rassismus, der Abschiebungen als Allheilmittel für sämtliche Probleme der Republik anpreist. Ganz egal, ob sie nun real sind oder allenfalls gefühlt.

Anders ist das seit Tagen anhaltende öffentliche Abwatschen von Bundesaußenminister Johann Wadephul nicht mehr zu erklären. Der ist der bisher ranghöchste Christdemokrat, der ins Nachbürgerkriegs-Syrien gereist ist. Er hat sich vor Ort kundig gemacht und festgestellt: Wir haben ein Problem. Im Angesicht der Ruinen einer völlig zerstörten Vorstadt von Damaskus kam ihm die logische Erkenntnis, dass man dorthin vorerst keine Menschen abschieben sollte.

Doch in der Union will man davon nichts wissen. Bundeskanzler Friedrich Merz verkündete prompt, dass „selbstverständlich“ nach Syrien abgeschoben werden könne. Wadephul sagte daraufhin in der Fraktion, Syrien sehe schlimmer aus als Deutschland 1945. Wohl in der Annahme, dass seine Frak­ti­ons­kol­le­g:in­nen sich vielleicht besser mit deutscher Geschichte als mit der Lage in Nahost auskennen. Aber die Folge war: Noch mehr Aufregung.

Das ist eine lange vorbereitete Integrationsverweigerung von oben.

Denn von den versprochenen Abschiebungen will die Union, die sich ja schon im Wahlkampf den Xenophoben als Alternative zur Alternative für Deutschland angepriesen hat, auf gar keinen Fall abbringen lassen. Schon gar nicht durch ein ruiniertes Stadtbild in einem Vorort von Damaskus. Man darf mittlerweile davon ausgehen, dass weite Kreise der Union das nicht machen, um die AfD zu stoppen, sondern weil sie aus tiefstem Herzen rassistische Abschottung einer menschenzugewandten Problemlösung vorziehen.

Angelegt wurde die Möglichkeit zur massiven Abschiebung schon vor fast einem Jahrzehnt. Bis Anfang 2016 hatten fast alle aus Syrien Geflüchteten in Deutschland Asyl bekommen – und damit einen sicheren, dauerhaften Aufenthaltsstatus, der die Basis für gelungene Integration ist. Dann aber verabschiedete die damalige schwarz-rote Bundesregierung unter Angela Merkel das sogenannte Asylpaket II. Sy­re­r:in­nen bekamen fortan in der Regel kein Asyl mehr, sondern nur noch den sogenannten subsidiären Schutz. Auf gut Deutsch bedeutet dies: Sie dürfen bleiben, solange Krieg ist. Aber dann eben nicht mehr.

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Mit anderen Worten: Das ist eine lange vorbereitete Integrationsverweigerung von oben. Sie lässt die Betroffenen in einem Schwebezustand, in jahrelanger Unsicherheit – die auf vielen Ebenen die Probleme, die Mi­gra­ti­ons­kri­ti­ke­r:in­nen heute aufstoßen, erst geschaffen hat, statt sie zu beseitigen.

Und es ist die Wiederholung einer fatalen Politik, die schon in den 1990er Jahren gegenüber den aus Bosnien Geflüchteten angewendet wurde. Den Rechtstitel des subsidiären Schutzes gab es damals zwar noch nicht, das Vorgehen aber war ähnlich. Bos­nie­r:in­nen erhielten eine Duldung. Die mehrfach verlängert wurde. Bis irgendein Entscheider in einer Ausländerbehörde entschied, dass es jetzt aber mal reicht.

Die Konsequenz: reihenweise Abschiebungen von ganzen oder auch nur halben Familien. Jugendliche, die allenfalls als Kleinkind in Bosnien gelebt hatten oder sogar in Deutschland geboren waren, die von der Polizei aus Schulen geholt und in Abschiebeflieger gesteckt wurden. All das lief fast immer nach Recht und Gesetz. Und war und bleibt dennoch absolut unmenschlich.

Alles muss raus, wenn nötig auch Wadephul

Denn Flüchtlinge sind Menschen. Sie bauen soziale Bindungen auf. Sie entwickeln ein Gefühl für ein Zuhause, auch wenn die Regierung das nicht vorsieht. Unionsfraktionschef Jens Spahn will Sy­re­r:in­nen gar zum Wiederaufbau in Syrien verdonnern, weil das angeblich patriotisch sei.

Deshalb werden Massenabschiebungen nach dem Modell Bosnien nun von Merz, Spahn, Dobrindt und Co. wortstark vorangetrieben. Alles muss raus, raus, raus. Und falls er dem weiter widersprechen sollte, dann eben selbst Außenminister Wadephul, der die Frechheit hat, seine Par­tei­kol­le­g:in­nen an die Realität, an das Machbare, vielleicht sogar an einen letzten Krümel christlichen Humanismus zu erinnern.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz. 2000 bis 2005 stellvertretender Leiter der Berlin-Redaktion. 2005 bis 2011 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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44 Kommentare

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  • Im Normalfall muss überhaupt niemand abgeschoben werden, sondern Ausreisepflichtige kommen ihrer Ausreisepflicht selbständig nach. Abschiebung ist nur die Ultima Ratio des Rechtsstaats gegenüber denen, die meinen, rechtsstaatlich gefällte Entscheidungen ignorieren zu können.

    Wenn die sachlichen Gründe für temporären Aufenthalt in Deutschland entfallen, ist es das normalste auf der Welt, dass die Menschen dann auch wieder in ihre Heimat wollen und zurückreisen. Für die große sunnitische Mehrheit der Syrer gibt es seit der Machtübernahme des neuen Präsidenten keine Gründe mehr, Angst vor irgendwelcher Verfolgung zu haben. Bei religiösen Minderheiten mag das anders aussehen. Es gilt wie immer: bitte differenzieren!

  • Autoritäre rasten immer aus, wenn man sie kritisiert. Logisch: Die Identität bestimmt sich durch das Autoritäre, Kritik wird also nicht als Sachthema, sondern stets als Bedrohung des Ego aufgefasst.

  • Herr Merz und seine Kumpanen sollte sich mal lieber mit dem "Stadtbild" von Damaskus beschäftigen als mit dem von deutschen Städten. Vielleicht führt das ja zu einem Erkenntniszuwachs.

  • Der Artikel wirft der Union Realitätsverweigerung vor. Allerdings lässt sich auch umgekehrt argumentieren, dass der Autor selbst die rechtlichen Grundlagen von Asyl und subsidiärem Schutz zu stark vereinfacht und die juristische Realität nicht vollständig berücksichtigt. Wie sieht es denn da in Bezug auf Realitätsverweigerung aus?

    Asyl bedeutet, dass derjenige politisch verfolgt wird, was die meisten Syrer nicht (mehr) betrifft. Subsidiärer Schutz wäre bei ernsthafter Gefährdung im Heimatland angebracht. Zerstörte Gebäude oder Infrastruktur allein fallen nicht darunter. Ob man im Heimatland gut leben kann, spielt bei Asyl oder subsidiärem Schutz keine Rolle. Bei solchen Themen gibt es noch die Möglichkeit der Duldung.

    Wer sich hier an die Gesetze hält, arbeitet und hier bleiben möchte, sollte hier auch willkommen sein. Mindestens bei Straftätern sollte aber das Asylrecht auf das gesetzlich vorgegebene Minimum beschränkt bleiben und Abschiebungen konsequent erfolgen. Und danach sollte man dann schauen, wer hier gar nicht arbeiten möchte, sich also gar nicht integrieren möchte. Wer das nicht möchte, kann per Definition auch nicht von geforderten Integrationsbemnühungen profitieren.

    • @Berliner99:

      Wer also nicht brav ist wird nicht mit Gefängnis, sondern Hunger oder Obdachlosigkeit bestraft? Wo steht das denn im StGB? Und wo setzen Sie den Gesetzesverstoß an? Falschparken? Schwarzfahren?



      Und wie beschränkt man das Asylrecht auf das gesetzliche Minimum? Bett und Seife a la FDP?



      Dass die Leute nach und nach zurückkehren wollen und sollen ist ja nicht das Thema, aber ich kann nicht hunderttausende ohne Rücksicht auf die Perspektiven in ein verwüstetes Land abschieben.

  • Ich verstehe nicht wo das Problem ist. Einfach ABM Maßnahmen für Syrer in den Bereichen Maurer, Installateure, Eletriker etc. anbieten und für ein paar Monate mit Grundsicherung in Syrien ausstatten. Dann können die ihr Land wieder aufbauen und sich eine Lebensgrundlage schaffen.

    Da wohnen noch 23 Millionen Menschen, die müssen mit den Umständen auch klar kommen.

  • Es gibt beides, noch intakte wie zerstörte Ecken.



    Natürlich könnten jetzt schon Leute zurückgehen. Die ersten Millionen sind dabei nur einfach schon da, aus Türkei, Libanon, ..., wo bekanntlich die Mehrheit der Syrer saßen. Wo auch nicht so gejammert und geklagt wurde wie bei der Union, nach meinem Eindruck. Wenn hier gejankt wird, dass eine Million Zuwanderung überfordere, wie wird das denn dann eigentlich bei einem Land Syrien sein, das nicht die drittgrößte Volkswirtschaft, sondern eher Typ Ostukraine ist, mit postislamistischem Regenten, der doch sicher gerne neue Rekruten frei Haus erhält oder Unangepasste wegsperrt?



    Die Union muss ja jetzt sogar den dortigen Herren von Erdo^gans Gnaden verteidigen, weil sie vor der Wahl u.a. da viel zu viel einfach mal versprochen haben. Realität ist das, was nach der Wahl ist (und ja, ich könnte genau das auch bei SPD, Grünen, ... aufzählen)







    Vielleicht als herzarme Union dann lieber noch z.B. das Kurdengebiet sichern, dort Lager aufbauen und anders als 2015 nicht der UN die Gelder kürzen und Menschen aus purem Hunger herausgehen?

  • Ich frage mich, was Herr Wadephul mit seinem schrägen 45er-Vergleich erreichen wollte. Eine dümmere Aussage ist kaum vorstellbar, zumindest wenn man unterstellt, er wollte Leute überzeugen, dass Syrien zu zerstört ist, um da Leute hin zurück zu schicken, weil so eine Aussage den Fokus völlig verschiebt.



    Ein schwerer Kommunikationspatzer Wadephuls.

    • @Katharina Reichenhall:

      Ihre Aussage ist völlig unverständlich.



      Herr Wadephul hat in Syrien die zerbombte Hautstadt gesehen. Vom Häuserkampf gezeichnete Straßenzüge, komplett plattgemachte Karrees.



      Vielleicht haben sie ja irgendwann einmal Bilder von Berlin nach 1945 gesehen und können sich vage daran erinnern und vielleicht einen Vergleich anstellen.



      Menschenwürdiges Leben ist dort nicht möglich.



      Weder im Berlin des Jahres 1945 oder 1946 noch im Damaskus des Jahres 2025 oder 2026.

  • Ernsthafte Politiker die Sinnvolles bewirken wollen, die nicht auf dem Populismus Schaukelpferd sitzen haben es in der Union immer schwer. Vor Wadephul war es Gerd Müller, vom Rest habe ich jetzt noch nicht Konstruktives gesehen.

    Das mit den Abschieben/Rausekeln von Menschen aus Ex-Jugoslawien, war ja im Regelfall ein Fehler, denn sehr viele hatten ja hier studiert oder eine Ausbildung gemacht. Einwanderungsländer haben sich über qualifizierte Zuwanderer gefreut und wir haben uns die Kosten der Ausbildung gesamtwirtschaftlich ans Bein gestrichen.

  • Wadephul zeigt noch einen Rest Menschlichkeit und nimmt die Realität wahr (worin er nicht immer sattelfest war/ist), und die Unions-Knalltüten, denen nichts einfällt als AfD anstelle der AfD zu sein, rasten aus...



    jungle.world/blog/...as-heimatliebe-ist

  • Und noch ein Autor, der zwar das Herz am rechten Fleck hat, aber das Rechtsstaatsprinzip anscheinend nicht so richtig verinnerlicht hat.

    Es gibt eine rechtliche Definition davon wann subsidärer Schutz gewährt wird und wann er verfällt. Wadepuhl hat zwar Recht mit seiner Aussage, die hat nur nichts mit den Bedingungen des subsidären Schutzes zu tun. Dafür hätte es Asylverfahren bedurft, die damals in der Menge aber nicht zu bewältigen waren.

    Eine Rechtslage unter dem Blickwinkel des Gerechtigkeitsgefühls zu betrachten ist nur selten eine gute Idee. Es ist sogar gefährlich für eine Demokratie das Rechtsstaatprinzip öffentlich in Frage zu stellen, auch bei einem gutgemeinten Anliegen.

    Bei dem Aufnahmeprogramm für Afghanen wird richtigerweise darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung eine rechtsverbindliche Zusage erteilt hat und daran gebunden ist.

    Und im Falle der Syrer mit subsidären Schutz geht es einzig um die Frage, ob Syrien als sicher einzustufen ist oder nicht.

    Und erst nach Beantwortung dieser Frage, kann man dann mit humanen Maßnahmen ins Feld ziehen. Da wird aber mit dieser Regierung wie auch mit deren Vorgänger kein Staat zu machen sein.

    • @Sam Spade:

      Ja ja, das Rechtsstaatsprinzip. Wenn das einer nicht verstanden hat, dann die Union. Oder wie erklären Sie sich das mit den illegalen Grenzkontrollen, dem nicht aufnehmen von afghanischen Flüchtenden, der Korruption bei Maskenkäufen,. ... die Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen.



      Aber auf das Gesetz, das leider so ist, wie es ist, beruft man sich halt immer, wenn man nicht sagen will, dass man ein Rassist und Menschenverachter ist. Das haben schon so viele Deutsche nach 1945 getan. Da steht die Union also in guter Tradition

  • Aber wer soll den das Land wieder aufbauen wenn nicht die Syrer selbst? Die deutschen Handwerker, die noch viele hundert Mio Aufbauhilfe mitbringen? Die deutschen Rentner während des Sozialjahrs?

  • Am besten fand ich in dem ganzen Getöse Jens Spahn: Einer, der es nicht einmal in seinem Ministerium bzw. innerhalb der Bundesregierung schafft, im "Team Wir" zu spielen, mahnt bei anderen Patriotismus an. Ein Schenkelklopfer.

  • "Man darf mittlerweile davon ausgehen, dass weite Kreise der Union das nicht machen, um die AfD zu stoppen, sondern weil sie aus tiefstem Herzen rassistische Abschottung einer menschenzugewandten Problemlösung vorziehen."



    Ich habe schon lange das Gefühl, dass die CDU freudig in die Möglichkeitsräume einmarschiert, die die AfD schafft. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum sie die AfD nicht verbieten will.

    Der andere: Man geht davon aus, dass die Bürger es nicht wagen werden, der AfD zu einer Mehrheit zu verhelfen. Mal sehen, wie die CDU hier auf den nächsten zu erwartenden Realitätscheck reagiert -- die Wahlergebniss in Ostdeutschland 2026.

  • Reiche fair besteuern und mit dem Geld unter anderem Flüchtende aufnehmen und auch hier lassen, solange sie wollen. Außerdem: Länderbegrenzungen abschaffen. Nach wie vor haben alle Menschen auf der Erde das Recht sich frei auf dem Planeten zu bewegen. Alles andere ist Unrecht.

    • @bonus bonus:

      "Nach wie vor haben alle Menschen auf der Erde das Recht sich frei auf dem Planeten zu bewegen. Alles andere ist Unrecht."

      Ich fürchte, da haben Sie Unrecht.



      Oder können Sie mir zeigen, wo geschrieben steht, dass ich in jedes beliebige Land einreisen darf, ohne dass mir das betreffende Land die Einreise verweigern darf?

    • @bonus bonus:

      Die Forderung, Vermögende stark höher zu besteuern, um nahezu unbegrenzte Migration und Aufenthaltsrechte zu finanzieren, unterschätzt zentrale ökonomische und gesellschaftliche Grenzen. Hohe Vermögens- und Spitzensteuern führen empirisch häufig zu Kapitalabwanderung und sinkenden Investitionen. Dadurch verringert sich das Steueraufkommen langfristig – und genau jene sozialen Systeme werden geschwächt, die gestärkt werden sollen.

      Zudem sind Integrationskapazitäten begrenzt: Wohnraum, Bildung, Gesundheitswesen und Arbeitsmarkt lassen sich nicht beliebig schnell ausweiten. Eine unregulierte Migration kann zu Überlastungen und sozialen Spannungen führen.

      Politik muss außerdem gesellschaftlich legitimiert sein. Maßnahmen, die die Zustimmung der Mehrheit überfordern, erzeugen Polarisierung und stärken radikale Gegenreaktionen. Ethische Ansprüche sind wichtig – aber ohne ökonomische Tragfähigkeit und soziale Stabilität nicht dauerhaft realisierbar.

    • @bonus bonus:

      Letzteres gelingt leider erst, wenn die Menschen sich auch über eine Regierungsform einig sind, die dann den ganzen Planeten regiert.



      Wie gut das gelingen kann, sieht man ja schon an Europa...

      • @Herma Huhn:

        Warum müssen die Menschen sich einig sein?



        Streng demokratisch dürfte die Politik aus Asien vorgegeben werden.

    • @bonus bonus:

      Gründen sie eine Partei machen sie das zu ihrem Programm. meine Prognose

    • @bonus bonus:

      Wann hatten Menschen den jemals das Recht, sich frei auf dem Planeten zu bewegen?

  • Gelungener Kommentar, der aber leider die Ampel ausspart...



    Die haben ja auch alles mitgemacht, von EU-Außenlagern bis hin zu Abschiebungen nach Afghanistan - und die Ortskräfte in Pakistan hat die Ampel auch nur sehr zögerlich aufgenommen, bzw erst dann zum Thema erklärt, als absehbar war, dass die Ampel gescheitert ist...



    Insofern wie gesagt ein gelungener Kommentar, der aber - wohl aus Absicht - die Grünen von Kritik ausspart.



    Nun ja.

    • @Saskia Brehn:

      Tja, dafür aber gibt es Kommentator*innen, die auf jeden Fall die GRÜNEN als die Bösen sehen - egal bei welchem Thema, egal bei welchen Fakten, einfach nur so....

    • @Saskia Brehn:

      Die Grünen regieren nicht mehr und die FDP ist sogar aus dem Bundestag geflogen. Also richtet sich die Kritik jetzt gegen die, die den Kanzler stellen und ein "C" im Namen tragen. Das ist durchaus verständlich.

      • @Aurego:

        Das "C" in der Union ist genauso viel Wert wie das "grün" in Die Grünen.



        Die Union hat sich schon lange von jeglicher Nächstenliebe verabschiedet und die Grünen haben die Kohleverfeuerung in ungeahnte Höhen geschraubt und uns Gasverträge mit immens langer Laufzeit ans Bein gebunden. Auch im Flugverkehr oder so nichts "grünes" gemacht. Umwelt? Nada.



        Und die Kritik des Artikels beleuchtet den Werdegang seit 2016, insofern hätten da alle Parteien, die seit 2016 an der Macht waren und dementsprechend die Möglichkeit hatten, Akzente zu setzen, gewürdigt gehört.



        Passierte auch mit allen außer den Grünen...



        ...und der FDP, richtig. Über die lohnt aber nun wirklich kein Bericht mehr. Tote soll man ruhen lassen 😉

        • @Saskia Brehn:

          Stimmt das mit der Kohle denn eigentlich?



          Haben Sie das mal selbst geprüft?



          Auch mal bei Umwelt?



          Ich hätte mir da noch mehr gewünscht, doch schaue auch immer hin.



          Doch ansonsten zurück zum Unionsproblem des Nicht-Samariters.

        • @Saskia Brehn:

          Wir wissen ja alle, wer 2016 regierte, die Kanzlerin stellte und so gut wie jede neue Entwicklung verpennte. Es war da kein Wunder, dass es zur Bildung der Ampel-Koalition kam. Dass diese innerhalb kürzester Zeit kaum gigantische Veränderungen umsetzen hätte können, wussten wir bereits bei ihrem Amtsantritt.



          Dass wir heute über deutlich mehr Erneuerbare verfügen als 2016, ist durchaus auch das Verdienst der Grünen, die frühzeitig erkannt haben, dass es besser ist, Energie lokal zu erzeugen, als Öl und Gas zum Verbrennen zu importieren. Und nein, die Abhängigkeit von russischem Gas ist nicht auf dem Mist der Grünen gewachsen. Sie sollten sich evtl. noch einmal die historische Entwicklung anschauen - einschließlich Pandemie und Ukrainekrieg, die das Regieren für die Ampel von Beginn an extrem schwierig machte.

        • @Saskia Brehn:

          Die GRÜNEN haben die Kohleverfeuerung in ungeahnte Höhen geschraubt? Die Gasversorgung mit immens langer Laufzeit betrieben? Ernsthaft? Kann es sein, dass Du diese Partei für ALLES verantwortlich machst, auch für schlechtes Wetter oder kalt gewordenes Mittagessen oder so? Kann es sein, dass da ein Hass besteht, der durch Sachlichkeit, Fairness nicht mehr einzuholen ist?

    • @Saskia Brehn:

      "...ein gelungener Kommentar, der aber - wohl aus Absicht - die Grünen von Kritik ausspart."



      Die FDP erwähnen Sie gar nicht? Auch interessant.



      Jedenfalls befinden sich die Grünen derzeit nicht in einer Regierungsposition, in der sie irgendeinen Einfluss nehmen könnten. Im Gegensatz zu den genannten Parteien, federführend die Union.

  • Wadephul der letzte Christ bei der CDU.

  • Ist ja klar, dass die FAZ jammert: "Johann Wadephul ist mit seiner Kommunikation entgleist. Die Worte des Außenministers machen für Kanzler Merz und die Union das Werben mit Erfolgen in der Migrationspolitik schwer."



    Aber was ist eigentlich das Problem mit der CDU? Sie wollten alles besser machen als die achso schlechte Ampel.



    Nur der zackige Fritze und seine Entourage können den Karren aus dem Dreck ziehen, hieß es.



    Und jetzt? Sie sacken die Lorbeeren der Ampelmaßnahmen ein und haben geringere Migrationszahlen.



    Jetzt könnte man ja eigentlich Mal daran arbeiten, die eigenen Versprechen zu beackern. Gäbe ja nach eigener Aussage ne Menge zu tun.



    Aber es scheint so zu sein, dass sie die (Re) Migrationsschlagzeilen dringender brauchen als die AfD. Sonst sieht es noch jeder: Der Blackrockkaiser ist ja nackich!

    Aber vielleicht war der Außenminister dem Blackrocker ja auch nur zu Diensten: So bleibt Migration in den Schlagzeilen und niemand kümmert sich um die wichtigen Dinge.

  • Der wichtige Unterschied zwischen Herrn Wadephul und seinen Kritikern ist: Er war dort und hat sich die Lage vor Ort angeschaut, die anderen nicht.

    • @Aurego:

      "Er war dort und hat sich die Lage vor Ort angeschaut, die anderen nicht."



      Das liegt daran, dass sich diese anderen nur für das eigene Stadtbild interessieren...

  • "Bis Anfang 2016 hatten fast alle aus Syrien Geflüchteten in Deutschland Asyl bekommen – und damit einen sicheren, dauerhaften Aufenthaltsstatus, der die Basis für gelungene Integration ist. Dann aber verabschiedete die damalige schwarz-rote Bundesregierung unter Angela Merkel das sogenannte Asylpaket II. Sy­re­r:in­nen bekamen fortan in der Regel kein Asyl mehr, sondern nur noch den sogenannten subsidiären Schutz. Auf gut Deutsch bedeutet dies: Sie dürfen bleiben, solange Krieg ist. Aber dann eben nicht mehr."

    Auch wenn ganz klassisch Asyl gewährt wird - wegen individueller Verfolgung durch staatliche Stellen -, kann dieses widerrufen werden, wenn die ursprünglichen Gründe (z.B.: das Assad-Regime ist nicht mehr) wegfallen. Das mag aufwendiger sein, weil es evtl. eine individuellere Prüfung erfordert als bei zuerkannter Flüchtlingseigenschaft oder subsidiärem Schutz. Aber ist natürlich trotzdem möglich.



    Und ich halte es für etwas offensichtlich, Wadephuls offensichtlich emotional gerührtes Gestammel angesichts des sicherlich nicht zufällig besuchten, einzelnen Ortes jetzt plötzlich als Kronzeugen-Aussage für irgendwas ranziehen zu wollen.

    • @Kawabunga:

      Asyl ist immer zeitweilig.



      Syrien ist weder ökonomisch schon wieder da, vor allem aber politisch in den Klauen eines unsicheren Kantonisten und die Schergen sind im Lande.



      Juden hat man 1945 auch letztlich nicht zur Rückkehr nach Deutschland gezwungen, um es sehr deutlich zuzuspitzen.



      Am besten könnten Wadephul, Merz, Reul und Co. ja mal beim Aufbau von Syrien helfen, das jetzige Regime zur Vernunft locken. Statt dumpfbäckig mit dem Loserthema Ausländerhetze in den Tango zu gehen.

    • @Kawabunga:

      Was ich von Syrern gehört habe, geht es ja nicht nur um zerstörte Orte, sondern um das Zusammenleben mit denen, die auf Seiten Assads für den ganzen Terror gesorgt haben, Armee, Scharfschützen, Folterer etc. Viele der Geflüchteten gehören zu Minderheiten, Christen, Kurden...ich verstehe, dass viele Angst haben, auch der Regierung nicht wirklich trauen. Das ist auch der große Unterschied zur Lage hier 1945, es war ein Bürgerkrieg.

      • @Lieselotte Schellong:

        "Das ist auch der große Unterschied zur Lage hier 1945, es war ein Bürgerkrieg".



        Das ist der entscheidende Satz, ein Umstand der viel zu wenig Beachtung findet.

    • @Kawabunga:

      Welche präzisen Gründe für subsidiären Schutz oder das Widerrufen von irgendwas sind denn jetzt weggefallen?



      Wenn Herr Wadephul sagt, dass man z. Zt. in Syrien nicht menschenwürdig leben kann, was halten Sie ihm genau entgegen? Haben Sie sich die Situation vor Ort angeschaut? Kennen Sie sich im aktuellen Syrien besser aus? Wenn ja, klären Sie uns bitte auf!

      • @Aurego:

        Ich würde ihm entgegen, dass schon knapp eine Million Menschen in ihr Land zurück gekehrt sind, seit der Bürgerkrieg vorbei ist. So ganz unmöglich scheint das Leben dort nicht zu sein

    • @Kawabunga:

      Sie habe den Sinn und Zweck von Asyl offenbar nicht verstanden.

    • @Kawabunga:

      Durch Zufall wird tatsächlich der Außenminister nicht in Damaskus auftauchen. Aber was genau ist es, was da unterstellt werden soll?

      • @nihilist:

        Dass die aktuellen syrischen Machthaber sich vermutlich gut überlegt haben, welche Orte sie hochrangigen Staatsgästen zeigen. Und wenn man gerne Unterstützung hätte, z.B. finanzieller Natur oder die Lockerung von Sanktionen/Embargos, dann zeigt man natürlich Orte, die besonders stark zerstört sind.



        Eben weil es ein so - zurecht! - schockierender Anblick ist.

        Wadephul hat sich unter diesem Eindruck zu einer menschlich verständlichen, Politik-professionell aber unbedachten Äußerung hinreißen lassen.

        (Nur um das klarzustellen: ich weiß, dass Syrien auch insgesamt unglaublich verwüstet ist. Habe auch schon viele traurige private Fotos und Videos von syrischen Arbeitskolleg*innen gesehen.)