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Fahrgemeinschaften auf dem LandEinmal zum Mitnehmen, bitte!

Du lebst in einem Ort mit schlechtem Nahverkehr? Mitfahrbänke können klimaschonend mobil machen. Wie du sie aufstellst, erfährst du in diesem Rezept.

Wer sich auf die speziell gekennzeichnete Bank setzt, gibt zu erkennen: Ich will mitgenommen werden Foto: Panthermedia/imago, Illustration: Ali Arab Purian

I n ländlichen Gegenden fehlt häufig eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Wer kein Auto hat, nicht fahren kann oder will, ist aufgeschmissen. Dabei sind die Strecken für viele oft dieselben: zur Ärztin ins Stadtzentrum, zum Einkaufen im nächsten größeren Supermarkt oder zum Friseur im Nachbarort. Wäre es da nicht praktisch, wenn die Menschen mit Auto einfach diejenigen ohne Auto mitnehmen?

Genau das ist die Idee von Mitfahrbänken. Wer sich auf die speziell gekennzeichnete Bank setzt, gibt zu erkennen: Ich will mitgenommen werden. Durch Schilder neben der Bank kann die Person zudem anzeigen, in welche Richtung sie möchte. Jetzt muss nur noch jemand anhalten und sie einsammeln. Natürlich lösen solche Mitfahrbänke nicht das zugrunde liegende Infrastrukturproblem. Aber zumindest können sie als mittelfristige Lösung den Bür­ge­r:in­nen vor Ort das Leben erleichtern. Wie ihr selbst Bänke aufbaut, erfahrt ihr hier.

Was du brauchst:

4 bis 10 Bänke

4 bis 10 Schilder mit Zielorten

1 Ort mit schlechtem Nahverkehr

viele Menschen mit und ohne Auto

Schwierigkeitsgrad:

mittel

Zubereitungszeit:

3 Monate bis 1 Jahr

Personen:

3 Leute bis 1 Dorf

Der Nährwert:

Knapp jeder Zweite hat in ländlichen Gebieten keinen ausreichenden Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Heißt: Es gibt in maximal 600 Meter Entfernung von ihrem Wohnort weniger als 20 Abfahrten am Tag. Anders sieht es in Großstädten aus. Hier sind 95 Prozent der Bevölkerung mit guter ÖPNV-Anbindung versorgt.

Gut zu wissen:

Wenn eine Person in einem Auto einen Kilometer fährt, werden laut Umweltbundesamt im Schnitt 164 Gramm Treibhausgase freigesetzt. Hinzu kommt, dass Autos durchschnittlich nur 1,4 Personen transportieren. Eine Fahrgemeinschaft statt zwei Einzelfahrten schont also das Klima.

Die Zubereitung

1 Bildet eine Gruppe

Vernetze dich in deinem Ort und der Umgebung mit anderen Interessent*innen, die das Projekt mit dir zusammen umsetzen wollen. Manche organisieren sich im Gemeinderat, andere starten Nachbarschaftsinitiativen.

Einigt euch auf ein Konzept für eure Mitfahrbänke und klärt, wer welche Aufgaben übernehmen soll. Sollen die Fah­re­r:in­nen sich zum Beispiel registrieren? Wo genau sollen die Bänke aufgestellt werden? Wichtig ist, dass die Bänke ein logisches Verkehrsnetz ergeben: Man möchte nicht nur zur Apotheke kommen, sondern auch wieder zurück! Eine Bank allein ist also zu wenig.

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2 Klärt die Kosten

Eine Bank kostet mindestens 1.000 Euro. Ein ganzes Netz kann also bis zu 10.000 Euro kosten. Fragt lokale Firmen als Sponsoren an. Oder bittet örtliche Schrei­ne­r:in­nen und Förs­te­r:in­nen um Hilfe: Sie können Material beisteuern und/oder euch handwerklich unterstützen. Informiert euch zu Fördertöpfen von Bund oder EU zur Unterstützung eures Projektes.

3 Stellt die Bänke auf

An den Mitfahrorten muss gut erkennbar sein, dass es sich um eine spezielle Mitfahrbank handelt. Neben der Bank sollten ausklappbare Schilder stehen, auf denen mögliche Zielorte stehen. Platziert die Bänke gut sichtbar an stark befahrenden Straßen, aber zugleich an Stellen, wo Autos gut anhalten können.

4 Kreativ werden!

Mitfahrbänke funktionieren nur, wenn möglichst viele Menschen mitmachen und wissen, wie sie funktionieren. Verteilt Flyer, gestaltet eine Internetseite und wendet euch an lokale Medien. Kindergärten, Schulen oder Vereine helfen euch sicher bei der Gestaltung der Bänke. So sorgt ihr für mehr Aufmerksamkeit. Macht eine große Einweihungsaktion, wenn alles fertig ist!

Zukunftsrezepte

Was kann ich tun? Die Frage erreicht die wochentaz seit Jahren immer wieder. Hier stellen wir diesen Sommer konkrete Rezepte für Engagement vor. Zum Nachkochen. Schreibt uns, wie’s schmeckt: zukunftsrezepte@taz.de

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