Femen-Protest im Kölner Dom: Die auf den Altar sprang

Regelmäßig sorgt Femen-Aktivistin Josephine Markmann mit ihren Aktionen für Aufsehen. Im Kölner Dom protestierte sie nun barbusig gegen Sexismus.

„Mitverantwortlich für die Unterdrückung der Frau weltweit“: Markmann über die katholische Kirche. Screenshot: liveleak.com/c/Ruptly

KÖLN taz | Josephine Markmann hat dem Kölner Kardinal Joachim Meisner während seiner weihnachtlichen Festmesse am Mittwochvormittag ein besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht. Gerade war der erzkatholische Gottesmann an den gut gefüllten Reihen seiner Schäfchen vorbei zum Bischofssitz im Kölner Doms gegangen, da sprang die Femen-Aktivistin von ihrem Platz auf, riss sich den Ledermantel vom Leib und sprintete nur mit einem schwarzen Slip bekleidet in den Altarraum zu dem verdutzen Meisner, der am ersten Weihnachtstag seinen 80. Geburtstag feierte. Auf ihren Oberkörper hatte Markmann in schwarzen Lettern „I am God“ geschrieben.

Ihre Aktion dauerte nur wenige Sekunden. Dann stürzten sich die Domschweizer, eine Art Kirchen-Security, auf die junge rothaarige Frau, zerrten sie aus der Kirche und übergaben sie der Polizei. Mit ein paar blauen Flecken wurde sie nach der Messe wieder auf freien Fuß gesetzt. „Die Kirche, so wie jede religiöse Institution, ist mitverantwortlich für die Unterdrückung der Frau weltweit“, begründete Markmann auf der Facebookseite der deutschen Femen-Sektion ihren „Monoprotest“. Gegen sie wurde Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Störung der Religionsausübung erstattet.

Seit Anfang dieses Jahres ist Josephine Markmann, die sich auch Josephine Witt nennt, bei den Frauenrechtsaktivistinnen von Femen aktiv. Seitdem sorgte die Hamburger Philosophiestudentin immer wieder für Schlagzeilen. So zog sie im April gemeinsam mit vier Mitstreiterinnen bei Wladimir Putins Besuch der Hannover-Messe blank.

Ihren zwanzigsten Geburtstag verbrachte Markmann im Juni in einem Gefängnis in Tunesien: Aus Protest gegen die Inhaftierung der tunesischen Femen-Aktivistin Amina Tyler hatte sich Markmann zusammen mit zwei französischen Gesinnungsgenossinnen Ende Mai vor dem Justizpalast in der Hauptstadt Tunis entblößt und war daraufhin wegen „unzüchtigen Verhaltens“ zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Im Berufungsverfahren wurde die Strafe Ende Juni zur Bewährung ausgesetzt und Markmann konnte das Land wieder verlassen.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Mit der auf den Bauch gepinselten Parole „Blut & Spiele“ und im Fußballmuster bemalten Brüsten war sie zuletzt Mitte Dezember aus Protest gegen die Herren-Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar uneingeladen in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ aufgetreten.

Nach ihrer Einlage im Kölner Dom nahm Kardinal Meisner erst mal eine symbolische Reinigung des Altars vor, den er dafür mit Weihwasser besprengte. Am Ende seiner Predigt bezog der greise Oberkatholik, der im kommenden Jahr endlich in den Ruhestand verabschiedet werden dürfte, Markmann in seinen apostolischen Segen ein: „Jeder hat den Segen verdient, sogar die verwirrte Frau vorhin. Sie schließe ich mit ein, sie hat es wohl auch am Nötigsten.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.