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Fußballstar Cristiano Ronaldo bei TrumpDie propagandistische Kraft des Sports

Der saudische Image-Botschafter Cristiano Ronaldo besucht Donald Trump in Washington. Im Weißen Haus kommt zusammen, was zusammenpasst.

Essenseinladung für den Influencer: Cristiano Ronaldo beim Dinnieren im Weißen Haus Foto: Alex Brandon/ap/dpa

W er ist die Ziege? In der englischsprachigen Sportberichterstattung ist das eine häufig gestellte Frage. Ziege heißt auf Englisch goat und weil das die Abkürzung von „Greatest of All Time“ ist, begibt man sich mit der Frage nach der Ziege auf die Suche nach dem Größten aller Zeiten. Im Fußball tobt um diese Frage in den sozialen Medien seit Jahren eine Schlacht zwischen Anhängern von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo.

US-Präsident Donald Trump hat die nun für sich und alle Welt beantwortet. Zu einem Video, das ihn zeigt, wie er mit dem portugiesischen Stürmer durch seinen Amtssitz spaziert, wurde auf den Accounts des Weißen Hauses gepostet: „Two GOATS“. Klar, Donald Trump ist ebenfalls der Größte aller Zeiten.

Die Herzen ihrer Follower flogen den beiden nur so zu. Über 25 Millionen Menschen haben sich angesehen, wie sich Ronaldo köstlich über irgendeine Bemerkung von Trump amüsiert. Über ein KI-Video, das Trump auf seinem eigenen Netzwerk Truth Social gepostet hat, amüsieren sich ebenso viele Menschen, weil da zu sehen ist, wie die beiden mit einem Fußball durchs Oval Office dribbeln. Der beliebteste Fußballer der Welt mimt den Gute-Laune-Bären für seine über 660 Millionen Follower auf Instagram. Selten ist die propagandistische Kraft des Fußballs so deutlich zutage getreten wie beim Besuch Ronaldos im Weißen Haus am vergangenen Mittwoch.

Noch dazu ist Ronaldo mit der Entourage des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman nach Washington gereist. In der von diesem unterhaltenen Operettenliga spielt Ronaldo Fußball und wird auch deshalb fürstlich honoriert, weil er sein Gesicht für Imagekampagnen Saudi-Arabiens zur Verfügung stellt. Zum Nationalfeiertag neulich schickte er, gekleidet in einen strahlen weißen Thawb, nicht zum ersten Mal folgende Botschaft um die Welt: „Es ist ein fantastisches Land.“

Gut gelaunte Frauenverachter

Doch da ist noch etwas. Lange Zeit war Ronaldo nicht in den USA. Seit 2017, jenem Jahr, in dem das Nachrichtenmagazin Der Spiegel von den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn berichtet hatte, war er nicht mehr im Land gesehen worden. 2019 sagte sein damaliger Klub Juventus Turin eine geplante Reise zu einem Showturnier in den USA ab. Man hatte Angst, Ronaldo, der die Vorwürfe eines Models aus Las Vegas bestreitet, könne verhaftet werden. Die Ermittlungen sind eingestellt. Aber nicht nur deshalb kann sich Ronaldo in den USA wieder sehen lassen. Es sind Frauenverachter, die in den USA das Sagen haben.

Und so ist es kein Wunder, dass der mittlerweile 40 Jahre alte Ronaldo feixend neben jenem Donald Trump dahermarschiert, der beinahe keinen Tag verstreichen lässt, ohne eine zutiefst sexistische Äußerung vom Stapel gelassen zu haben. Vielleicht witzelt es sich ja besonders gut mit einem, der wie Trump wegen sexuellen Missbrauchs schon einmal verurteilt worden ist. Da ist zusammengekommen, was leider nur allzu gut zusammenpasst.

Und nebenbei wird Trump von seinem neuen Kumpel und Botschafter für die Fußball-WM 2026 auch noch als Friedensfürst über den grünen Klee gelobt. Mit einer gewaltigen Portion Selbstüberschätzung schreibt er auf Instagram zu einem Foto aus dem Weißen Haus: „Jeder von uns beiden hat Bedeutendes zu bieten und ich stehe bereit, meinen Teil dafür zu geben, kommende Generationen dazu zu inspirieren, eine Zukunft zu bauen, die auf Mut, Verantwortung und dauerhaftem Frieden basiert.“ Uns beide? Auf dem Bild ist noch eine dritte Person zu sehen: Ronaldos Verlobte Georgina Rodriguez. Aber Frauen zählen eben nicht in der Welt der Ziegen. Es ist eine Schande.

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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2 Kommentare

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  • Mindestens vier Portionen Ego, und null Hirn.

  • Ich war schon immer der Meinung, wer D. Trump die rechte Hand reicht, dem soll sie abfallen.