Hamburger Schlagermove sucht Zuhause: Fete abzugeben

Für die einen ist der Schlagermove die wichtigste Party des Jahres, andere wollen das bunte Treiben loswerden. Jetzt gibt es eine öffentliche Anhörung auf St. Pauli.

Hinterlassen Spuren jede Jahr einen Haufen Spuren: Hundertausende Fans beim Hamburger Schlagermove Foto: dpa

HAMBURG taz | Für die einen ist es die wichtigste Party des Jahres, für andere ein Grund zur Flucht: Der Hamburger Schlagermove ist seit Jahren umstritten. Wer als Teil der feiernden Massen durch die Straßen zieht oder ihnen gar Bier verkaufen kann, freut sich über das bunte Treiben. St. Paulianer*innen, die den Lärm in nüchternem Zustand ertragen und dabei zuschauen müssen, wie Menschen an Hauswände pinkeln, stören sich am alljährlichen Überfall ihres Stadtteils durch wild gewordene Schlagerfans. Der „Karneval des Nordens“ ist ein Dorn im Auge all jener, die aus gutem Grund auf St. Pauli und nicht in Köln wohnen.

Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte lädt am Dienstag zu einer öffentlichen Anhörung ein. Das Bezirksamt will einer Lösung des Streitthemas näher kommen. In den letzten Wochen gab es diesbezüglich viel Durcheinander: Erst kürzlich schlug Bezirksamtschef Falko Droßmann (SPD) im Hamburger Abendblatt vor, die Veranstaltung in einen anderen Stadtteil zu verlegen, worauf der Gewerbetreibendenverein City Wandsbek e.V. seine Chance gekommen sah: Gerne würde Wandsbek das Fest übernehmen, sagte der Vereinsvorisitzende Holger Gnekow. Damit kam er dem eigenen Bezirk zuvor: „Nicht jede Veranstaltung passt zu Wandsbek“, zitierte das NDR den zuständigen Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD).

Und so schnell gibt St. Pauli die Fete nicht ab. „St. Pauli will Schlagermove behalten“, titelte das Hamburger Abendblatt kürzlich, und vergaß kurzerhand das „IG“ vor St. Pauli – in der „Interessengemeinschaft St. Pauli“ haben sich Händler*innen aus dem Stadtteil zusammengeschlossen.

Anwohner sollen entlastet werden

Bei der Anhörung am Dienstag soll der Veranstalter des Schlagermoves, der sich aus Angst vor Angriffen nur selten in der Öffentlichkeit zeigt, alternative Routen vorschlagen. Oliver Sträter, Sprecher der SPD-Fraktion Mitte, begrüßt eine mögliche Verlegung. „Wir wollen die Anwohner entlasten“, sagt er. Vorstellbar sei auch eine wechselnde Route in den nächsten Jahren. Der Genehmigungsprozess sei derzeit noch sehr kleinteilig und solle transparenter werden.

Spannender als die Routenvorschläge dürfte sein, wie Fans des Schlagermoves und dessen Feinde zu Wort kommen. „Hoffentlich kotzt niemand in die Bezirksversammlung“, schreibt ein Facebook-Nutzer, der zum Besuch der Anhörung aufruft. Man könnte das auch als eine Aufforderung verstehen.

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