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Neue Oper für HamburgKein Applaus für Klaus Michael Kühne

Gastkommentar von Karl-Martin Hentschel

Der reichste Mann Deutschlands schenkt Hamburg eine neue Oper. Warum ihm kein Lob für seine Großzügigkeit gebührt, sondern eine Vermögenssteuer.

Klaus Michael Kühne ist der reichste Mann Deutschlands Foto: Lars Berg/imago

K laus-Michael Kühne ist nach Angaben des Magazins Forbes der reichste Mann Deutschlands. Er schenkt Hamburg ein neues Opernhaus. Gott, muss der reich sein! Und wie spendabel! Nebenbei ist er noch der wichtigste Sponsor des HSV. Solche großherzigen Menschen brauchen wir. Soll man die wirklich stärker besteuern? Ist das gerecht?

In Diskussionen über Reichtum habe selbst ich als Mathematiker manchmal Probleme, die Dimensionen zu erklären. Versuchen wir es einmal: Ein Facharbeiter verdient im Jahr netto etwa 27.000 Euro. Der Bundeskanzler verdient netto (ohne seine vielen Nebeneinkünfte) etwa 150.000 Euro. Das ist fast das Sechsfache. Arbeitet er so viel mehr? Ist das gerecht? Die meisten Menschen finden: Ja, das ist okay.

Oliver Blume, der VW-Vorsitzende und zugleich bestbezahlte Manager Deutschlands, verdient 5,4 Millionen Euro netto. Das ist 36-mal(!) so viel wie der Bundeskanzler (in Worten: sechsunddreißig) und über 200-mal so viel wie ein Facharbeiter. Kann man so viel überhaupt ausgeben? Ist das gerecht? Macht das glücklicher? Da trennen sich die Meinungen.

Bild: privat
Karl-Martin Hentschel

ist Mitglied im Bundesvorstand des Vereins Mehr Demokratie e. V. Er war von 1996 bis 2009 Abgeordneter im Landtag in Schleswig-Holstein und Fraktionsvorsitzender während der rot-grünen Simonis-Regierung. 2019 erschien sein Buch „Demokratie für morgen“ (UVK Verlag).

Und Herr Kühne, der reichste Mann Deutschlands? Der hat im Jahr 2022 3,3 Milliarden Euro Dividende aus seiner Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd erhalten. Diese Zahl sagt niemandem mehr etwas. Das ist über 600-mal so viel wie der superreiche VW-Vorsitzende Blume.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Ein Mount Everest und zwei Kölner Dome

Um das anschaulich zu machen: Nehmen wir an, das Nettoeinkommen eines Facharbeiters entspräche sieben Zentimetern – also der Größe eines Hühnereis. Dann entspräche das Einkommen des Bundeskanzlers 42 Zentimetern, also der Größe eines Blumentopfs mit einer Blume darin. Das Einkommen des VW-Chefs Herrn Blume entspräche bereits dem großen Fenster links unten im ­Portal des Kölner Doms – das Fenster ist 15 Meter hoch.

Und nun zu Herrn Kühne. Sie vermuten sicher, dass sein Einkommen dann der Höhe des Doms entspräche. Das wären 157 Meter. Aber weit gefehlt! Das wäre „nur“ das Zehnfache von Herrn Blume. Und das höchste Gebäude der Welt? Der Burj Khalifa in Dubai mit 828 Metern? Auch das reicht nicht aus. Ja, selbst der Mount Everest wäre nicht ausreichend. Man müsste dann noch zwei Kölner Dome übereinander oben draufstellen.

Wenn ein Facharbeiter total sparsam wäre und jedes Jahr die Hälfte seines Einkommens auf die hohe Kante legen würde, dann müsste er 250.000 Jahre arbeiten, um so viel anzusparen, wie Herr Kühne in einem einzigen Jahr einnimmt. Um aber so viel anzusparen, wie Herr Kühne an Vermögen besitzt, hätte der Facharbeiter bereits drei Millionen Jahre sparen müssen.

Stimmt – das ist irre! Aber wie hat denn Kühne sein Vermögen erarbeitet? Die Geschichte geht so: Die Brüder Alfred (Klaus-Michael Kühnes Vater) und Werner Kühne übernahmen 1932 das Geschäft Kühne + Nagel, nachdem ihr Vater verstorben war. Im selben Jahr kam es zu einer Auseinandersetzung mit ihrem dritten Partner Adolf Maass, der jüdischer Abstammung war und dem fast die Hälfte des Betriebs gehörte. Im April 1933 musste er das Unternehmen ohne Abfindung verlassen. Am 1. Mai 1933 traten Alfred und Werner Kühne der NSDAP bei – mit einem jüdischen Mitinhaber wäre ihnen das wohl nicht möglich gewesen. Das Ehepaar Maass starb 1945 in Auschwitz.

NS-Musterbetrieb

Die Firma wurde ein NS-Musterbetrieb und wuchs rapide. Sie bekam nämlich von Hitler das Monopol für den Abtransport von Einrichtungen aus 65.000 jüdischen Haushalten in Frankreich und den Beneluxstaaten, deren Bewohner ins Ausland flohen oder gar ins KZ kamen.

Und nach dem Krieg? Zunächst durften die Brüder wegen ihrer Nazivergangenheit kein Geschäft führen. Sie machten deshalb Dieter Liesenfeld, einen jungen Mann jüdischer Abstammung, zum Teilhaber. Dann aber agierte Kühne + Nagel als Tarnfirma der Organisation Gehlen, eines Vorläufers des Bundesnachrichtendienstes, der unter der Aufsicht der CIA stand. Alfred Kühne wurde auf Anweisung der CIA „entnazifiziert“ und zahlte seinen Bruder und Herrn Liesenfeld aus. Später übergab er dann die Führung des Konzerns nach und nach an seinen einzigen Sohn Klaus-Michael.

Heute ist Kühne + Nagel das drittgrößte Logistikunternehmen der Welt. Firmen- und Wohnsitz hat Kühne seit Jahrzehnten in der Schweiz. Im November 2008 widersprach er bei einer Podiumsdiskussion einer möglichen Fusion mit der dänischen Reederei Mærsk. Er wolle das Käuferkonsortium „möglichst reinrassig deutsch halten“ – aber natürlich in Deutschland keine Steuern zahlen.

Eine bessere Gesellschaft wäre möglich – mit seinem Geld

Erstes Gedankenspiel: Herr Kühne schenkt nun ein Opernhaus für 300 Millionen Euro. Großzügig? Rechnen wir nach: Würde er Abgaben bezahlen wie jeder normale Arbeitnehmer, wären das 1,7 Milliarden Euro jährlich. Das wären also fünfeinhalb Opernhäuser – jedes Jahr! Oder: Der Hamburger Senat und die Bundesregierung könnten von seinen Steuern auch 40.000 zusätzliche Er­zie­he­r*in­nen finanzieren – die dringend gebraucht werden in Deutschland. Er würde trotzdem jedes Jahr um fast 2 Milliarden Euro reicher!

Zweites Gedankenspiel: Tatsächlich ist die Familie Kühne nur eine von insgesamt etwa 220 Milliardärsfamilien in Deutschland. Wenn diese prozentual so viel Steuern zahlen würden wie normale Arbeitnehmer, dann würde das reichen für 100.000 neue dringend benötigte Sozialwohnungen, ein Programm für gleiche Chancen für alle Kinder, die dringend nötige Reparatur der Infrastruktur von Schulen, Krankenhäusern, Brücken und der Bahn sowie den klimagerechten Umbau des Landes.

Kühne für die Spende der Hamburger Oper zu applaudieren, wäre also gänzlich unangebracht. Viel angemessener wäre die Frage, warum Milliardäre wie er nicht systematisch für die Finanzierung einer besseren Gesellschaft zur Verantwortung gezogen werden.

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52 Kommentare

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  • "Kühne selbst äußerte sich...einmal dahingehend, er habe nichts gegen Steuern, er „hätte nur gern das Gefühl, dass sie für die richtigen Dinge ausgegeben werden“



    Ich hätte gerne das Gefühl, dass wir eine Solidargemeinschaft sind, alle gerne und einen fairen Beitrag durch Abgaben und Steuern entrichten und solidarisch/demokratisch entschieden, für welche Dinge wir unsere "Staatsgelder" ausgeben.

    taz.de/4-Milliarde...n-Fiskus/!6094319/

  • taz: *Herr Kühne schenkt nun ein Opernhaus für 300 Millionen Euro. Großzügig? Rechnen wir nach: Würde er Abgaben bezahlen wie jeder normale Arbeitnehmer, wären das 1,7 Milliarden Euro jährlich. Das wären also fünfeinhalb Opernhäuser – jedes Jahr!*

    Und wenn das Opernhaus fertig ist, dann bekommt Klaus-Michael Kühne vor der Oper eine 'große Statue von sich' und eine Hamburger Straße wird auch noch nach ihm benannt - denn darum geht es Herrn Kühne sicherlich nur. Kühnes Vermögen wird auf rund 42,5 Milliarden US-Dollar ('Forbes' - 2024) geschätzt, also sind 300 Millionen Euro für ihn lediglich ein paar "Peanuts". Der Mann ist Jahrgang 1937, der will sich am Ende seines Lebens mit dem Opernhaus in Hamburg noch ein Denkmal setzen.

    taz: *Tatsächlich ist die Familie Kühne nur eine von insgesamt etwa 220 Milliardärsfamilien in Deutschland.*

    So schaut es in diesem Land aus, wo die Reichen immer reicher werden und ihre sogenannte "Spendabilität" von den Politikern sogar noch gefeiert wird, anstatt endlich einmal die Reichen stärker zu besteuern. Daran kann man aber gut erkennen, für wen unsere "Volksvertreter" wirklich Politik in diesem Land machen.

    • @Ricky-13:

      Nochmals, Herr Kühne lebt in der Schweiz. Pläne zur Einführung einer Vermögensteuer in Deutschland werden ihn kaum jucken.

  • Ab einem bestimmten Einkommen steigt die Steuer nicht mehr, davor kommt immer noch eine Erhöhung und noch eine und so weiter.



    Bei Kühne kommt nix, er wohnt in der Schweiz, seine Unternehmen sind so gebündelt, dass die Steuern extrem niedrig bleiben.



    Auch wenn es nett ist, dass er Hamburg etwas geben will, hätte er hier artig seine Steuern bezahlt, wäre das viel viel besser gewesen und es ist überfällig, gegen die Steuerflüchtlinge vorzugehen.



    Aber es passierte nicht und ich bin skeptisch, ob es überhaupt noch kommt.



    Das beste Beispiel war Gerd Schröder SPD, der machte nicht damit Furore, dass die Steuereinnahmen wieder gerade bog und für Gerechtigkeit sorgte, sondern er machte eine Rentenreform, wo das Rentenniveaus drastisch sink und eine private Vorsorge vor allem die privaten Anbieter reich macht, dann wendete er sich dem Arbeitslosengeld und der Arbeitslosenhilfe zu und schuff ein Heer armer Menschen, denen nie das zuTeil wurde, was er ihnen versprach.



    Deswegen bin ich pessimistisch.



    Nur die LInke will - bisher - diese Steuerungerechtigkeiten gerade biegen. Mitmachen will niemand. Die AfD hat sogar Fans in der Schweiz bei den Steuerflüchtigen. Und Merz ist ein Millionär.

  • nicht nur herr kühne zahlt zu wenig in die staatskasse ein. das gilt für sämtliche seiner "kollegInnen".



    in den letzten zig-jahren haben die besitzeenden dafür gesorgt, daß die regierungen sie sehr gut "bedient" haben.



    daß muß aufhören.



    die habenichtse haben gute ideen: enteignung der wohnkonzerne, vergesellschaftung der energiekonzerne.



    wie wäre es mit vergesellschaftung des transportwesens? z.b. dieses betriebs:



    de.kuehne-nagel.com/de



    ?

    • @Brot&Rosen:

      Also, wir sollten jetzt nicht alle Vermögenden für die Misere unseres Landes verantwortlich machen, liegt es doch an den Parlamentariern, die unsere im GG verankerte Vermögenssteuer, aus Trägheit nicht mehr erheben. Die Entwürfe liegen seit über 20 Jahren in den Schubladen des Bundestages, zur Verabschiedung durch unsere Politiker bereit. Sie trauen sich nur aufgrund ihrer neoliberalen Einstellung nicht daran !

  • Milliardäre genau so besteuern wie einfache Arbeitnehmer.?







    Um Gottes Willen.

    Da holen wir uns das Geld doch lieber bei Bürgeldempfängern. Gut daß wir so einen "Weisen" Kanzler haben..der wird schon das richtige tun, um die Gesellschaft zusammen zu halten..

    Ganz bestimmt.

  • Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Die sehr anschauliche Darstellung des Vermögens von Herrn Kühne hätte nur dann einen Nutzen, wenn er die ganze Summe verfressen und versaufen würde. Tut er aber nicht. Und auch die Nummer mit den 100.000 Wohnungen ist nur aus Luft - derartige Baukapazitäten liegen überhaupt nicht brach.

    • @Samvim:

      Natürlich wäre es möglich, mit diesem Geld 100.000 Wohnungen zu schaffen.



      Nitfalls müssen eben mehr Baukapazitäten geschaffen werden. Mit Geld alles möglich

  • Da der Erste Bürgermeister Hamburgs, Herr Tschentscher, sich bereits artig für die Opern-Spende bedankt hat und die Stadt auch schon ein exponiertes Hafengrundstück zur Verfügung stellt, wird die Oper bestimmt gebaut. Wenn auch wieder um ein Vielfaches teurer, hoffe ich, zumindest aus den Erfahrungen der 1-Milliarde- Elbphilharmonie. Wenn schon, dann sollte sie zumindest "ADOLPH-MAAS-OPER" genannt werden, nach dem enteigneten, samt Ehefrau in Auschwitz ermordeten ehemaligen Teilhaber von "Kühne+Nagel".

  • Danke für diesen Beitrag. Alles hat seinen Anfang. In diesem Fall basiert die Firmengeschichte auf - um es sehr höflich auszudrücken - Ungerechtigkeiten und Betrug.



    Wenn man mal alle Bundesregierungen an sich im Kopf vorbeirauschen lässt, dann wird bewusst, das es nie eine ernsthaft gewollt hat, Ungerechtigkeiten in Deutschland zu beseitigen.



    Mit Unterstützung der Gewerkschaften und der Grünen betrieben die Sozen unter Schröder einen sozialen Kahlschlag.



    Nun ist Herr Friedrich "BlackRock" Merz an der Macht und wird die Rest-Demokratie in eine Plutokratie umwandeln (wollen).



    Der perfekte neoliberale Kapitalismus ist der "Endsieg" von Merz + Co. weltweit.

  • Nicht zu vergessen, dass auch die katholische & evangelische Kirche in Deutschland mit einem geschätzten Gesamtvermögen von mehreren hundert Milliarden Euro (jeweils rund 200 Mrd. € pro Kirche) nicht etwa unter Steuerlast ächzen. Gleichzeitig holen sie sich jährlich knappe 13 Mrd. € an Kirchensteuern – etwa 6,8 Mrd. € von der katholischen und rund 5,9 Mrd. € von der evangelischen Kirche.

    Und als Sahnehäubchen: Über 600 Mio. € jährlich fließen zusätzlich als sogenannte Staatsleistungen aus den Landeshaushalten – finanziert aus allgemeinen Steuermitteln – an die Kirchen.

    Quelle: Tagesschau. (2022). Kirchensteuer steigt auf Rekordhöhe. www.tagesschau.de/...udie-2022-101.html

    Die Welt. (2024). Staatsleistungen an die Kirchen.



    www.welt.de/politi...rchen-beenden.html

    Simplicissimus. (2025) Der absurde Reichtum der Kirche.



    youtu.be/dA-TkKYi_...i=bwLR2kCx0uml1Gtn

  • "Firmen- und Wohnsitz hat Kühne seit Jahrzehnten in der Schweiz.



    (...) Tatsächlich ist die Familie Kühne nur eine von insgesamt etwa 220 Milliardärsfamilien in Deutschland."

    Ja was denn nun. Mit Schweizer Firmen- und Wohnsitz ist Kühne in Deutschland nicht steuerpflichtig und auch nicht der reichste Mann Deutschlands und auch kein Milliardär in Deutschland. Eine deutsche Vermögensteuer würde ihn nicht treffen.

    • @Descartes:

      Hat er einen deutschen Pass? Dann sollte er huer auch steuerpflichtig sein. So machen es zumindest due USA.

  • Die Vermögenssteuer ist das eine, eine freiwillige Spende etwas ganz anderes.



    Wenn jemand feiwillig spendet sollte man dafür dankbar sein - egal wie reich der Spender ist. Herr Kühn könnte ja auch sein Geld mit Jachten verjubeln.



    Natürlich wird es auch Zeit endlich mal eine Vermögenssteuer einzuführen. Aber bis dhin: Dankeschön!

    • @Bernd Simon:

      Nein er könnte sein Geld nicht mit jachten verjubeln, dafür ist es zuviel, selbst wenn er jeden Monat eine Jacht für 100mio bestellt.

    • @Bernd Simon:

      Sie können von mir aus Danke sagen, wenn Sie azf der anderen Seite ihn dafür verurteilen, dass er keine Steuern in Deutschland zahlt.

    • @Bernd Simon:

      Wofür denn bedanken? Für eine Oper nach der keiner gefragt hat? Prunkbauten statt sanierter Schulen. Man sollte es ablehnen - wegen Geschmacklosigkeit.

      • @Klobrille:

        Die Frage nach einer neuen Oper wird in Hamburg aber tatsächlich schon seit langem gestellt.

    • @Bernd Simon:

      Wer finanziert denn dann den Opernbetrieb? Und wer geht hin?

    • @Bernd Simon:

      Da auch mich als Steuerzahler, die nicht Steuerzahlung von Herrn Kühne betrifft - Antworte ich Ihnen einmal hiermit, mit " Bittesehr " ganz ungern gesehen.

  • Eine Vermögenssteuer, die Besitztümer von Privatpersonen besteuert, war in Deutschland bis Ende der 90er Jahre üblich. Eine Rückkehr der seither ausgesetzten Steuer ist in Zukunft durchaus möglich.

  • "Und Herr Kühne, der reichste Mann Deutschlands? Der hat im Jahr 2022 3,3 Milliarden Euro Dividende aus seiner Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd erhalten"

    Dividenden sind Zinseinnahmen und damit steuerpflichtig. 25 Prozent dieser Summe gehen an den Staat.

    • @Tom Tailor:

      25% reichen nicht. Damit es nicht zu immer grösserer Ungleichheit in unserer Gesellschaft kommt und damit zum Zusammenbruch unserer Gesellschaft, muss sas höher sein.

    • @Tom Tailor:

      Bei Ihnen vllt und bei mir. Bei einem Podcast, ich glaube bei Jung und naiv, hat jemand gesagt, wieviel Steuern Herr Kühne bezahlt hat. Die ursprüngliche Aussage von dem Interviewpartner wurde ihm untersagt vom Gericht, die danach nicht mehr. Sie können zwischen ihr zwei und fünf ein Komma machen. Das kommt dann ungefähr hin.

  • " Rechnen wir nach: Würde er Abgaben bezahlen wie jeder normale Arbeitnehmer, wären das 1,7 Milliarden Euro jährlich. "

    Abgaben worauf? Welche Art von versteuerbarem Einkommen erzielt Herr Kühne denn, das vergleichbar mit solchem eines Arbeitnehmers ist?

    • @Tom Tailor:

      Es ist völlig egal, welcher Art die Einnahmen von Herrn Kphne sind. Solange Milliardäre im Durchschnitt so viel schneller reicher werden als der Durchschnitt der Mittelschucht, wird dues auf Dauer jede Gesellschaft sprengen. Daher müssen die Regeln so geändert werden, dass im Durchschnitt Milliardäre nicht mehr schneller reicher werden als der Dzrchschnitt der Mittelschicht. Der einzelne kann dann durchaus schneller reicher werden, damit Leistung sich lohnt. Aber sazu muss er oder sie besser sein als der Durchschnitt der Milliardäre. Die Regeln so hinzubiegen, dass jeder Milliardär schneller reicher wird als jeder andere, darf nicht sein

    • @Tom Tailor:

      Frage : " Welche Leistung erbringt, zu welchem Stundenlohn - " Herr " Kühne denn so, wann ? " .

  • Ein schöner Artikel. der klar macht, wie abstrus solcher Reichtum ist und wie viel besser die Gesellschaft sein könnte, wenn das Geld gerechter verteilt wäre.

    Das kann m an auch erkennen, wenn man das große Bild betrachtet. Wenn man die reichsten 500 Personen in Deutschland betrachtet (wo Kühne an Position 1 steht), haben alleine dies 500 Personen alleine von 2020-2024) ihr Vermögen um 500 Mrd.€ steigern können.



    Auf der anderen Seite hat der Staat kein Geld, um die Stromsteuer für Privatpersonen zu senken, was 2,7 Mrd. € zu senken. Mit den 500 Mrd.€ Könnte man das fast 200 Mal machen. Aber statt von diesen 500 Mrd.€ auch nur 2,7 Mrd. € zu nehmen (egal ob durch eine Vermögenssteuer oder höhere Kapitalertragssteuer oder wie auch immer), senkt man die Stromsteuern nur für einige Unternehmen, so dass diese 500 Personen dadurch noch reicher werden.



    Ist das gerecht? Nein! Aber noch wichtiger ist, dass es diese Gesellschaft kaputt macht.



    Es wird immer gesagt, dass diese reichen Menschen ihr Geld ja selbst verdient haben. Es wird dabei immer vergessen zu erwähnen, dass ja teilweise Millionen von Menschen für die gearbeitet haben, oder hat Kühne die LKWs selbst gefahren?

  • Der Kapitalismus hat in Deutschland solange funktioniert, bis sich vor 25 / 30 Jahren der Neoliberalismus im Kapitalismus verankert hat. Unsere Industrie & Wirtschaft und Regierung sind auf den Zug des Neoliberalismus aufgesprungen und hat selbstverständlich auch in weite Teile unserer Gesellschaft erreicht. Die Frage, die wir uns alle stellen sollten lautet daher, was können und was wollen wir tun, um nicht am Neoliberalismus zu Grunde zu gehen.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Sie sagen es. Bis vor ca 30-50 Jahren hat der Kapitalismus in Deutschland noch ganz gut funktioniert. Solange jeder etwas davon hatte. Solange es allen immer besser ging. Seit es der ärmeren Häfte nicht mehr immer besser geht, sondern teilweise sogar schlechter und deshalb Angst vor der Zukunft entsteht, ist die Gesellschaft dabei, kaputt zu gehen.



      Um das zu verhindern, reicht Wachstum nicht. Der Wohlstandsgewinn durch Wachstum muss gerechter verteilt werden. Die Ungleichheit darf nicht nehr wachsen. Sie muss im Gegenteil wieder abnehmen.



      Auf Dauer müssen daher die Regeln geändert werden, also z.B. das Steuer- und Erbrecht. Aber im Augenblick führt für ein paar Jahre kein Weg an einer Vermögenssteuer vorbei, um die schlimmsten Auswüchse erst mal wieder zu beseitugen, z.B. die zu hohen Mieten oder das Klimaproblem.

  • Jetzt hat Hamburg ein Opernhaus - und wer zahlt die laufenden Kosten. Jeder Bürger - super Geschenk bei dem wir alle die laufenden Kosten tragen müssen. Ich weiß Geld hat keine Moral und für Wohlhabende ist der Berg des Vermögens nie groß genug - es kann immer "Mehr" sein. Ich glaube an ein Karma - Der Bumerang kommt immer zurück.

    • @Stefan Waschik:

      Hamburg hatte schon vorher ein Opernhaus, was meinen Sie wer da die laufenden Kosten gezahlt hat?

  • 1. Ich habe immer ein Problem damit, wenn man zwei Themen miteinander vermischt, die gar nichts miteinander zu tun haben. Und wenn das Vermögen allein auf Zahngold aus den KZ beruhte - was hat das mir einer Vermögenssteuer zu tun? Das eine ist ein moralisches Problem und ggf. eine Restitutionsfrage. Das andere ist Steuerecht.

    2. Was haben die Einnahmen aus der Dividende mit der Vermögenssteuer zu tun? Das ist ein Frage der Einkommensteuer. Von daher plädiert der Artikel wohl für eine Einkommensteuer auf Kapitalerträge und nicht auf Vermögen.

    • @Peter Rabe:

      So ist die Wirklichkeit. Da ist immer alles miteinander vermischt.



      Was z.B. Kapitalerträge und Vermögenssteuer betrifft: Weil die Steuer auf Kapitalerträge jahrzehntelang zu niedrig war, haben sich jetzt solch gewaltigen U terschiede bei der Vermögensverteilung entwickelt. Daher ist jetzt für ein paar Jahre eine Vermögenssteuer erforderlich, um diese Ungleichheit wieder etwas zu verringern.

    • @Peter Rabe:

      Im Kontext der Überschrift "Kein Aplaus für Klaus Michael Kühne" geht beides zusammen. Man kann Herrn Kühne und dem Unternehmen angesichts einer solchen Historie eine höhere gesellschaftliche Verantwortung attestieren. Und unter dieser Prämisse wiegt der Vorwurf umso härter, dass er seine Steuern nicht wie jeder andere auch zahlt. Nicht in der Höhe und nicht in Deutschland. Und dass Dankbarkeit ggü. Herr Kühne von Seiten eben dieser allen anderen im Angesicht der Relationen nicht angebracht wäre.

      Dass es hier von einer Vermögenssteuer geschrieben wird liegt vermutlich daran, dass Herr Kühne die 3,3 Mrd. Euro ja nicht auf sein Bankkonto bekommen hat. Man kann vermuten, dass es an eine Holding ging, die die Gewinne wieder investiert hat. Herr Kühne hat die Möglichkeit, Spielereien wie Jachten oder Opernhäuser mit Krediten zu finanzieren, während die Erträge fast unversteuert weiter das Vermögen mehren können. Eine Einkommenssteuer greift nicht.

    • @Peter Rabe:

      1. Ach so – Geschichte bitte nur dazulassen, wo sie niemanden stört. Dass ein Teil des Vermögens in diesem Land auf Enteignung, KZ-Zahngold und anderer Nettigkeiten beruht, ist natürlich rein moralisch interessant – hat ja nichts mit heutigen Besitzverhältnissen zu tun. Das steht vermutlich in einem ganz anderen Steueruniversum. Hauptsache, wir diskutieren über Gerechtigkeit, ohne uns die Herkunft des Geldes anzusehen. Sehr rein, sehr juristisch – fast schon metaphysisch.

      2. Natürlich – Dividenden haben mit Vermögen nichts zu tun. Die fallen ja wie Regen vom Himmel, ganz unabhängig davon, ob man Aktien besitzt oder nicht. Und Vermögenssteuer? Quatsch – wir sollten einfach nur das Einkommen besteuern, das zufällig auf wundersame Weise bei Leuten mit Millionenvermögen entsteht, ohne dass sie irgendwas dafür tun. Klingt total logisch.

    • @Peter Rabe:

      Richtig. Dazu fällt auf, es werden hier keineswegs Mittelwerte über einen längeren Zeitraum genannt sondern die Summe eines einzelnen, gezielt gepickten Jahres. Ja, die ist sehr groß, ohne Zweifel. Ich habe kurz vor dem Ukraineüberfall und der Northstream-Sprengung Uniperaktien gekauft und mal eben über 90 % verloren. Interessiert das irgendeinen der Umverteiler? Natürlich nicht. Wäre es anders gelaufen und der Wert hätte sich verdoppelt, ja dann.

    • @Peter Rabe:

      Aber die einfache Grundaussage lautet: Reichtum sollte angemessen besteuert werden; sie bleibt richtig. Was die zwei miteinander vermischten Themen anbelangt; es wäre wohl interessant, wie ein großer Teil vermögender Menschen zu ihrem Vermögen gekommen sind. Die Erklärungen dafür reichen teils (insbesondere bei adligen Großgrundbesitzern) bis in finsterste Feudalzeit oder auch eben in die Nazizeit.

      • @Axel Donning:

        Bei Steuern bin ich dabei. Auf Erträge jeder Art. Bei Vermögen bin ich dagegen. Schon viele meiner Vermögensgegenstände sind leicht zu verstecken. Da geht bestimmt noch mehr. Geldbewegungen aber sind transparent (relativ).

        Historische Betrachtungen haben ihren Platz. Aber eben im entsprechenden Umfeld. Und nicht bei der Steuer. Auch wenn ich die Diskussion müßig finde, wessen Vorfahren wie zu Reichtum gekommen sind. Folgt ja hier nichts draus.

      • @Axel Donning:

        Es wäre schön, wenn es so einfach wäre.



        Und natürlich gerecht



        Kapital ist weder schön noch gerecht - aber ungeheuer fluide.



        Man würde meinen, es wäre den Reichen egal, sie wären immer noch reich - aber das stimmt nicht.



        Wirklich reich wird man tatsächlich nur, wenn es nicht egal ist, ob eine Milliarde oder zwei oder drei.



        Und das ist das Problem.



        Ich kann weder mein nicht abbezahltes Haus, noch den Ort, wo ich die Rate dafür erwirtschafte, so einfach verlassen - Kapital braucht dafür einen Wimpernschlag.



        Und eben selbst das bisschen Steuer, dass die Kühnes dieser Welt jeder bezahlen ist mehr, als die ganze Stadt zahlt, in der ich lebe.



        Zusätzlich zu der Hoffnung, fass sie mit ihren Mitteln Investitionen am Laufen halten.

      • @Axel Donning:

        Genau das bestreitet Herr Rabe ja nicht. Im Gegenteil. Man muß, wenn so etwas der Fall ist, aber genau darüber reden und eben nicht Dinge vermischen. Hier wird ein einzelner mit fragwürdiger Herkunft des Vermögens zum Vorwand genommen, um allen anderen Vermögenden ihren Besitz wegzubesteuern.



        Das ist ein mieser rhetorischer Trick, dem Herr Rabe völlig zu recht widerspricht.

        • @Axel Berger:

          Weg zu besteuern?

          Käse, gerechter besteuern.

    • @Peter Rabe:

      Aber klar doch, alles muss seine Ordnung haben (so wie ja wohl auch Arisierungsgewinne der herrschenden Ordnung hierzulande nicht wirklich zu widersprechen schienen und scheinen - is‘ klar, weiß man ja auch nicht mehr so genau, ist schon lange her, besser „Stolpersteine“ verlegen)! Dann kann es auch weitergehen mit dem Tunnelblick der anständigen Kleinbürger, die ja redlich von den Früchten ihrer eigenen Arbeit… (langsam ausblenden)

  • Danke gute Veranschaulichung! Mehr davon!

  • Hier verrechnet sich der Herr Mathematiker doch ganz gewaltig. Herr Kühne ist zwar Deutscher, nur lebt er schon seit vielen Jahren in der Schweiz. Von einer deutschen Vermögensteuer wäre er nicht bzw. kaum betroffen und würde dafür Sorge tragen, eine solche Steuer zu entrichten. Er ist daher das schlechteste Beispiel für die Forderung nach einer solche Steuer, ganz egal wie hoch die Einkommenswolkentürme des Herren Mathematiker sein mögen.

  • Danke! Leider wird es nicht zu meinen Lebzeiten Gegenstand realer Gesetze werden. Die Hoffnung habe ich aufgegeben. Alleine wenn man sich die gerade wieder grasierende Hetze gegen BürgergeldempfängerInnen ansieht, die angeblich in einer zu großen Wohnung wohnen (weil sie sich einen Umzug und die Miete in einer kleineren Wohnung gar nicht leisten könnten), fällt es schwer, das Frühstück im Magen zu behalten.



    Die Leute sind neidisch auf Bürgergeldempfänger, aber nicht auf Menschen, die leistungslos das Tausendfache bekommen. Denn wenn wir von einem Facharbeiter mit 27.000€ reden, wie sehen die Relationen aus bei einem Niedriglöhner oder gar einem Bürgegeldempfänger?



    Dass im Fall Kühne das ererbte leistungslose Vermögen auch noch aus braunen Nazi-Gewinnen stammt, macht es nicht besser. Ist übrigens kein Einzelfall.

    • @Jalella:

      Die relationen sehen genauso aus, selbst beim Kanzler wäre es noch ein Blumentopf gegenüber dem Mount Everest. Es ist so absurd viel Geöd das im Vergleich alle arm sind.

  • Herr Kühne ist in der Schweiz steuerpflichtig und die Kühne-Stiftung hat ihren Sitz in der Schweiz. Geld ist nunmal flüchtig, da helfen keine Enteignungsfantasien.

    • @ocs:

      Was hat gerechte Besteuerung mit Enteignung zu tun?

  • und jetzt kommen gleich wieder die ganzen Kommentare von denen die selbst nichts haben und von Sozialneid sprechen...