Kommentar Milliardenverlust bei Eon: Kein Dank für die Steuerzahler

Die Folgen der Energiewende haben bei Eon zum höchsten Verlust in der Firmengeschichte geführt. Wenigstens wird nun Klartext geredet.

Schäfchen vor dem Kernkraftwerk Grohnde

Bald haben die Verursacher des Strahlenmülls ihre Schäfchen im Trockenen Foto: dpa

Die Lieblingsvokabeln der Eon-Vorstände waren bemerkenswert: Vom „Befreiungsschlag“ war bei der Bilanzvorstellung am Mittwoch oft die Rede, von „Lasten der Vergangenheit“, derer man sich nun mit Sonderabschreibungen entledigt. Und auch von einem „Schlussstrich“.

„Danke, liebe Steuerzahler“, hätte Firmenchef Johannes Teyssen fairerweise hinzufügen müssen. Denn diese Perspektiven für den Konzern eröffnete erst der Beschluss der Bundesregierung, die Atomkonzerne aus der Haftung für ihren Strahlenmüll zu entlassen. Das Gesetz ist verabschiedet, der dazugehörige Vertrag mit den Konzernen unterschriftsreif.

Mitte des Jahres wird Eon zwar noch rund 10 Milliarden Euro an den staatlichen Kernenergiefonds überweisen müssen, was den Konzern im Moment natürlich schmerzt. Aber damit sind dann für das Unternehmen alle Kostenrisiken beseitigt, die, ginge es nach dem Verursacherprinzip, noch auf Ewigkeiten die Bilanzen belastet hätten.

So aber haben die Verursacher des Strahlenmülls nun ihre Schäfchen im Trockenen. Und damit kann dann Eon erstmals Tacheles reden. Ganz nonchalant ist im Vorstand von den „faktisch unbegrenzten Risiken der nuklearen Zwischen- und Endlagerung“ die Rede. Jetzt kann man es ja so offen sagen, wo man selbst für den Dreck nicht mehr zuständig ist, sondern der Staat. Ach ja: Insbesondere sei diese „Enthaftung“ des Konzerns für die Aktionäre wichtig, war auf der Bilanzpressekonferenz zu hören.

Für solches Entgegenkommen nimmt der Konzern dann gern mal in Kauf, dass er in der 2016er Bilanz einige Milliarden abschreiben muss. Dafür kann er nun mit der „neuen Eon“ ohne Altlasten in die „neue Energiewelt“ starten – auch das waren häufige Formulierungen am Mittwoch. Und es ist nicht einmal auszuschließen, dass Eon damit Erfolg hat. Nur werden die Steuerzahler weiterhin kein „Danke“ von Vorstand und Aktionären zu hören bekommen.

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