Kommentar zur Anti-Nazi-Demo: Nazis nicht vor Protest schützen

Wenn Neonazis ihr Gedankengut mit Läden in die Öffentlichkeit tragen, müssen sie auch ertragen, dass die Öffentlichkeit darauf reagiert.

Jeder Mensch ist vor dem Grundgesetz gleich. Das gilt für den Regierenden Bürgermeister wie für den NPD-Vorsitzenden. Und das ist erstmal richtig so. Als vor zwei Wochen Flugroutenprotestler vor der Wohnung von Klaus Wowereit demonstrierten wollten, verweigerte dies die Versammlungsbehörde mit Hinweis auf die Privatsphäre des SPD-Oberen. Von daher scheint konsequent, dass die Polizei nun auch einer Anti-Nazi-Demo untersagt, am Zuhause des Berliner NPD-Chefs Sebastian Schmidtke in Schöneweide vorbeizuprotestieren. So funktioniert eben Rechtstaat.

Auf der anderen Seite weisen aber auch die Antifaschisten auf einen richtigen Punkt hin: Eine Demonstration gegen eine rechte Kneipe und eine Straße, die auch mit anderen Geschäften zum – bisweilen gewalttätigen – Tummelpunkt der Berliner Neonazi-Szene avanciert, macht wenig Sinn, wenn sie weit abseits dieser Protestobjekte liegt.

Gericht entscheidet

Warum aber muss das eine das andere ausschließen? Warum nicht einfach nur auf eine Kundgebung vor dem Haus von Schmidtke verzichten? Genau dies ist ja bereits in Vorjahren geschehen – friedlich. Getrommelt werden könnte dann vor der Nazi-Kneipe und Schmidtkes Militärladen, der ebenfalls in der Straße ansässig ist. Denn wenn Neonazis ihr Gedankengut und ihre Devotionalien mit Ladengeschäften in die Öffentlichkeit tragen, müssen sie auch ertragen, dass die Öffentlichkeit darauf reagiert. Ein Recht, missliebigen Gegenprotest abzuwimmeln, gibt es nicht. Es liegt nun in der Hand der Gerichte, zu entscheiden, ob diese Öffentlichkeit möglich ist.

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Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort, seit 2014. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Bis 2014 vier Jahre lang Teil des Berlin-Ressorts der taz. Studium der Publizistik und Soziologie.

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