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Konflikt zwischen Trump und MaduroDie Sache mit dem Drogenboot

Die USA haben angeblich vor der Küste Venezuelas ein „Drogenboot“ versenkt. Lateinamerikanische Staatschefs fürchten nun US-Militäreinsätze.

Screenshot aus einem Video, das US-Präsident Donald Trump auf Truth Social gepostet und am 2. September 2025 veröffentlicht hat Foto: Donald Trump via Truth Social/reuters

Bogotá taz | Am Dienstag hat Präsident Trump erklärt, die USA hätten auf internationalen Gewässern vor Venezuela ein venezolanisches Drogenboot versenkt. Das Boot sei auf dem Weg in die USA gewesen, elf Menschen seien getötet worden. Diese gehörten dem Kartell Tren de Aragua an.

Der Videoschnipsel, den Trump dazu auf seiner Plattform Truth Social postete, zeigt ein Boot mit mehreren Außenbordmotoren, das übers Meer zieht. Es folgt eine Explosion, das Boot geht in Flammen auf.

Die New York Times zitierte zu der Causa mehrere hochrangige US-Beamte: Der Angriff sei aus der Luft erfolgt – mit Helikopter oder Drohne. Es werde künftig mehr solcher Angriffe geben. Die Version der Trump-Regierung ist bisher aber immer noch nicht unabhängig bestätigt – viele Fragen sind offen.

US-Außenminister Marco Rubio schränkte mittlerweile ein, das Boot sei wahrscheinlich in Richtung Trinidad und Tobago oder in ein anderes Karibikland unterwegs gewesen. AFP und BBC Verify haben bisher nur herausgefunden, dass das Video nicht mit künstlicher Intelligenz fabriziert wurde. Das hatte die venezolanische Regierung behauptet, in ihrer, bis Redaktionsschluss, einzigen Stellungnahme.

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Tren de Aragua ist nicht für Drogenhandel bekannt

Die US-Regierung hat nicht verlauten lassen, wer an Bord gewesen sein soll, welche Art von Drogen und wie viel davon diese Menschen geschmuggelt haben sollen. Die Bilder sind so unscharf, dass es sich genauso gut um ein Boot mit Fischern oder Mi­gran­t:in­nen handeln könnte – es ist nicht einmal auszumachen, ob überhaupt Menschen an Bord waren.

Die USA hatten in den vergangenen Wochen mehrere Schiffe ihrer Marine mit Tausenden Soldaten in die Nähe der venezolanischen Gewässer gebracht. Sie sollen den Drogenhandel in Richtung USA stoppen. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat seine Landsleute vor einer möglichen US-Invasion gewarnt und Truppen an die Grenze zu Kolumbien geschickt.

Anfang August hatte die US-Regierung das Kopfgeld auf Maduro auf 50 Millionen Dollar erhöht. Für Trump ist Venezuelas autoritärer Präsident selbst Boss eines Drogenkartells namens Cartel de los Soles und auch verwickelt in Tren de Aragua. Dabei hat der US-Geheimdienst das bereits widerlegt.

Tren de Aragua ist zudem gar nicht für Drogenhandel im großen Stil bekannt, sondern für Erpressung, Menschenschmuggel und -handel. Jeremy McDermott vom Rechercheportal Insight Crime sagte der Washington Post, man habe Tren de Aragua nicht mit grenzüberschreitenden Drogenlieferungen von mehreren Tonnen in Verbindung bringen können. Venezuela ist Transitland, produziert jedoch selbst kaum Kokain. Auch Fentanyl, Trumps größter Feind, kommt nicht aus Südamerika in die USA, sondern aus Mexiko.

Sorge vor US-Militärinterventionen

Mit der Auslöschung des mutmaßlichen Drogenboots schlagen die USA einen neuen Kurs im „War on Drugs“ ein – der vermutlich illegal ist. Traditionell wehrten die USA den Drogenhandel zu Hause ab: an den Landesgrenzen, auf See mit Patrouillen der Küstenwache, nicht der Armee. Im Ausland kooperierten die USA bislang mit den dortigen Regierungen, in Lateinamerika oft mit fatalen Folgen für die Bevölkerung.

Das Washington Office on Latin America schreibt in Bezug auf den Bootsangriff: „Was wir bisher gesehen haben, deutet darauf hin, dass die US-Streitkräfte etwas getan haben, was sie in mehr als 35 Jahren militärischer Beteiligung an der Drogenbekämpfung in der Karibik noch nie getan haben: eine sofortige Eskalation zu unverhältnismäßiger tödlicher Gewalt gegen ein ziviles Schiff ohne offensichtliche Rechtfertigung.“ Damit widerspreche die Attacke internationalem und US-Recht. Der Kongress solle von der Regierung verlangen, alle relevanten Fakten offenzulegen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, müssten die Verantwortlichen strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden.

Gustavo Petro, der linke Präsident von Venezuelas Nachbarland Kolumbien, nannte die Attacke – sofern sie sich bewahrheite – „Mord“. Petro sagte: „Wir fangen seit Jahrzehnten Zivilisten, die Drogen transportieren, ohne sie zu töten.“ Auch andere lateinamerikanische Staatschefs äußerten sich besorgt, dass die USA künftig mit Militärgewalt gegen Kartelle in ihren Ländern vorgehen könnten.

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26 Kommentare

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  • Da die "Droge Öl" dem Land nicht helfen konnte, handelt man eben jetzt mit richtigen Drogen. Motto: Die Menschen betäuben, damit sie nicht aufbegehren.



    Zum Fluch des Öls kann man hier viel erfahren:



    www.welt.de/wirtsc...el-so-arm-ist.html



    Ja, der Artikel stammt von der "Welt"; ist aber lesenswert!

    • @Il_Leopardo:

      Hätten Sie doch blos den Artikel gelsen. Dann wäre es jetzt nicht so peinlich.

  • Wenn Trump behauptet, das wäre ein "Drogenboot" gewesen sollte man sich immer vor Augen halten, daß er ein pathologischer Lügner ist.

    • @Alberta Cuon:

      Nein nicht "pathologisch", sondern "professionell".

    • @Alberta Cuon:

      Nein, man sollte sich vor Augen halten, dass es irrelevant ist, ob es ein "Drogenboot" war. Trump sucht einfach nur nach Vorwänden, um die ihm verhassten Sozialisten zu drangsalieren und von der Macht zu putschen.

      Man denke auch an Chile, Vietnam, Indonesien u.a.

      Um Drogen geht es gar nicht. Das ist nur Deppengeschwätz und Ablenkung. Wer sich darauf einlässt, ist bereits in der falschen Debatte.

      • @Uns Uwe:

        Langsam bitte.



        Alberta Cuons Kommentar geht doch genau in Ihre Richtung.



        Wer sich vor Augen hält, dass Trump ein notorischer Lügner ist, kann schnell zu dem Schluss kommen, dass es um Ablenkung geht....

      • @Uns Uwe:

        "Sozialisten" ist gut. Maduro diskreditiert die "Sozialistische Idee".



        "Verbrecherisch" trifft eher zu.

        • @Il_Leopardo:

          Absolut. Maduro verabscheut den Sozialismus.

          Hat aber bei dem senilen Schwachkopf schon lange gedauert, bis er festgestellt hat: Venezuela zu annektieren gibt ein viel besseres Bild ab! Dort gibt es Öl und Sozialismus, der ausgerottet werden soll, ihn aber eigentlich nicht vorfindet.

  • Venezuela ist ein Narco Staat und destabilisiert ganz Lateinamerika. Maduro zu stürzen kann helfen die Situation zu verbessern.

    • @Erik Heidenreich:

      Venezuela produziert kaum Dorgen, ist aber ganz groß im Drogenhandel unterwegs. Möchte nicht wissen, wie viele Politiker da mitverdienen.



      Ist das jetzt gelebter "Sozialismus" - Drogen für alle?

    • @Erik Heidenreich:

      Definieren Sie bitte Narco Staat.

      Experten behaupten, dass Venezuela in erster Linie Transitland ist.

      Und welche Situation wollen Sie wie verbessern indem Maduro unterstützt wird?

  • Es steht zu befürchten, dass die Trump-USA ein Szenario aufbauen, um in Venezuela militärisch zu intervenieren.

  • Menschen zu töten, einfach so aus einer Laune heraus, das nennt man Mord. Das gilt auch für Typen wie Trump, die Hamas, Netanjahu, Putin oder andere Verbrecher etwa in Gangs im Drogen-Milieu usw.



    In zivilisierten Gesellschaften/Staaten werden Beschuldigte vor ein unabhängies (!!!!) Gericht gestellt, bevor sie überhaupt bestraft werden. Das Gesetz des Dschungels sollte überwunden sein seit sich die Weltgemeinschaft weiterentwickelt hat.

    • @Perkele:

      Ihre Methoden haben zu den Bedingungen geführt unter denen wir jetzt leben wollen. Zu glauben, dass Gerichte die Narcos besiegen können, ist naiv.

      • @Erik Heidenreich:

        Ich habe nirgendwo behauptet, dass Gerichte die Narcos besiegen können. Dennoch bleibe ich dabei, dass auch Drogenhändler Anspruch auf ein faires Verfahren haben. Alles andere ist barbarisch und von keiner Achtung der Gesetze und Rechte gedeckt. Wollen wir in das Stadium der Steinzeit zurück ? Ich nicht.....

      • @Erik Heidenreich:

        Mit willkürlichen Morden besiegt man "die Narcos" genauso wenig.

        Zumal nicht einwandfrei erwiesen ist, dass es überhaupt ein Boot von denen war.

      • @Erik Heidenreich:

        Dass Militär die Narcos besiegen könnte, ist erst recht naiv.

  • Das ist das brutal ausgelebte Recht des Stärkeren. Wieso wird das nicht als Mord bezeichnet?

  • POTUS Trump mach da weiter, wo seine Vorgänger Obama (Friedensnobelpreisträger) und Biden aufgehört haben. Extraterritoriale Militäreinsätze zur Ausschaltung, also Ermordung vermeintlicher Gegner, ohne vorherige Gerichtsverfahren, dafür mit Kollateralschäden inklusive in Kauf genommen. So demonstriert man moralische Weltführerschaft und schafft globales Vertrauen in die Weltmacht USA.

    Warum haben die von ihren Werten geleiteten EuropäerInnen vergleichsweise weniger Verständnis für die Sicherheitsinteressen der Russischen Föderation? Für Helmut Schmidt war noch klar, dass Putins Staatsräson dem Zusammenhalt und Schutz Russlands gelten müsse.

    • @DemokratischeZelleEins:

      "POTUS Trump mach da weiter, wo seine Vorgänger Obama (Friedensnobelpreisträger) und Biden aufgehört haben"...



      Die massiven Einsätze ferngelenkter Aufklärung und Tötung vermeintlicher Ziele aus der Luft wurden in den Kriegen in Afghanistan und Irak etabliert.



      Beide Kriege sind in der Bush Jr. Ära ausgebrochen worden.



      Obama hat den Drohnenkrieg ausgeweitet soweit damals bekannt wurde.



      Heute leben die Menschen dort befreit und demokratisch in Frieden. Vielleicht will der Friedensnobelpreisträger in Spe ja auch das machen. Bitterer Sarkasmus off.

  • "Lateinamerikanische Staatschefs fürchten nun US-Militäreinsätze."



    Spezialoperationen heißt das. Hat der Donald von seinem Kumpel Wladi gelernt.

  • Der Angriff ist durch US-Recht gedeckt, die Gesetzgebung stammt noch aus dem Sezessionskrieg. Damals haben die Südstaaten (Konföderierte / Confederates) Kaperschiffe ausgerüstet oder kommissioniert die überall auf der Welt US-Schiffe angegriffen haben. Die CSA (Confederate States of America) Schiffe waren dabei nicht notwendigerweise in den CSA registriert oder hatten Besatzungen oder Kapitäne die Bürger der CSA waren. Also haben die USA das Recht jedes Schiff überall auf den Ozeanen anzugreifen das sich an Aktivtitäten gegen die USA beteiligt.



    Angesehen davon waren am Heck des jetzt zerstörten Bootes klar große Säcke zu sehen die in denen sich wohl kaum Kartoffeln befunden haben.

    Wer sich für den amerikanischen Bürgerkrieg interessiert dem empfehle ich das dreibändige Werk von Shelby Foote, sehr informativ, sehr gut recherchiert und noch dazu unterhaltsam geschrieben. Wenn man das gelesen hat versteht man die USA - auch die von heute und Donald T. - viel besser. Friedrich Merz sollte mal was lesen..

    • @Gerald Müller:

      Gut, dass sich die Welt danach noch weitergedreht hat und es 1949 das Genfer Abkommen 2 gab, welches sich mit dem öffentlichen Seerecht befasst.

    • @Gerald Müller:

      OK. Der Unterschied zwischen einem (angeblichen) Schmugglerboot und einem Kaperschiff sollte einleuchten. Besonders wenn man Bücher über eine Zeit gelesen hat, in der Kaperbriefe noch üblich waren.

      Interessant ist auch die Vorstellung, dass die Schmuggler auf einer Reise von über 1000 Seemeilen ihre Drogen in Säcken an Deck liegen haben. Bzw. dass sie eine solche Strecke überhaupt mit einer solchen Nussschale zurücklegen wollten. Und wo auf dem Video 11 Leute sein sollen, bleibt ein Geheimnis der Trumpis.

      Das Einfachste wäre übrigens gewesen, das Boot von der Küstenwache aufbringen zu lassen, wenn es US-Gewässer erreicht. Allerdings hätte das wohl nicht funktioniert, weil man mit so einem Boot eher lokal unterwegs ist.

      Fazit. Trump will den starken Mann markieren und bringt dafür willkürlich ausgewählte Leute um.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Kaperbriefe" gab es im amerikanischen Bürgerkrieg schon lange nicht mehr, die Schiffe wurden als CSA-Schiffe in die Navy-Liste aufgenommen und hatten daher das Recht US-Schiffe anzugreifen. Und, die Gesetze richteten sich wenn mans genau nimmt nicht nur gegen die CSA-Schiffe sondern auch gegen die sog. "copperheads", Gegner der US-Regierung die sich im Ausland befinden. Was die Säcke angeht: ich nehme an dass das Kokain in kleine plastikumhüllte Pakete abgepackt wird, so wie man das bei den in D beschlagnahmten Kokainmengen sehen konnte. Und die kommen dann in Säcke. Sind einfacher zu handhaben und zu verstauen als Kisten. 11 Mann sind auf dem Boot allerdings nicht sichtbar, ich konnte 5 sehen. Aber, war das das einzige Boot das zerstört wurde?



        Zuletzt, die Strecke: das nächste US-Territorium ist Puerto Rico, 548 nm. Etwa ein Tag mit dem Boot, Ich denke aber dass die Trinidad oder eine der viele anderen Inseln als Ziel hatten die deutlich näher liegen. Das bedeutet auch dass die Reaktionszeit sehr niedrig und der Einsatz von Schiffen daher kaum möglich ist. Ein Blick auf die Karte genügt..

  • Das komplett undifferenzierte und erratische Handeln von Trump, der ja scheinbar mit seinen genauso irren Freunden alles befehlen kann wundert ja nur noch Menschen außerhalb seiner Blase, innerhalb sagt man sich wohl "Hauptsache einer tut was", ob das sinnvoll oder kontraproduktiv ist ist egal. Wir sehen das doch hier auch schon, da lässt sich Dobrindt in rechten Kreisen auch der Regierung für seine nutzlosen Grenzkontrollen für zehntausende von Zurückweisungen feiern obwohl das in 99% Leute aus Nachbarländern waren, die zufällig den Ausweis vergessen hatten.