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Bildungsbohème in der LinksparteiLinke Folklore

Kommentar von

Gunnar Hinck

Die Mitglieder der Linkspartei sind urban und akademisch. Für diejenigen, die sich für mehr als Gaza und Rassimus-Themen interessieren, wird es eng.

Ein Wahlhelfer der Linken verteil Werbematerial vor dem Bahnhof Rathaus Neukölln in Berlin am 19. Januar 2025 Foto: Emmanuele Contini/imago

E s ist löblich, dass die Linkspartei in einer Umfrage mit vielen Detailpunkten herausfinden wollte, wer eigentlich ihre Mitglieder sind, woher sie kommen, was ihnen wichtig ist – seit dem Wiederaufstieg der Partei hat sich ihre Mitgliederzahl mehr als verdoppelt. Immerhin 11.500 Mitglieder nahmen an der Umfrage teil und damit gut ein Zehntel, das ist viel für Umfragen.

Erste Erkenntnis, wenngleich nicht besonders überraschend: Jedes fünfte Neumitglied studiert. Die Linke ist mit einem Durchschnittsalter von knapp 39 Jahren eine junge Partei, davon kann die SPD nur träumen.

Die zweite und dritte Erkenntnis, und da wird es schon interessanter: Großstädter gibt es bei der Linken mehr als Kleinstädter und Dörfler. Überrepräsentiert sind ebenfalls Berufe, die man als links-postmateriell einstufen kann: Solche, die im Bildungs-, Kultur- und Medienbereich arbeiten, finden sich bei der Linken deutlich häufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt. Hingegen sind Handwerker, Industriearbeiterinnen und Paketausträger rar in der Partei.

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Die neue Linke ist mehr als zu alten Zeiten eine Partei der urbanen Bildungs- und Kulturbohème. Das ist aus der Binnensicht der Partei völlig okay – sie ist damit ja erfolgreich –, für das Parteiensystem insgesamt ist es aber eine bedenkliche Entwicklung: Solche, die mit Hingabe darüber diskutieren, wie genozidal nun der Krieg in Gaza und ob Friedrich Merz ein Rassist ist, haben mit der Linken, den Grünen und Teilen der SPD (Jusos) gleich drei Plattformen. Solche aber, die lieber über den Mindestlohn oder die Zukunft der Rente und Lösungen aus linker Sicht debattieren wollen, sind eindeutig in der Defensive.

Was auch bedenklich ist: Mit dem Trio SPD (längst zur Beamtenpartei geworden), Grüne und (neuer) Linke agieren gleich drei Parteien, bei denen der berüchtigte Linkspaternalismus grassiert: Wir Akademiker wissen am besten, was für die Unterprivilegierten gut ist.

Dem Parteiprogramm der Linken ist übrigens Bertolt Brechts Gedicht „Fragen eines lesendes Arbeiters“ vorangestellt. Das ist nur noch Folklore, eine leere Pathosformel.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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156 Kommentare

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  • Bildung ist sicherlich nicht die einzige Grundlage, um Einsichten zB pro Humanität und Demokratie (der heutigen Ausprägung) zu gewinnen. Es ist daher völlig fehlgeleitet, wenn Außenstehende den "Arbeiter" mehrheitlich bei der Linken suchen, oder diesen dort unreflektiert mehrheitlich einsortieren.

  • "Im Deutschen Bundestag haben aktuell nur fünf Prozent der Abgeordneten eine längere Zeit in einem nicht-akademischen Beruf gearbeitet, bevor sie ins Parlament gewählt worden sind", sagte Forscherin Lea Elsässer im Jahr 2024.



    Zum Vergleich: 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in einem Arbeiterberuf tätig. Es gebe Parteien, so Elsässer, in denen nur noch Akademiker vertreten sind. "Die Perspektive der Arbeiter und Arbeiterinnen ist damit völlig ausgeschlossen."



    Kommt noch hinzu, dass bei den prekär Beschäftigten meist keinerlei gewerkschaftliche Vertretung vorhanden ist, weil Gewerkschaften versagen, z. b. bei Sub-Sub-Unternehmen im Bau, Pflege, Reinigungskräften etc. ein Bein auf den Boden zu bekommen.



    Wie in den USA wendet sich diese nicht repräsentierte Wählerschicht aus Protest nach ganz rechts.

    Dass die Linke deshalb linke Folklore betreibt, halte ich für Quatsch, im Gegenteil, die neuen jungen Mitglieder sind sich der Diskrepanz der nicht repräsentierten Arbeiter und Arbeiterinnen bewusst.



    Was läge also näher, als neue Arbeiter- und Arbeiterinenvereine zu gründen, anstatt nur mit Skatabenden um diese Wählerschicht zu werben? Die AFD hat dieses Dilemma erkannt.

  • Die Linke ist nicht in der Unterschicht basiert od. verortet und das ist gut und es muss so sein.



    Die obere Unterschicht wäre einen Versuch wert, sie wurde ab 1998 von der SPD freigesetzt- konkret hat die SPD ihre Lobby- und Politikarbeit für diese Menschen eingestellt und den Wert dieser Arbeitnehmer und Menschen für alle sichtbar reduziert.



    Die Linkspartei hat diese Menschen nur selten wirklich für sich gewinnen können, da stimmt der Autor in seiner Analyse.



    Aber die Linke würde für diese Menschen Politik machen und wo sie es können (die Linke hilft), da tut sie das auch schon.



    Und das ist leider ein großer Unterschied zur SPD.



    Ich sage ganz offen, die SPD in den 1980ern und 1990ern ist für immer weg, man (od. Lafontaine) kann sie nicht wieder zurückholen.



    Warum die SPD Wählergruppen einfach aufgegeben hat, verstehe ich bis heute nicht, aber es lässt sich nicht rückgängig machen und das Gefühl der tiefen Enttäuschung ist bei diesen Milieus ausgeprägt und es führt manchmal auch zur Wahl von Parteien wie der AfD, aber oft genug eben nicht zur Mitgliedschaft bei der Linken od. DKP oder in einer DGB-Gewerkschaft. Die Linke kann das nur sehr langsam ändern.

    • @Andreas_2020:

      Wo macht die Linke Politik der Arbeiter? Das sehe ich nicht! Für mich macht die in meinen Augen keine Politik für die Arbeiter ehr das Gegenteil

  • Dem Text kann man nur zustimmen. Den Arbeiter findet man heute eher bei der AfD. Und wer ist schuld? Die linke Boheme? Nee, die Nazis von der CDU natürlich. Was anderes ist gar nicht denkbar.

    • @Querbeet:

      Handwerker, Industriearbeiterinnen und Paketausträger haben heutzutage einen überdurchschnittlichen Anteil von Personen mit Migrationshintergrund. Diese werden sich sicherlich kaum in der AfD wiederfinden.

      • @Hannah Remark:

        Hier im Ort ist der monatliche Stammtisch der AfD beim Italiener - unter anderem deshalb, weil der Bruder des Wirts bei der letzten Kommunalwahl auf deren Liste kandidiert hat. Und der war nicht der einzige mit Migrationshintergrund auf dieser Liste - da standen so viele Kandidaten mit Migrationshintergrund wie bei SPD und CDU zusammen. "Rein biodeutsch" waren neben der FDP ausgerechnet Grüne und Linke...

  • Handwerker, Industriearbeiterinnen und Paketausträger sind in allen Parteien rar vorhanden. Immerhin schafft es die Linkspartei noch sich für einen deutlich steigenden Mindestlohn, eine angemessene Mietpreisbremse sowie sozialen Wohngsbau einzusetzen. Bzw. diese Themen in der Opposition immer und immer wieder anzumahnen. Alle anderen Parteien scheitern daran kläglich.

  • Vielen Dank für die Begriffe "Bildungsbohème" und "Linkspaternalismus", die ich noch nicht kannte, aber gerne in meinen Wortschatz aufnehme.

    • @Rainer Möller:

      Zur Versachlichung tragen diese Begriffe nicht wirklich etwas bei.

  • Ich verweise mal auf den Artikel von Pascal Beucker am Folgetag:

    taz.de/Mitglieders...kspartei/!6125408/

    Während Herr Hinck hier aufgrund der demografischen Zusammensetzung der Neumitglieder deren Prioritäten halluziniert, macht sich Herr Beucker die Mühe, mal hinzuschauen, was tatsächlich deren Motivationen sind. Und siehe da: Sog. Wokeness-Themen und "Israel-Hass" sind da allenfalls am Rande vertreten, Antifaschismus und soziale Themen stehen ganz vorne, guck mal an.

    Ein ganz schöner Dämpfer für die ganzen Leute, welche auch hier die geradezu konzertierte Propaganda von BSW und Springer-Presse widerkäuen und so tun, als hätte Die Linke nichts anderes im Programm als "Gaza und Rassismus-Themen". Allzu lächerlich, Der Linken vorzuwerfen, sie vernachlässige ihre linken Anliegen.

    Als Neumitglied (Baujahr 1963) sage ich da nur: Venceremos. Eingetreten sind meine Ehefrau und ich übrigens wegen der konsequent antifaschistischen Ausrichtung und der konsequent linken Sozialpolitik, und zwar erst nach der überfälligen Sarah-Katharsis, links gewählt schon vorher. Mit der Pluralität innerhalb der Partei und GenossInnen mit anderen Prioritäten kommen wir gut klar.

    • @Systemknecht:

      Danke :)

  • Also ich finde die linke kommt hier viel zu schlecht weg! Politikbetrieb hat sich nun mal im allgemeinen etwas von der arbeiterklasse entfernt. Dann sagen sie doch mal welche deutsche partei bessere politik für die arbeiterklasse macht? Wenn ich mir alle parteiprogramme durchlese und auch die politische arbeit vergleiche denke ich schon das die linke für ihre verhältnisse einen guten job macht. Mietendeckel, mindestlohn und cannabis legalisierung wirken sich für mich als betroffenener positiv aus. Bin übrigens hilfsarbeiter und kulturschaffender! Also proletarische boheme oder wie?

    • @Bastel 25:

      Eine Partei, die die Bevölkerung in Klassen einteilt, ist mir per se suspekt.

  • "agieren gleich drei Parteien, bei denen der berüchtigte Linkspaternalismus grassiert: Wir Akademiker wissen am besten, was für die Unterprivilegierten gut ist."

    Hm, Ah ja - solche Sätze kommen halt raus, interessiert man sich in Wahrheit eigentlich nicht wirklich tiefergehend für irgendwas. Sondern will immer schon vorher wissen, was nachher rauskommt.

    Möge der Autor an diesem Punkt doch den unermesslich bedeutenden Unterschied zur CDU, CSU, FDP der SPD, den Grünen erklären. Alles Arbeiterinnen und Arbeiter in den Führungspositionen? Was also bringt dieser Parameter, der eigentlich nur als Häme der politischen Rechten Wirkung entfaltet?Aber sonst keiner weitergehender Erkenntnis über die stets überwiegende Soziologie der Machteliten dient.

    Das ist so dünn, wie das Recycling der Mischung aus Plattitüden und Häme, mit der der Autor einmal nochmal auf fast 500 Seiten im Rotbuchverlag als zu spät Kommender erklären wollte, weshalb "Studentenbewegung" 68er, militante und K-Gruppenlinke seines Geburtsjahres, alles nur psychologisch beschädigte Identitäten bürgerlicher Biografien, Usurpatoren von Kämpfen anderer woanders und bereits Jahrzehnte vor "68" waren.

    • @Elise Hampel:

      👍👍

  • Für mich als deutschen Michel hört sich vieles gut an. Allein es fehlt mir der Glaube an Umsetzung. Sobald Die Linke am Ruder wäre würden ihre Wählerinnen wahrscheinlich genauso enttäuscht wie Wähler schon immer enttäuscht wurden. Die berühmten Zwänge der Realität klopfen an die Tür

  • Durch die damals so gehypte Klassensprecherin Bärbel Bas ist auch nicht gerade die Befreiung der Arbeiterklasse realisiert worden.

  • "Wir Akademiker wissen am besten, was für die Unterprivilegierten gut ist." Ja! So ist es und damit zum Scheitern verurteilt.

    • @MaTaBe:

      Naja, glücklicherweise sind Unterprivilegierte bei Grünen, SPD, CDU, CSU, FDP und AfD in den jeweiligen Führungsebenen in solchen Mengen vorhanden, dass dieses Defizit der Linken mehr als ausgeglichen wird, gell?

      • @Kaboom:

        Whataboutismus ist auch keine Lösung 😎

  • Mieten sind ein ganz wichtiges Thema für die Linke! Sie denkt dabei auch an die Unterschicht, aber es ist für ihre Wähler, die jung, privilegiert, gebildet sind, ganz klar ein eigenes Anliegen.



    Als Student*in oder junge Familie, die gerne im angesagten Viertel in der angesagten Stadt wohnen möchte -zur Miete natürlich- ist die Höhe der Miete natürlich entscheidend, ob auch der zweite, dritte oder vierte Jahresurlaub drin ist.

    • @Otto Mohl:

      Mieten mögen ein wichtiges Thema sein, zumindest für den Wahlkampf der Linken. Aber die erste große Demo seit Jahren hat die Linke zu GAZA organisiert und damit - meiner Meinung nach - gezeigt, dass sie eben nicht an den Themen interessiert ist, die die deklassierten wirklich bewegen.

    • @Otto Mohl:

      Deshalb wählen viele AfD. Weil die Blaunen sich gegen jede Regulierung des Immobilienmarktes und der Entwicklung der Mieten aussprechen.



      Und wir wissen ja alle, da, wo der Immobilienmarkt nicht reguliert ist, sind die Mieten niedrig. Wunderbares Beispiel ist London, da bekommen Sie eine als Wohnung zu mietende Garage schon um die 500 Pfund pro Monat.

    • @Otto Mohl:

      Ich bin nicht mehr ganz jung, Akademiker mit drei Kindern. Für uns wäre es toll, überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden, die nicht in einem finsteren Wohnblock liegt. Gerne bis zu 30 km außerhalb. Urlaub gibt es übrigens einmal im Jahr.

  • Ich denke, ein Problem der Linken ist, dass sie sich häufig darin erschöpfen, zu thematisieren, wem wieviel genommen werden muss. Das wird von jedem(r), der sich irgendwas geschaffen hat, als Bedrohung wahrgenommen.

    Die Erfahrung der Menschen ist, dass Politik übergriffig und kleinkariert, rücksichtslos und ideologieabhängig sprunghaft nach wechselnden Mehrheiten ist. Auch das erzeugt Angst vor einem Wandel.

    Das Paradoxe ist, dass nicht die Angst vor der Linken haben, die sie tatsächlich haben sollten, sondern die, die viel weniger zu verlieren haben, die aber hart darum gekämpft haben und denen das ihre daher viel mehr Wert ist. Der Häuslebauer, der Angestellte, der es irgendwie in die Mittelschicht geschafft hat. Der einen Mittelklassewagen, ein kleineres, erspartes Vermögen erarbeitet hat.

    Diese Menschen hören die Debatten in der Linken, nachdem „vererben dynastisch“ sei, tippen sich an die Stirn und wenden sich ab, denn sie möchten durchaus das Häusle ihren Kindern vermachen.



    Sie möchten auch Wohnraum nicht von Funktionären zugewiesen bekommen und sie möchten auch nicht Gleichheit, sondern Gerechtigkeit. Also durchaus auch Belohnung für Leistung.

  • Sehr kluger Artikel.

    Auch ich bin ursprünglich Handwerker. Nur angelesene Bildung, nichts Anerkanntes.

    Ich wünsche mir seit Jahrzehnten eine Partei, die mich repräsentiert, in der ich zu Hause sein könnte.

    Fehlanzeige.

    Die Einen ersticken an der Arroganz des Reichtums, die Anderen an der Arroganz ihrer Bildungsabschlüsse und akademischen Deutungshoheit.

    Themen, die eben für die meisten Menschen nicht die Welt bedeuten, beherrschen das linke Spektrum, auf der anderen Seite herrschen stumpfe Gier und Dunkelheit.

    Beide vereint Dummheit. Die Dummheit, alles zu verachten, was nicht ihrem eigenen Status entspricht.

    • @Hungerboomer:

      Aus Ihrem Post spricht aber Intelligenz - und das ist nicht (immer) mit Bildung gleichzusetzen.



      Danke für diesen wichtigen Beitrag!

  • ""Solche aber, die lieber über den Mindestlohn oder die Zukunft der Rente und Lösungen aus linker Sicht debattieren wollen, sind eindeutig in der Defensive.[...]"



    Kein Inhalt aber ein schöner Strohmann.

    Die Linkspartei kann für einiges kritisiert werden, dass sie nicht über sozialpolitische Themen diskutieren würde und entsprechende Forderungen hat, ist aber schlichtweg falsch.

    " Wir Akademiker wissen am besten, was für die Unterprivilegierten gut ist." Richtig die böse Bevormundung des Arbeiters durch Dinge wie Mindestlohn oder bezahlbaren Wohnraum ist ja kaum auszuhalten...

  • Klingt wie ein verzweifelter Versuch ein paar Abgewanderte zurück zu den Grünen zu holen. Da sind nur leider tatsächlich die Gutsituierten

  • "Zu spät, du rettest den Freund nicht mehr, so rette dein eigenes Leben" - (Schiller, Bürgschaft)

    Die Linke wird das Land nicht mehr zurückgewinnen, sie ist dazu verdammt, eine Großstadtpartei zu sein. Diese Rolle sollte sie dann überzeugend ausfüllen und die Interessen einer jüngeren, urbanen, vielfach migrantischen Arbeiterschaft des Dienstleistungssektors vertreten. Gendersternchen sind aber auch da nicht hilfreich.

    • @Kohlrabi:

      Sehe ich auch so, der Zug ist längst abgefahren. Man sollte nicht versuchen, etwas zu erzwingen. Urbane Partei für Akademiker, junge Prekäre und Kreative sowie das Dienstleistungsproletariat. Das sollte man akzeptieren wahrscheinlich

  • "Solche aber, die lieber über den Mindestlohn oder die Zukunft der Rente und Lösungen aus linker Sicht debattieren wollen, sind eindeutig in der Defensive." - Gibt es dafür einen Beleg? Ich frage, weil es sich mit meinem Leseeindruck eines gewissen Spektrums deutscher Zeitungen nicht deckt. Oder sollte hier ein vulgär-identitätspolitisches Argument versteckt sein?

  • Was ist denn die Grundrate?

    1. "Jedes fünfte Neumitglied studiert." Meine Vermutung wäre, dass man v.a. dann in eine Partei eintritt, wenn man jung ist. Später im Leben sind andere Dinge wichtiger als Politik.

    2. "Die Linke ist mit einem Durchschnittsalter von knapp 39 Jahren eine junge Partei, davon kann die SPD nur träumen." Siehe 1.

    3. "Großstädter gibt es bei der Linken mehr als Kleinstädter und Dörfler." Die Aussage ist sinnlos. Dann müsste man eher schreiben: Großstädter gibt es bei der Linken mehr als bei der SPD o.ä.

    4. "... Berufe, die man als links-postmateriell einstufen kann: Solche, die im Bildungs-, Kultur- und Medienbereich arbeiten, finden sich bei der Linken deutlich häufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt." Wieder: Unsinnig, bzw. das gleiche kann man für andere Parteien vermutlich auch sagen.

    5. "Hingegen sind Handwerker, Industriearbeiterinnen und Paketausträger rar in der Partei." In welche Partei gehen die? CDU? Bitte genauer erklären.

  • So, um das voran klar zu machen:



    Schulabbrecher und Dienstleistungsangellter hier. Ich hab mich massiv aufgeregt, schon nach der kurzen Zusammenfassung unter der Überschrift und mich nur überwunden, diesen unnötigen, an den Haaren herbeigezogenen Schwachsinn zu lesen um mich dann auch guten Gewissens darüber auslassen zu können.



    Erstens hat die Linkspartei ein vielfältiges, progressives Programm von Steuer- und Bildungs- über Sozial- und Umweltpolitik, das sehr viel seriöser daher kommt, als die leeren Versprechen der Union und ihrer extremistischen Abspaltungen AfD und Werteunion und des sterbenden, neoliberalen Anhängsels.



    Außerdem sind Akademiker*innen in den anderen Parteien deutlich stärker überrepräsentiert, während in der Linkspartei Sozialarbeiter*innen, Handwerker*innen und Dienstleister*innen nicht nur gelegentlich als Feigenblatt vorgeführt werden, sondern sowohl nach außen wie auch nach innen wirksame und verantwortungsvolle, wichtige Positionen innehaben.



    Die kommunistischen Reflexe und Traditionen kann ich außerdem in ihrem Handeln längst nicht mehr finden.



    Stattdessen nutzen sie ihre beschränkten parlamentarischen Potenziale maximal aus und erreichen reale Erfolge.

    • @KnorkeM:

      Wer sich dem Zeitgeist anpasst, behauptet gern so einiges. Da ist die Linke dann putinfreundlich, pazifistisch, voller Reicher, Stasifreunde undundund. Als wäre das BSW noch dabei, manche Vorurteile sterben nie.

  • ...daher wählen die, die sich nicht repräsentiert fühlen, dann eben andere Parteien, die ihnen das Gefühl geben, für sie da zu sein. Ob das so stimmt, wäre die zweite Frage, aber sie täuschen es wenigstens besser vor.

    Frau Wagenknecht bzw. die AfD wären vorrangig zu nennen....

    • @Dr. McSchreck:

      Das BSW verschwindet gerade in der Versenkung, die AfD ist im Höhenflug.

  • Naja die Linkspartei teilt wohl das Schicksal der taz und des ÖR oder andersrum.



    Eine kleine, privilegierte Oberschicht will dem „kleinen Mann“ erklären was er denken und wollen soll.



    Mindestlohn ist da perfektes Beispiel, er wird ihm von der Oberschicht zugestanden. Der kleine Mann will ihn aber nicht, er will nach Leistung bezahlt werden.

    • @Shan Yun:

      "Eine kleine, privilegierte Oberschicht will dem „kleinen Mann“ erklären was er denken und wollen soll."

      Woher und wofür die vordergründige Kritik an einer "privilegierten Oberschicht"?



      Ist das der Elitenhass, der so konstituierend für die sozialrevolutionäre Selbstbesprechung des Faschismus war?



      Nur um dann seine eigentliche Bestimmung zu erfüllen: Der Terror der faschistischen Eliten und seiner Ameisenarmee, Adlaten und Subalternen. Die sich fortan als Teil von Elite fühlen und behaupten konnten.



      Wir wäre es (noch einmal und bitteschön wieder) darüber nachzudenken, wie das vulgärproletarische Selbstbild des angeblich leistungsträgerlichen Wirtschaftslibertären komplett erlogene Erzählung ist?

      Der Herr Merz beschrieb sich ja auch einmal so eher als die durchschnittliche Mitte des Durchschnittverdieners.



      So ökomisch-kulturell-sozial gesehen.

      Und - Huch! - der linke Bohemien ist ja gar nicht Kanzler, Vorstandsvorsitzender, Chefin des Generalstabes und der Geschäftspläne der Automobilindustrie.



      Seit ganz krass vielen Jahrzehnten nirgendwo und nirgends. Schon gar nicht in weltbedeutender, weltenlenkender Eliteposition.



      Allenthalben überall Weltkrieg. Ganz ohne linke Eliten.

    • @Shan Yun:

      Das ist wahr, der "kleine Mann" will lieber von Springers BILD-"Zeitung" vorgeschrieben bekommen, was er zu denken hat.

    • @Shan Yun:

      Muss ich widersprechen. Besonders die TAZ ist als linksliberales Blatt ein Zugewinn für Meinungsfreiheit und Diskurs. Wesentlicher Grund sind die vielen unterschiedlichen Meinungen in den -als Meinung auch offensichtlichen- Artikeln.

      Die Kommentarspalten sind die besten Beispiele für einen regen Austausch. Inzwischen sogar mit verschiedenen politischen Sichtweisen.

      Hier will keiner ihrem "kleinen Mann" etwas erklären auf Zwang. Ihr "kleiner Mann" kann eine eigene Meinung bilden hier.

    • @Shan Yun:

      Merz und seine vielen Wirtschaftsminister machen doch grad vor, wer hier grad alle unterhalb der Mittelschicht vorführt. Der Mindestlohn ist da ein schlechtes Beispiel, weil nur eine Notantwort auf Schröders Agenda

  • Ist das jetzt die neue Linie bei der taz, sich den Schuh anzuziehen, den die rechtskonservative und die ganz rechte Ecke (und natürlich Frau Wagenknecht) den Linken (gemeint ist nicht nur die Partei gleichen Namens) hinhält? Das Narrativ von dern Blase, in der sich die elitären Linken angeblich abgekapselt haben nachzubeten als Strategie zur Herstellung einer imaginierten Mitte? Von Herrn Unfried sind wir es ja gewohnt, aber nun ziehen der Autor dieses Artikels und an anderer Stelle Bernward Janzing nach.



    Was ist das? Linke Selbstzerfleischung? Draufhauen auf alles, was progressiv ist als letztes Mittel gegen die Rechten? Was bezwecken sie damit? Sogenannte besorgte Bürger*innen zurück auf den demokratischen Pfad locken?



    Natürlich gibt es unter den sich als progressiv verstehenden Linken auch solche, die abgedriftet sind, das aber gleich allen zu unterstellen, finde ich grob vereinfachend.

    • @Klabauta:

      Das Problem ist offenbar, dass man die Blase nicht sehen kann, wenn man drin sitzt.

    • @Klabauta:

      Ne, das haben sie missverstanden denke ich. Es kann auch als Versuch odre Denkanstoß an Linke aufgefasst werden, sein Programm tatsächlich wieder an den Schaffenden, gerade körperlich schaffenden, auszurichten, deren es viele in dem Land gibt und diese DADURCH auch wieder vermehrt an die Urne für die Linke und auch aktiv in die Partei zu holen. Denn die anderen städtischen Bildungsbürgerkinder ,die mit ihrer grandiosen Phantasie einfach wissen wie eine tolle Welt auszusehen hätte und das mal so fordern, - so wird gesagt - sind vertretungsmäßig schon gut versorgt und die Schaffenden die keinen Hafen finden, was bleibt denen denn wahltechnisch übrig wenn sie Repräsentation suchen? Sagen sie jetzt nicht "aber niemand muss deswegen XYZ wählen", denn das ist der schwächste und undurchdachteste Spruch überhaupt. Der verfehlt sowohl das Thema als auch was Politik ist und sein soll und was man persönlich von Politik erwartet so meilenweit, dass ich ihn mir an der Stelle verbitte.

      • @JK83:

        Jeder kann anhand des Programms der Linken, sowie der Betrachtung der politischen Aktivitäten (Anträge, kleine Anfragen etc.) die Prioritäten der Partei problemlos herausfinden. Aber das wäre selbstredend - zumindest in der von mir unterstellten Absicht, die der Autor mit dem Artikel verfolgt - kontraproduktiv.

    • @Klabauta:

      Was ist das? Linke Selbstzerfleischung?

      Sind Fakten zur Soziologie der Linken und deren Wähler nun schon "Linke Selbstzerfleischung"?

  • "Dem Parteiprogramm der Linken ist übrigens Bertolt Brechts Gedicht „Fragen eines lesendes Arbeiters“ vorangestellt."

    Lol.

    • @rero:

      In der Gegenwart doch eine sehr schöne Metapher



      & Berthold Brecht als Leitlinie, jeden Tag ein paar Zeilen von ihm und Du hast den Tag schon zum Freunde gewonnen.



      Der Weg ist das Ziel, ein Leben für alle Menschen in Harmonie, Liebe, Freundschaft, mit Geist, geistige Kraft, Energie und Willenskraft Werte zu finden, über das Materielle hinaus. Nur dann stellt sich Zufriedenheit in den Menschen ein und Frieden wird für alle Geschöpfe möglich.



      Dazu muss brutales, neoliberales Gedankengut aus vielen Köpfen noch eliminiert werden. Der Kampf geht weiter...

      • @Alex_der_Wunderer:

        Wie wollen Sie "brutales neoliberales Gedankengut" durch Kampf heilen ? Wer soll da bekämpft werden ? Und wie ?

        • @Alterchen:

          BWL & VWL an den Unis reformieren - daher ähneln sich doch die Parteien so sehr. Die jungen Leutz / Studenten können doch eigentlich nichts dafür, Schuld sind die Inhalte der Studiengänge.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Ja ich warte auch auf den Zaubertrank oder den Hirneingriff, der dieses Gedankengut eliminiert. früher haben die das pragmatischer oder "realistischer" gesehen: Mensch weg, gedanken weg. /Sarkasmus off

        Ganz ehrlich: Was ihnen vorschwebt ist magisch und das Denken werden sie niemals umfassend in Kanäle lenken. Das wäre auch das Ende des Menschen. Aber was solls, ne?

        • @JK83:

          Sehen Sie bitte meine Antwort an " Alterchen " 😉

  • Seit der Bundestagswahl sind SPD, Grüne und Linke zusammen stabil bei 36-37 Prozent. Verschiebungen in den Umfragen gibt es seither nur innerhalb dieses Lagers.



    Noch 2005 hatte dieses Lager zusammen 51 Prozent, dennoch hat die SPD lieber Angela Merkel zur Kanzlerschaft verholfen als ein linkes Bündnis zu versuchen.



    Seither ging es für die SPD selbst steil bergab, und auch das linke Lager bekam zusammen nie mehr als 45 Prozent, die letzte Bundestagswahl war mit 36,8 Prozent der Tiefpunkt.

    Gunnar Hinck bringt es klar auf den Punkt:



    Wenn die drei Parteien nur noch um die Wähler innerhalb der eigenen Blase konkurrieren, werden sie niemals mehrheitsfähig.

    • @Don Geraldo:

      Danke für diese Beobachtung, die gibt dem Kommentator erstmal Recht.

    • @Don Geraldo:

      >Seit der Bundestagswahl sind SPD, Grüne und Linke zusammen stabil bei 36-37 Prozent.<

      Genau das ist der Punkt. Deswegen wollen spd/Grüne/linke ein afd-Verbot. Dann sind nämlich die 36-37% gegenüber den 25% der cdu die linke Mehrheit. Und dann ist Deutschland das Schlaraffenland.

    • @Don Geraldo:

      Die Linke ist rot. Um ein funktionierendes Linksbündnis hinzubekommen müsste die SPD Orange sein, sie ist aber Gelb. Und die Grünen müssten Gelb sein sind aber Grün.

      Gedacht als Farbspektrum, nicht in Parteifarben.

    • @Don Geraldo:

      Die Linkspartei musste um ihre sitze im Bundestag zittern. Die SPD schmiert ab. Die Parteien wildern natürlich untereinander, zuvorderst bei den Grünen. Das Thema Klimawandel wird dabei nebenbei zerschlissen, denn den zur AfD übergelaufenen Arbeiter will man ja nebenbei auch noch beruhigen.

    • @Don Geraldo:

      In Bremen haben wir bereits bald Jahrzehnten nun Rot-Grün oder Rot-Grün-Rot.



      Hat es was gebracht? Ist Bremen etwa zum Kopenhagen Deutschlands geworden in Punkto ÖPNV und Radverkehr?

      Nöp. Da tut sich nix.

      Vom ADFC gibt es gerade mal ein ausreichend und die mit Abstand am besten bewertete Stadt, Wttrngen, wird von der CDU regiert.

      nrw.adfc.de/artike...nner-is-wettringen



      fahrradklima-test....artikel/wettringen

      • @Rudolf Fissner:

        Bremen, die ewig rote Schlusslichtlaterne unter den Bundesländern. Aber an der Politik liegts freilich nicht.

      • @Rudolf Fissner:

        Halten Sie es für sinnvoll die Herausforderungen in der Verkehrspolitik von Bremen, oder Hamburg oder Berlin, mit der in einem Dorf wie Wettringen zu vergleichen? Klingt für mich nach Äpfeln und Birnen und ordentlich Populismus. Der Vergleich mit Kopenhagen scheint sinnvoller, da müssen wir dann aber vor allem die Bundesregierung mit der dänischen vergleichen und das sieht dann für die CDU gar nicht mehr so vorteilhaft aus.

        • @Residente:

          Es ging mir nicht um öde maskuline Parteivergleiche.

          Bremen ist das beste Beispiel (ADFC Note 3,54) in der BRD das entsprechende rot-grünen Mehrheiten eben nicht automatisch zu einer möglichen Verkehrswende führen. Auch im Vergleich mit Kopenhagen.

          Und Wettringen (ADFC Note 1,96) wie auch noch diverse andere Städte in dem Ranking auf den vorderen Plätzen) ist ein schönes Beispiel dafür, dass CDU regierte Kommunen vieles richtig machen können beim Verkehr.

          Die Schlussfolgerung daraus ist, dass Kommunen immer gerieben werden müssen unabhängig davon, welche Partei dort gerade regiert.

    • @Don Geraldo:

      Die SPD ist aber mit der klaren Ansage in die Wahl gegangen, dass es keine Koalition mit der Linken geben würde - sonst wären ihre Stimmen sicher auch deutlich geringer ausgefallen.



      Und ob sich ein Wortbruch danach bezahlt gemacht hätte, kann man ja mal in Hessen erfragen, wo eine Frau Ypsilanti das mal versucht hatte.

      • @Dr. McSchreck:

        Jo, die Union hätte bestimmt - wie damals in Hessen - Leute gefunden, die sich angemessen dafür entlohnen lassen, eine Mehrheit jenseits der Union zu verhindern.

        • @Kaboom:

          Dafür haben Sie sicher Beweise?

  • Ein etwas zu knapp geratene, aber inhaltlich richtige Beobachtung.

    Für einige Menschen sind Themen wie Mietwucher, Mindestlohn, Arbeiter/innen-rechte usw überlebenswichtig oder zumindest alltagsbestimmend.

    Die persönliche Relevanz dieser Themen lässt mit steigendem Einkommen selbstverständlich nach und dann kann sich anderen Themenbereichen gewidmet werden. Damit gehören die urbane Schicht des akademischen Bildungsbürgertums zwar lange noch nicht zu den Reichen, aber es reicht eben für zweimal Urlaub im Jahr, die schöne Altbauwohnung in der Genossenschaft und Einkäufe bei Alnatura.

    Ob nun " Friday for future, Rettet die Wale" oder die Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt- das sind alles Themen die an der persönlichen Lebensrealität vieler Menschen vorbeigehen

  • Warum nur hat sich Die Linke so weiter von uns Arbeiter*innen entfernt?

    • @casio:

      "Uns Arbeiter*innen"



      Da haben Sie doch schon die Antwort. Sie wären der erste Arbeiter, der gendert. Wenn man eine Wählerschicht ansprechen will, muss man ihre Sprache sprechen, nicht einen angeberischen akademischen Soziolekt.

    • @casio:

      Die Antwort steckt schon in ihrer Frage: Weil es selbst keine Arbeiter sind, keine Querköpfe und auch keine Emporkömmlinge - jetzt mal leicht übertrieben eindeutig ausgedrückt.

      Wenn ein anderer von woanders (dieses "von woanders" - hier bezogen auf Gesellschaftsschicht udn Beruf - ist entscheidend) für einen spricht kann das - von seltenen Fällen abgesehen da jemand aus diesem und jenem Grund nicht selbst sprechen kann - niemals so gut sein wie wenn man das selber tut. Es geht viel verloren und Interessen werden automatisch "vermittelt" und sind damit dann nicht mehr die eigenen Interessen, was im Falle von Leuten als Intermediären, die auch noch "von woanders" kommen, gravierende Abweichungen generiert, die dann für die für di gesprochen wird nicht mehr ziehen. Auch deswegen: Weil die, die da "für einen" sprechen, auch noch für X andere sprechen udn damit werden die Interessen z.B. der Arbeiterschicht mit noch anderen für die auch gesprochen wird verwaschen.

      Es ist so einfach.

    • @casio:

      Die Linke wollte sich, wenn ich es richtig weiß, für "die Schwächsten" engagieren und das sind deren Meinung nach, nehme ich an, heutzutage nicht mehr die Arbeiter*innen, sondern andere Bevölkerungsgruppen.

      Salopp ausgedrückt, die Arbeiter*innen sind in der "Opferhierarchie" weiter nach unten gerutscht.

  • Will die LINKE überhaupt noch Arbeiterpartei sein? Wenn ja, muss sie sich fragen warum sie es nicht ist, sprich bei Arbeitern auf gar keinen grünen Zweig kommt. Den Vorwurf eine Akademiker oder sogar Elitenpartei zu sein muss sie sich bei dem Ergebnis jedenfalls gefallen lassen. Der trendige, woke, junge Wähler sieht scheinbar besser als der Bauarbeiter Mitte 40 aus. Ist auch ok, dann braucht es halt eine andere Arbeiterpartei, zur Zeit scheint ja die AfD dieses Vakuum zu füllen, eine andere Partei wäre mir lieber.

    • @JSch:

      Berechtigte Frage, meines Erachtens klar mit Nein zu beantworten. Dier von der Linkspartei (wohl inzwischen allein) vertreten "kein-Mensch-ist-illegal"-Ansatz kommt jedenfalls bei den Arbeitern gar nicht gut an.

      • @Dr. McSchreck:

        Irgendwas auf dieser Welt scheint halt wirklich blöd zu sein, wenn noch ned ma Kulturschaffende aus Kenia ( taz.de/Band-aus-Ke...inreisen/!6118241/ ) ein Visum bekommen, auch wenn die alle Zettel am Start haben. Denen wird vom deutschen Staat schon "Illegalität" unterstellt, bevor die deutschen Boden betreten haben.

    • @JSch:

      Zustimmung. Leider scheint das generell bei Parteien links von CDU zu sein. Politik...oder eher Geschrei für Bevölkerungsminderheiten. Die seit Jahren schuftende Bevölkerung sucht sich anderw Leute. Leider auch die Falschen. Aber wo wäre eine Alternative.

      • @nurmalsonebenbei:

        Ob die anderen Parteien die falschen sind, wissen wir erst wenn die Parteien an der Regierung sind! Es ist wie bei den Grünen die Grünen waren seit 1999 zweimal an der Regierung und danach haben etliche Wähler festgestellt die Grünen sind die falschen in der Regierung.

  • "Solche aber, die lieber über den Mindestlohn oder die Zukunft der Rente und Lösungen aus linker Sicht debattieren wollen, sind eindeutig in der Defensive.[...]



    Das ist nur noch Folklore, eine leere Pathosformel."

    Seltsam, ich dachte bis gerade, dass die Linke einen Mindestlohn von 15 € fordert, und für eine Erhöhung des Rentenniveaus eintritt.



    Ich glaube Folklore geht anders.

    • @Kaboom:

      Die Folklore fängt da an, wo Ideen postuliert werden, wie man die Forderungen umsetzen möchte...

    • @Kaboom:

      Der Mindestlohn ist ein Instrument der Lohndrückerei: Zumindest in unserer Stadt wurden z.B. nach der Einführung reihenweise nach Tarif bezahlte, festangestellte Fachverkäufererinnen, Fahrer, Menschen in Dienstleistungsberufen im Allgemeinen, durch Minijobber zum Mindestlohn ersetzt.

      • @mumba:

        Da erschließt sich mir die Logik nicht so ganz. Warum braucht man dazu den Mindestlohn? Hätte man das nicht ohne genauso machen können, und das auch noch für billiger? Da scheint mir das Problem eher beim Minijob als beim Mindestlohn zu liegen.

        In meiner Erfahrung ist die Sache eher, dass der Mindestlohn umgangen wird, indem die Arbeitnehmer zu unbezahlter Mehrarbeit gedrängt werden, und ein bundesweit einheitlicher Mindestlohn in teuren Großstädten zu niedrig, aber auf dem platten Land möglicherweise zu hoch sein kann.

  • Der Vorwurf kommt ja immer, nicht nur bei der Linken: zu viele Städter, zu viele Akademiker, zu viele Juristen, zu viele Männer.

    Der Paketausfahrer will nach einer anstrengenden Schicht vielleicht nicht auf die Sitzung des Ortsvereins, die Mutter mit drei Kindern hat keine Zeit für den Landesparteitag uswusf.

    Man kann nur schwer vorgeben, wer sich bitte bei einer Partei zur Mitarbeit oder als Mitglied melden darf, manche haben da sicher strukturell Vorteile, materiell und zeitlich. Die Parteien müssen dennoch versuchen, auch über die üblichen Milieus hinaus auch Leute zu gewinnen. Darüber hinaus kann vielleicht auch ein Jurist ordentliche Gedanken zur Landwirtschaftspolitik haben, warum soll ein Lehrer nicht auch Ahnung von Wirtschaftspolitik haben?



    Für die Linke ist wichtig, konkret zu bleiben, Angebote für das Hier und Jetzt, für die Menschen. Abgehobene Diskussionen in der linken Blase, gerne auch mit Selbstzerfleischung, führen hinaus aus den Parlamenten. Die Vor-BSW-Zeit sollte da Mahnung genug sein.

    • @FtznFrtz:

      >warum soll ein Lehrer nicht auch Ahnung von Wirtschaftspolitik haben<

      Es fehlt die Betroffenheit. Unsere Abgeordneten sind bestens abgesichert und von dem was sie anrichten selbst nicht mehr betroffen.

    • @FtznFrtz:

      "Darüber hinaus kann vielleicht auch ein Jurist ordentliche Gedanken zur Landwirtschaftspolitik haben, warum soll ein Lehrer nicht auch Ahnung von Wirtschaftspolitik haben?"



      Sagen wir mal so, es gibt sicher Ausnahmen, aber die Regel ist das nicht. Man diskutiert mit seinen Bekannten ein Thema, aber durch den homogenen Bekanntenkreis, ist es doch nur eine kleine Blase.

      Wie soll ein Jurist in der Linkspartei auch nur annähernd ein Gefühl für Landwirtschaft haben, die weiter als der Bioladen vor Ort reicht?



      Und Lehrer ist ja mal ein krasses Beispiel für (im fast 100% der Fälle) für ganz weit weg von Wirtschaft. Wenn über Generationen das sichere Beamtengehalt kommt und man sich wegen Studiums jedem selbstständigen Handwerker überlegen fühlt, kann man, nein darf man eigentlich nichts zur Wirtschaftspolitik beisteuern.

      Ausnahmen bestätigen die Regel!

      • @Otto Mohl:

        Merkwürdige Diskussion.

        Vor dem Hintergrund was im Allgemeinen, genau genommen unhinterfragt als Wirtschafts(wissenschaftliche) Expertise, also Elite gilt.



        Die sich natürlich nicht als solche beschreibt. Weil das ja im Affekt offen formuliert so negativ besetzt ist. Man selbst ist ja naturgesetzliche Wissenschaft. Natürliche Elite

        Wie also kann sein, dass die vom Gemeinwesen finanzierten Wirtschaftsfakultäten jedes Jahr eine ganze Armee von angeblich Expertinnen und Experten ausstösst, deren Modelle, Rezepte, Konzepte, Expertise, tatsächlich die volkswirtschaftlichen, weltwirtschaftlichen Strukturen und Wetten auf die Zukunft dominieren



        - aber dann die vorliegenden Sachlagen, Sachverhalte, Zustände, Ergebnisse produzieren?



        In den letzten 4 Jahrzehnten sogar ganz unbehindert und ganz ungestört von bedeutender "linker" Gegenmacht.



        Wie kann "links dann trotzdem verantwortlich sein, für die schief gegangenen Geschäftspläne?

        Liegt vielleicht daran, das solches Expertentum notorisch Volkswirtschaft mit Betriebswirtschaft verwechselt. Also gar kein Expertentum ist. Mir ihren Modellen, denen es wurscht ist, ob sie über Menschen sprechen - als Ware - oder über zu verkaufende Klobürsten.

      • @Otto Mohl:

        So weit, so klischeehaft. Wenn jemand möchte, kann er sich in Themen einarbeiten, das das nicht jeder macht steht auf einem anderen Blatt.



        Wenn aber der Jurist dann aber bei den Grünen ist, wird er sich nicht für die massive Ausweitung von Schweinemastbetrieben einsetzen, sondern natürlich grüne Politik propagieren. Heißt nicht automatisch, dass er keine Ahnung hat, sondern eine andere Meinung.

    • @FtznFrtz:

      Komisch nur das sich grade diese Gruppen den eher rechten Parteien wiederfinden und dort wesentlich aktiver sind.



      Das ist kein Zeitproblem, diese Personengruppen fühlen sich eben nicht mehr von den Linken Parteien vertreten.



      Unter der Weltrettung machen es die Linken ja auch kaum noch, denn alles andere interessiert eben diese Akademiker Großstadtblase nicht.

      • @Walterismus:

        Das stimmt doch gar nicht mit ihrer inter der weltrettung tut die linke nichts, ist doch blödsinn, sie haben sich für mietendeckel, cannabis legalisierung und mindestlohn eingesetzt, alles sofortige vorteile für die betroffenen!

      • @Walterismus:

        Das müssen Sie aber an Präzision nachlegen, wer ist jetzt bei den Rechten? Juristen? Arbeiter? Wer denn nu?



        Dass ich als Jurist rechts bin mag ja noch einigermaßen verständlich sein. Aber als Arbeiter gegen den Mindestlohn, gegen Arbeitsschutz, für die Abschaffung der gesetzlichen Rente und den EU-Austritt zu sein (wie der sympathische Drecksverein in blau) , dafür muss man dann schon Herz und Verstand ausgeschaltet lassen und sich vom Kammerbeutel pudern lassen.

  • Kein Wunder, dass die AfD die meisten Arbeiter und Beschäftigten mit einfachen Tätigkeiten anzieht - darunter viele junge Männer. Diese fühlen sich offensichtlich weder durch CDU, SPD, FDP, den Grünen und der Linken vertreten. Die AfD als neue Arbeiterpartei - ganz schon gruselig!

    • @Il_Leopardo:

      Bei den Männern kommt ja dazu, dass sie in Teilen das linken Milieus geradezu mit Verachtung behandelt werden, gerade wieder der offene Brief an Merz, dass das Problem "die Männer" seien. Ein ehrlicher junger Mann, der fair mit anderen Menschen umgeht und keine Frauen belästigt, fühlt sich davon nicht gerade "abgeholt".

  • Toll, dass alle Kommentare einstimmig den Artikel zerreißen :)

    Deutschland und die EU sind stark wirtschaftlich und militärisch hochverflochten mit Israel gleichzeitig befindet sich hier die größte Europäische Diaspora Palestinas. Die Genozidfrage hat also eine gewisse relevanz...

    Auch ich habe sehr lange keine Linken Politiker mehr über Gendern und Rassismus reden hören (ohne das deutliche Verbesserung zu den Themen eingetreten wäre)

    Gerade Reichinnek und Aken arbeiten im Mindset der 90er Linken, das müsste dem Autor entsprechen.

  • selten konnte ich einem Kommentar (und ich würde mich selber als Linken bezeichnen) so uneingeschränkte zustimmen!

    Der wachsende Erfolg der AfD liegt genau daran, dass solche Minderheiten die einer bestimmten privilegierten Schicht aus größeren Städten entstammen und deren Berufe ist nur deshalb gibt, weil wir eine extrem wohlhabende Gesellschaft sind, weit überproportional, laut und stark in den Medien den Diskurs bestimmen

    Wer heute im Schichtbetrieb in der Automobilindustrie arbeitet und um seinen Arbeitsplatz Angst hat und sich fragt, wie er seine Familie ernähren können und wie er sein Haus abbezahlen kann für den sind die typischen Diskussionen, die in dieser Blase geführt werden, nur noch frustrierend



    Der benötigt eine linke Politik, aber eben nicht diese linke

    • @Paul Rabe:

      Es gibt ja heute auch einen (nicht kommentierbaren) Artikel zur Klimaschützer-Szene und deren kurzen Erfolg. Das geht in die gleiche Richtung - wenn eine Milieu von Kindern aus eher bis sehr wohlhabenden Elternhäusern im TV erzählt, wenn die Braunkohle-Arbeitsplätze wegfallen, dann ist es eben so, die gab es eh schon viel zu lange, dann weiß man jedenfalls, in welchen Regionen sie damit nicht nur keine Unterstützung haben werden, sondern regelrecht Hass auf sich ziehen.



      Gleiches gilt für Leute, die sich auf Straßen kleben und der Taxifahrer oder Pflegedienst muss unbezahlte Überstunden machen.

  • Sehr gut getroffen. Bildungsboheme, schöner könnte man es nicht ausdrücken. In Berlin wird es im nächsten Jahr vielleicht reichen.

    • @Wilfried Bergmann:

      Es sei Berlin gegönnt - seit der Wende waren da knapp 20 Jahre rot-rot oder R2G an der Macht...



      Eigentlich müssten da nur noch Fahrräder fahren, S- und U-Bahn perfekt ausgebaut sein, erschwingliche Mieten für jedermann und die Gehwege und Parks so sauber sein, dass man barfuß frohen Mutes umherspazieren könnte...



      Stattdessen herrscht extremer Wohnungsnotstand, die Schulen sind noch maroder als im Rest vom Land, Kitaplätze sind ein Lotteriespiel, Drogen- und Alkoholkranke lungern vor fast jedem U-Bahnhof, die Öffis (BVG) sind pleite/exorbitant verschuldet und Dreck, Müll und ständig verstopfte Straßen zieren das Stadtbild.



      Nicht falsch verstehen, die Union macht auch wenig besser, dass aber Die Linke oder ein linkes Bündnis zu sozialer Gerechtigkeit und einer Utopie voller Regenbogeneinhörnern führt - diese Idee sehe ich am Beispiel Berlin hinreichend widerlegt.

      • @Saskia Brehn:

        Ja. Eigentlich müssten Fahrräder fahren. Dann könnte Berlin so wie Wien aussehen oder Graz. Oder wie Amsterdam.

        In Wien sind die Mieten aus historischen Gründen niedrig, und Graz hat eine Bürgermeisterin der KPÖ. Amsterdam hat einen effizienten Nahverkehr und baut nicht mehr in autogerechte Straßen wie in Berlin.

        Warum Berlin trotzdem versagt im Vergleich zu anderen Metropolen? Siehe den neuen Amazontower, den kann man von der Warschauer Allee gut sehen. Gentrifizierung noch und nöcher, Berlin ist geil auf Kapitalismus. Das bedeutet durch den höheren Lebensstandard aber gleichbleibende Löhne, werden einfache Menschen rausgeekelt oder müssen in Zukunft zweimal ihre Cents umdrehen. Marode Schulen "weil es Kiez ist"/Selbstorganisation und marode Schulen weil das Geld für den Autobahnbau verwendet werden soll sind halt zwei paar Stiefel.

        Kein Wunder, dass die Resonanz vernichtend ausfällt, und R2G sollte sich auch nicht wundern, warum diese Menschen nicht mehr abgeholt werden können.

      • @Saskia Brehn:

        Und all das, obwohl Berlin schon seit Jahrzehnten am meisten Geld aus dem Länderfinanzausgleich erhält. Seit 2011 mindestens über 3 Mrd., gelegentlich auch schon mal über 4 Mrd. jährlich. In der Summe mit großem Abstand vor allen anderen Bundesländern. Das Geld aus dem CSU-regierten Bayern nimmt man dann doch gerne. Insofern wäre aber die spannende Frage, ob sich die Genossen in Berlin tatsächlich eine Regierungsbeteiligung ihrer Parteikollegen in Bayern oder Baden-Württemberg wünschen sollen.

        • @Schalamow:

          "Das Geld aus dem CSU-regierten Bayern nimmt man dann doch gerne."

          Nennt man Länderfinanzausgleich! Wenn sie sich besser fühlen, sorge ich dafür, dass sie das zustehende Geld mit einem traurigem Gesicht entgegen nehmen.

          "Insofern wäre aber die spannende Frage, ob sich die Genossen in Berlin tatsächlich eine Regierungsbeteiligung ihrer Parteikollegen in Bayern oder Baden-Württemberg wünschen sollen."

          Und was hat das mit unserer Demokratie zu tun?

        • @Schalamow:

          IMO ist das Problem nicht das Geld an sich, sondern dass es nicht zweckgebunden ist. Gelder aus dem LFA sollten in Infrastruktur, Technologieförderung etc. gesteckt werden können, aber nicht beliebig verteilt. Ziel muss sein, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Das kann (z.B. durch bessere Ausstattung von Schulen) seine Wirkung durchaus erst in ferner Zukunft haben. Aber Zweckgebundenheit ist die Antwort.

  • Bedenklich finde ich das Niveau hier. Der Kommentar bedient sich alten Klischees und Stereotypen und glaubt diese an einer Umfrage bewiesen zu sehen.



    Und das entgegen der Realität der parlamentarischen Arbeit, die die Linke derzeit führt. Entgegen auch der Realität auf dem Boden, wo mehr über Mietwucher, Pflege, Soziales und Arbeit gesprochen wird als Weltpolitik.



    Die Bodenständigkeit der Linken heutzutage ist etwas das Grüne und SPD sich nur wünschen. Denn es sind diese Parteien die sich von der Realität immer weiter entfernen, die Kulturkämpfe, angezettelt von den Rechten, austragen und am Ende den Arbeitern nix bieten.

    • @Dustparticle:

      "Der Kommentar bedient sich alten Klischees und Stereotypen und glaubt diese an einer Umfrage bewiesen zu sehen."

      Ich war mir angesichts mancher Kommentare auch nicht sicher, ob ich vielleicht bei der Welt oder einem BSW Portal gelandet bin.

    • @Dustparticle:

      Als Wagenknecht noch Teil der Linken war, waren die (lächerlichen) Vorwürfe gegenüber der Partei der alte rechte Schmonzes über Woke und Gendern.



      Nun ist der Vorwurf, dass Leute mit überdurchschnittlicher Bildung kein Interesse an den Problemen von "Otto Normalverbraucher" hätten.



      Nuja, irgendwas ist ja immer, nicht?

    • @Dustparticle:

      Ich stimme ihnen zu 100% zu!

  • tldr: Die Linke ist *als einzige* keine willfährige Dienerin der Reichen.

    Das zentrale - und hier im Artikel scheinbar übersehene - Element der Linken ist die Erkenntnis, dass die Ausbeutung der Armen durch die Reichen der kleinste gemeinsame Nenner aller gegenwärtiger Krisen ist.

    Ob im Inland bei der Sozial- und Gesundheitspolitik, der Diskrepanz zwischen Rüstungsausgaben und zivilgesellschaftlichen Investitionen, dem auf empfundener Gerechtigkeit aufbauenden Zusammenhalt der Gesellschaft oder den notwendigen Bedingungen für gelingende Klima- und Umweltschutzmaßnahmen (d.h. auch hier soziale Gerechtigkeit); sowie international die elitär- imperialistische Komponente von kriegerischen Konflikten und ihren Profiteuren,



    usw. usf.

    Überall hängt die Entscheidung zwischen Humanismus und Ausbeutung letztendlich daran, ob man gewillt ist, weiter das Spiel der Umverteilung von unten nach oben zu spielen.

    Oder ob man, wie es die Linke als einzige politische Kraft anvisiert, endlich die notwendige Umverteilung von ganz oben hin zur Mitte und nach unten anstrebt, weil nur so all die großen Krisen der Gegenwart bewältigbar sind.

    Das ist das wahre Alleinstellungsmerkmal der Linken.

    • @Dr. M.:

      Diese Umverteilung, bei der nur "ganz oben" was verliert, aber schon "die Mitte" profitiert - ist das nicht ein Traum? Ich denke, vieles hat eben in der DDR schon nicht geklappt und die Linke - da sie ja nun mal positiv an die DDR anknüpft (siehe Brecht) - müsste kommunizieren, was sie anders und besser machen will - aber das ist halt nicht so einfach. (Oder sie muss halt warten, bis alle die DDR vergessen haben.)

    • @Dr. M.:

      Ich finde das ja abstrakt alles sehr schön mit der Armut und dem Reichtum. Nur hat das niemand mehr in der Hand, erst recht nicht eine kleine Partei in der BRD. Das alles läuft fern von Willensbildung der Menschen ab, da technisiert, börsiert, juristiziert und handelt es unentwegt auf unfassbar vielen Kanälen, da ist im gegenwärtigen globalisierten Kapitalismus nichts mehr regulierbar.

      und deswegen glaubt da auch keiner dran oder gibt nicht so viel auf das Gerede. Die Leute wollen im Nahbereich Verbesserungen für sich (das heißt wie ich dargelegt habe "mit dem Kapital" wie es früher so schön hieß das heißt im Austausch oder unter Mitnutzubarmachung der Kapitalseite, wiel alles andere utopisch unerreichbar ist) keinen Vortrag wie schön Gleichheit und Gerechtigkeit wären wenn wir sie hätten und wem was zusteht udn wem was nicht. Das ist Firlefanz für den Debattierclub und ergibt Gemeinplätze für das Presseinterview.

      Was errecht werden kann und wofür die Partei wichtig ist, ist zumindest immer im Diskursraum zu halten, dass zumindest so etwas wie Vermögenssteuer o.ä. nicht in Vergessenheit geraten und dass sie tatsächlich machbare Möglichkeiten darstellen. Viel mehr ist nicht.

    • @Dr. M.:

      👍👍 Perfekt auf den Punkt gebracht - und dann auch noch für jeden zu verstehen !

    • @Dr. M.:

      „Ausbeutung“, „imperialistisch“, etc..

      Ich erinnere noch gut eine Zeit, in der das in großen Teilen der Welt gängige, inflationär verwendete Vokabeln waren.

      Man hätte das gut als Imperium bezeichnen können.

      Es verendete in der Weltgeschichte, weil es den Menschen darin nicht besser ging, sondern immer schlechter.

      Vielleicht erklärt sich daraus eine gewisse Ablehnung gegen aktuelle Epigonen…

    • @Dr. M.:

      "international die elitär- imperialistische Komponente"



      Mit einer solchen Wortwahl vertreiben oder schrecken Sie aber einen gewaltigen Anteil potentieller Unterstützer ab. Nicht jeder, der mit den Linken nicht unbedingt konträr steht, hat Abitur oder einen akademischen Bildungsgrad und möchte auch von Revolutionsgedanken und massiven Umwälzungen verschont bleiben.

      • @Oleg Fedotov:

        Wohl wahr.

    • @Dr. M.:

      Stimmt.

  • Ich würde ja sogar noch dabei mitgehen, dass die führenden Politiker der Linkspartei sich auch in der heutigen Zeit hauptsächlich mit Empörungskultur Richtung Merz etc. versuchen zu profilieren und die Genderdebatte für wichtiger erachtet wird, als ein nachhaltiges Rentenkonzept. Aber das ausgerechnet die TAZ sich darüber echauffiert ist doch wohl eher Satire. In den letzten Tagen gab es genau EIN bestimmendes Thema: Nämlich die "Stadtbilddebatte", zu der inzwischen in dieser Zeitung nun wirklich JEDER mal zu Wort kommen durfte und wahrscheinlich auch der letzte Praktikant einen Kommentar hierzu verfassen konnte. Es ist die Entscheidung der Redaktion, WEN man zu Wort kommen lässt und WELCHE Fragen man stellt, bzw. welche Inhalte man in einem Interview zum Thema macht. Könnte man mal drüber nachdenken...

    • @MarsiFuckinMoto:

      Die einzigen die obsessiv übers Gendern reden sind Union und AfD.

      • @8 Ahau:

        Ich habe auch nie behauptet, dass sich die AFD nicht „obsessiv“ über das Gendern auslässt. Ich sage, dass die LINKE trotzdem solche Themen über wichtigere Aspekte der Politik stellt, als zum Beispiel ein nachhaltiges Rentenkonzept. Und so wenig Sympathien ich auch für die Junge Union und die CDU habe: DIE diskutieren dieses Thema zumindest öffentlich, lautstark und inhaltlich (völlig egal wie man dann zu den jeweiligen Positionen steht). Warum also passiert das bei der Linken nicht, bzw. wird so gut wie nie zu z.B. diesem Thema von den Medien dahingehend berichtet und nachgefragt?! Ist bei der AFD übrigens genauso. Deren „Rentenkonzept“ ist mit „utopisch“ noch stark untertrieben beschrieben…

      • @8 Ahau:

        Gott sei Dank redet heute kaum noch wer über das Gendern. Die zig Mails, wie ich eine gendergerechte Mail zu verfassen habe, kamen ganz gewiss nicht von der AFD.

        • @nurmalsonebenbei:

          LOL, das glauben Sie doch selbst nicht.

        • @nurmalsonebenbei:

          Aber sie kamen von die Linke?

          Übrigens:



          "Insbesondere die AfD begreift das Thema geschlechtergerechte Sprache offensichtlich als wahlkampfrelevant. Das Wort „Gender“ findet sich in ihrem Wahlprogramm häufiger als bei allen anderen Parteien."



          "Der große Stellenwert, den die AfD dem Thema Gendern auch nach der Wahl noch beimisst, ließ sich auch in der konstituierenden Debatte des 20. Deutschen Bundestages beobachten, in der die Partei einen Antrag zur Änderung der Geschäftsordnung des Bundestages einbrachte, demnach in Drucksachen des Bundestages auf eine gendergerechte Schreibweise zu verzichten sei (Deutscher Bundestag 2021, S. 11)."



          link.springer.com/...s11615-022-00380-z

          "Eine umfangreiche Analyse von hunderttausenden Social-Media-Posts durch Tagesspiegel, Democracy Reporting International und das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change zeigt allerdings: Keine Partei beschäftigt sich auf Twitter und Facebook mehr mit Gender als die AfD."



          interaktiv.tagessp...enderwahn-der-afd/



          Der Artikel enthält einiges an Statistiken dazu wie häufig Parteien das Thema ansprechen und es führen AfD und Union.

    • @MarsiFuckinMoto:

      10/10

  • Bestimmt ist es berechtigt, über die veränderte Mitgliederstruktur zu sprechen und darauf hinzuweisen, dass klassische soziale Fragen – Löhne, Renten, Umverteilung, öffentliche Daseinsvorsorge – in den Hintergrund geraten könnten.

    Gleichzeitig ist es ganz schön verkürzt, komplexe Klassenlagen auf vermeintlich homogene Milieus und Lebensstile zu reduzieren („die woken Städter vs. die richtig arbeitenden Menschen auf dem Land?“ - ziemlich alter Stiefel.)

    Mit dieser Argumentation läuft man nur in Gefahr die reale Prekarität vieler (gerade junger) Menschen in den Städten zu unterschätzen und produziert letztlich nur neue Trennlinien innerhalb der Linken, anstatt gemeinsame Interessen sichtbar zu machen. ( z.B. die sehr prekären Löhne oder oft überhaupt nicht vorhandene Altersvorsorge u.a. in der zitierten Kultur- und Medienbranche)

    Die letzten Jahre haben doch eigentlich gezeigt, dass linke Politik dort erfolgreich war, wo die zentralen, ökonomischen Kernthemen wieder in den Vordergrund gestellt wurden: die Fragen nach Wohnraum, Verteilung, Macht, Produktionsverhältnisse, Eigentum etc.



    Alles zentrale Interessen der lohnabhängigen Klasse - in der Stadt wie auf dem Land.

    • @Dima77140:

      Schaffende (d.h. in meiner Privatdefinition nennenswert körperlich arbeitende) und die von ihnen benannte Kultur- und Medienbranche sind gesellschaftlich so ziemlich am weistesten entfernt geschichtet wie es überhaupt geht. Hier eine Brücke zu bauen würde Dinge voraussetzen, die von keiner der beiden Seiten ersnthaft erwartet werden können. und die müsste Dünkel wie Ressentiment in einem Ausmaß überspannen, dass es wie im Märchen anmutet. Die beiden Schichten haben außer die menshclichen Grundbedürfnisse und sicher die Liebe zu ihren Kindern recht wenig gemein.

  • Das wäre ja jetzt Aufgabe der Linke, was zu tun, und vielleicht mal jemanden der vom Land oder aus der Arbeiterschaft stammt dort versucht anzuknüpfen und Ortsvereine zu gründen. Bei letzten Bundestagswahlkampf haben bei und aif dem Land ein paar von der Linkspartei auch einen Stand vor dem einzigen verbliebenen Supermarkt aufgebaut, der fand viel Zuspruch, vor allem bei jungen Leuten, da sollte man anknüpfen, vor allem weil man sich ja auch gut digital und unbürokratisch organisieren kann. Da gibt es z.b. bei uns ein kostenlos verteiltes Gemeindeblättchen, (auch online) da kann man als politische Vereinigung kostenfrei lange Artikel einbringen und so auch die erreichen, die nicht in Internet und sozialen Medien unterwegs sind.

    • @Axel Schäfer:

      Ich fürchte nur, Die Linke wird sich mit den Ergebnissen ihrer Mitgliederbefragung zufrieden geben.



      Schließlich zielte ihre Kampagne im Bundestagswahlkampf genau auf das Klientel ab, das sie erfolgreich hinzugewinnen konnte. 8% auf Bundesebene sind so gesehen schon ein zufrieden stellendes Ergebnis, man kann sich damit mit reiner linker Weste in der Fundamentalopposition einrichten und so bequem in seiner großstädtischen Berlin-Neuköllner Blase bleiben.



      Mitte-Links-Mehrheiten im Bund (und in den meisten Bundesländern außer den drei Stadtstaaten) sind leider in unerreichbarer Ferne, SPD und Grüne aus linker Sicht ohnehin des Teufels.



      Was soll man sich da auf den Dorfplatz stellen, sich von den AfD‘lern bedrohen lassen, um am Ende doch keinen Blumentopf zu gewinnen?

      • @Abdurchdiemitte:

        "Mitte-Links-Mehrheiten im Bund (und in den meisten Bundesländern außer den drei Stadtstaaten) sind leider in unerreichbarer Ferne, SPD und Grüne aus linker Sicht ohnehin des Teufels."

        In der realen Welt hat der rechte Flügel der SPD gemeinsam mit Teilen des rechten Flügels der Grünen Koalitionen mit der Linken verhindert.

        • @Kaboom:

          Ja, weil die SPD und die Grünen sich ein Image als DDR-Gegner aufgebaut hatten und daher mit der Linken nicht gemein machen wollten. Irgendwie fehlt mir immer noch eine klare Aussage der Linken, was genau in der DDR falsch gemacht wurde und sich so nicht wiederholen soll.

      • @Abdurchdiemitte:

        Ob genügend Zuspruch da ist und ob man den nutzen könnte zeigt sich doch nur vor Ort, da muss man schon rausgehen und mit den Leuten reden. Es gibt ja auch noch Gegenden, wo die AgD nur nachts raus kommt. Bei uns haben die zwar erschreckend viele Stimmen, fast wie im Durchschnitt im Westen bekommen, aber offen aufgetreten ist von denen noch keiner. Das sollte man ausnutzen, bevor die Räume besetzt werden.

        • @Axel Schäfer:

          Mann kann auch supi Jogakurse, Fahrradtouren, Jogging Treffen, gemeinsame Kochabende organisieren und dabei den Leutz, so " Nebenbei " auf die Sprünge helfen 😉

  • Und es ist bedenklich, fast gefährlich für die Demokratie!



    Wer links nicht über die Probleme einfacher Menschen redet, wird scharf rechts überholt. Diese Typen kapern dann solche Themen für sich ( um auf Bauernfang zu gehen....)

    • @Andreas Horn:

      Man muss sich nur mal von der Idee verabschieden, die Rechten wären alle superschlau und nur hinterlistig und würden ihre Wähler "betrügen". Die meisten Rechten stehen auf demselben Bewusstseinsstand wie ihre Wähler.

    • @Andreas Horn:

      "wird scharf rechts überholt" ist dabei kein mögliche Zukunft sondern bereits Realität, Vor allem bei Arbeitslosen und Arbeiter findet die AfD besonders viel Anklang.

    • @Andreas Horn:

      Bauernfang ist gemein. Man wählt halt die, die einem etwas versprechen. Ob sie es halten ist eine andere Frage unabhänig ob es die Linke oder die AfD oder irgendwas dazwischen ist.



      Schön wäre es, wenn Wahlversprechen einklagbar wären. Dann wären auch absurde Koalitionen zwischen, wir senken die Steuern, wir erhöhen die Steuern, rum.

      • @Donni:

        Das Beste an der Sache ist, dass die AfD nicht das geringste zu bieten hat, was dem sprichwörtlichen "kleinen Mann" irgendeinen Benefit bringen würde.



        Das Wahlverhalten vieler Arbeitnehmer hierzulande erinner mich stark an ein Interview mit einem Hartz-IV Empfänger in 2009, der FDP wählen wollte.

  • Worauf fußt die Kritik? Auf Themen die Die Linke in durchzubringen versucht wohl nicht. Klima, vor allem Mieten und soziale Gerechtigkeit sind da doch sehr präsent. Und: Aktionen wie die App mit der Stromabrechnungen geprüft werden, die ziemlich großflächige Befragung an Haustüren was den Leuten auf der Seele drückt etc. exkludieren doch niemanden, im Gegenteil. Nachvollziehbare Aktionen, klare Sprache.

    • @Warim Wilke:

      "Worauf fußt die Kritik? "

      Das ist doch offensichtlich: Die Linke ist aktuell relativ stark, die Statistiken der Wählerwanderung der BT-Wahl zeigen, dass die Linke viele Wähler von den Grünen gewonnen hat.

    • @Warim Wilke:

      Ehrlich noch nie was von gehört. Klingt aber fast wählenswert. Aber wo wurden solch großflächige Befragungen denn gemacht? Gut situierte Siedlung? Wahrscheinlich. Mal wieder.

      • @nurmalsonebenbei:

        U.a. Berlin Neukölln. Nicht "gut situiert", sondern unter großem Gentrifizierungsdruck. Bin seit fast vier Jahren nicht mehr Mitglied der Partei, habe aber großen Respekt für das, was die Linken dort zuletzt geleistet haben.

    • @Warim Wilke:

      Die Befragungen sollte man dann auch dort machen, wo die Linke nicht so präsent ist, denn der Strauß der Themen, die die Klientel in der Stadt drückt, dürfte hinreichend bekannt sein, da sollte man sehen, wie man das thematisch ergänzen sollte um mehr Wähler anzusprechen. Man kann dann zeigen, dass man Pragmatik kann.

  • >SPD (längst zur Beamtenpartei geworden), Grüne und (neuer) Linke<

    Genau das ist das Problem. Wer geht heute noch in die Politik? Gläubige - an was auch immer - in die Linke. Dass cdu/spd/grüne-Funktionäre noch an den Mist glauben den sie verzapfen, nehme ich ihnen nicht ab. Bei denen geht es Selbstversorgung bis hin zur Korruption: Spahn-Masken, Baerbock-UNjob/Stylistin, Scholz-Cumex.

    Man hat den Eindruck, die sehen alle, dass der Dampfer gegen den Eisblock fährt - wollen aber solange es noch geht party machen. Es ist eh nichts mehr zu ändern.

    • @A. Müllermilch:

      Komisch, dass in Ihrer Aufzählung die AfD nicht auftaucht. Dabei haben die so viele Skandale, da würden die 1200 Zeichen hier nicht für ausreichen.

      • @Klabauta:

        Es geht ja um den Kontext von Macht. Den hat die AgD gottlob nicht.



        Skandale ja, -aber um Macht zu mißbrauchen, muss man sie erstmal haben.

  • Brecht war bekanntlich Unternehmersohn und Salonkommunist. Dennoch brachte er mit seinen sprachlichen Fähigkeiten so manche Klassen-Ungerechtigkeit auf den Punkt wie wenige andere.



    Tut die Linke das denn gerade nicht? Worauf fußt Hincks vorgetragene Sorge?

    Über die Mindestrente technisch diskutieren kann die Linke auch, obwohl das eigentlich die Domäne der SPD sein sollte.

    • @Janix:

      Eigentlich müssten ALLE über die Mindestrente, besser: über eine nachhaltige, soziale Sicherheit garantierende Rentenreform reden, zumindest die demokratischen Parteien müssten es tun - statt darüber, wie man Migranten am effektivsten abschiebt und der AfD hinterherzuhecheln.



      Leider hat im Bundestagswahlkampf ausschließlich Die Linke die sozialen Themen glaubwürdig angesprochen - weshalb sie von mir bei dieser Wahl auch den „Zuschlag“ bekommen hat, obwohl ich nicht gerade hundertprozentig überzeugt war.



      Die Niederländer haben es uns gerade vorgemacht, wie man den Durchmarsch von Rechts stoppt. Dort hieß es unisono von konservativ-christlich bis LinksGroen: keiner will mit Wilders!

    • @Janix:

      Das Problem sind nicht die vielen Punkte. Das Problem ist, dass jene Personengruppen, die einst die Linkspartei wählten - Arbeiter, Arbeitslose, Ostdeutsche - nun die AfD wählen und die Linkspartei mit ihren Punkten nur bei der Wählerschaft der Grünen und der SPD punktet.

      • @Rudolf Fissner:

        Die Ostdeutschen gingen viel früher verloren. Dass Arbeiter und Arbeitslose massiv gegen ihre eigenen ökonomischen Interessen stimmen, wenn sie die asozialste Partei, die ADis, im Parlament wählen, und für ihre Interessen, wenn sie die sozialste wählen, die Linken o.ä., ist unverändert. Die Linken wurden halt in der Regierung für Kürzungen 'erfolgreich' verantwortlich gemacht, die der allgemeine neoliberale Unfug verursachte. Da die oberen Schichten der SPD teils das Soziale geistig aufgaben, entstand die Wahlenthaltungswoge.



        Um Verbindendes zu finden: Die Linken müssten als Protestpartei die 20+ % holen, nicht jene merkwürdigen Altburschis.

        Die BSW-Methode, national zu spielen und damit die Grundüberzeugung der internationalen Klassensolidarität zu schlachten, scheint aber auch nicht so verfangen zu haben.

  • Echt jetzt? Da verdoppelt die LINKE ihre Mitglieder, macht einen großen Sprung ins BuParlament...



    Ich erinnere noch eine Zeit, da wurde die LINKE in er der taz schon mal vorsorglich beerdigt.



    Mal so gesehen, wenn euch doch diese "Arbeiter"-Themen fehlen, dann berichtet doch einfach mal regelmäßig-wöchentlich darüber und packt die Probleme zudem in euren Bundestalk. Immer nur den Besuch der Medien-Klugscheißer-Schule raushängen lassen, ist nicht zielführend für die 4. Gewalt im Staat...

    • @#protest:

      Und der Autor versucht jetzt, die runterzudrücken mit seinen haltlosen Behauptungen. Bei Leuten, die sich mit den Themen der Linken - die nun wahrlich nicht der Merz'sche Rassismus und Gaza sind - so gar nicht beschäftigen, mag das verfangen.

      Die Aussagen des Autors sind so fundiert wie eine Behauptung, die cdU hätte ja gar keine anderen Themen als Miete und Infrastrukturausbau. Die hat sie nämlich höchstens am Rande.

  • Hat der Autor in den letzten 5 Jahren mehr über die Linkspartei zur Kenntnis genommen als die von ihm zitierte Mitgliederstatistik? Es ist mir wirklich schleierhaft, wo diese krassen Fehlwahrnehmungen herkommen. Die Linke hat ihren Wahlkampf hauptsächlich mit dem Mietenthema bestritten und sie hat soziale Ungleichheit thematisiert, u.a. mit der Abschaffung von Milliardären, und hängt sich in jeden Streik mit rein, wenn sie willkommen ist. Reichinnek hat kürzlich Jens Spahn dazu gebracht, sich für eine echte Erbschaftssteuer auszusprechen.



    Gunnar Hinck scheint in einer ganz anderen Welt zu leben.

  • Gerade erst gestern gab es in der Taz eine sehr präzise Kritik der Bürgergeld-„Reformen“ der linken abgeordneten Cansins Köktürk, eine eh. Sozialarbeiterin. Kaum eine andere Partei (außer gelegentlich die Grünen) sind gerade so laut in der Kritik der klassistischen Politik von rot-grün wie die Linke.

    • @caramelcookie:

      Oops vertippt, meinte rot-schwarz. Wenn man so auf dem Handy schreibt…

  • Anstatt aus den überrepräsentierten Milieus auf die angeblichen Inhalte zu schließen, könnte man ja auch mal in den tatsächlich geführten Wahlkampf schauen und/oder das Wahlprogramm lesen. Es stimmt einfach nicht, dass es „nur“ um Rassismus und Linkspaternalismus ginge. Das ist der alte Wagenknecht-Vorwurf, der aber schon zu ihrer Zeit überholt war. Zur Zeit beschäftigt sich die Partei fast obsessiv mit Mieten und Wohnen, auch ansonsten geht es ständig um soziale Ungleichheit. Es ist schon hart, wie sehr der Kommentar an der Realität vorbeigeht.

    • @Wonko the Sane:

      Gut, ihre Punkte treffen zu. Was abe auch zutrifft: Die Linke will nach wie vor Politik für alle Benachteiligten machen, aber die haben ganz verschiedene standpunkte und Interessen z.B. neu zugwanderte und klassische Industriearbeiterschaft.

      Aber beides - in der Realität sind es noch viel mehr Adressaten !) zu vereinen bewirkt Zielkonflikte - und zwar praktisch weil beider Interessen nicht deckungsgleich sind, anerkennungsmäßig (d.h. aufmerksamkeits- und gefühlsökonomisch) wen man anspricht, wem man Mitgefühl gibt wen man als Beispiel für Ungerechtigkeit hinstellt und alleine auch schon welche Themen man öffentlich adressiert. Das ist kein Rucksack in den ich alles einpacken kann und über alles konsistent reden kann und es gibt Zerfaserung, die auffällt. Es müssen Entscheidungen getroffen werden wen man hinter sich scharen will, es klappt einfach nicht alle Benachteiligten, Schwachen oder ungerecht behandelten gleichermaßen überzeugend zu sich zu ziehen. Das ist unleugbar und die Wahlergebnisse und der permanente Richtungsstreit in der Linken der Vergangenheit bezeugen es. Und der Streit ist nicht vorbei. Für wen will man sein? Für die, wie die Grünen? Alle? Für Schaffende?

  • "Überrepräsentiert sind ebenfalls Berufe, die man als links-postmateriell einstufen kann"

    Also besonders Berufsgruppen die ihr Einkommen besonders häufig aus Steuermitteln und Fördertöpfen bezieht. Und die Gruppe die die nächsten Jahren durch KI die neue Bürgergeldschicht sein wird. Die möchten wohl ihre Transferleistungen aus den anderen Teilen der Bevölkerung langfristig politisch absichern.

  • Etwas naseweis, der Text. Man weiß das in der Partei sehr wohl, und das mit dem Paternalismus ist eine olle Kamelle und stimmt längst nicht mehr.

    • @Birne Helene:

      Selbst wenn das mit dem Paternalismus nicht mehr stimmt, dann ist Inklusion und Integration noch immer - umso mehr - zugegen. und natürlich, wer könnte denn dagegen sein? Aber Politik ist auch Entscheidung, Härte, Grenzen ziehen und Konzentration. Wenn man das nicht macht wird man manche nicht zu sich holen, z.B. Schaffende, denn die sind auf einer gesellschaftsstufe wo sie von vielen Seiten ökonomisch bedroht bzw. zu wenig anerkannt sind. Haben aber gleichzeitig einen berechtigten Stolz, weil sie für ihr Leben und für die Gesellschaft körperlich arbeiten. Das ist eine Gruppe, die man nicht so "nebenbei" mit anderen Gruppen und auch kleinen kulturell bzw. ethnisch definierten Minderheiten zusammenbinden kann und für jeden eine Blume in die Hand und dann läuft der Hase. Ne, so läuft er nicht. Die kommen nicht zu einem wenn man schwammig bleibt, auch viel für Leute tut, die der Schaffende nicht so gut findet und mit denen es eine gefühlte oder reale Konkurrenz gibt und deren Sorgen man als "Pillepalle" verglichen mit dem eigenen Existenzdruck - obwohl man ja arbeitet, sich verausgabt - versteht. Da kann man nun shclecht sagen: Da müssen die Schaffenden anders denken". Ne, die Partei!

    • @Birne Helene:

      Auf den Punkt getroffen!

    • @Birne Helene:

      Top!