Oberschulen I: Erfüllte Wunschzettel

Für das kommende Schuljahr sinkt die Zahl der Schulen, die mehr Anmeldungen als Plätze verzeichnen. Besonders beliebt sind Sekundarschulen.

Bald kann der peinliche Grundschulranzen weg, dann geht's auf die Oberschule! Bild: AP

Berlins GrundschulabgängerInnen und ihre Eltern kommen offenbar immer besser mit den neuen Zugangsregelungen für die Aufnahme an den Oberschulen zurecht. Diesen Schluss lassen die Zahlen zur Oberschulanmeldung für das kommende Schuljahr zu, die die Senatsbildungsverwaltung am Donnerstag vorlegte.

Demnach sinkt die Anzahl der übernachgefragten Oberschulen, also der Gymnasien und Integrierten Sekundarschulen (ISS), die mehr Anmeldungen verzeichnen, als sie Schulplätze haben. Laut Schulverwaltung konnten 95 Prozent der 21.957 Noch-SechstklässlerInnen, die im August auf die Oberschulen wechseln werden, mit Plätzen an den Schulen versorgt werden, die sie bei der Anmeldung als Erst-, Zweit- oder Drittwunsch angegeben hatten (2011/12: 93 Prozent). An den Gymnasien sind es sogar 98 Prozent. Mit 19.155 SchülerInnen ist die große Mehrheit dabei an ihrer Erstwunschschule gelandet. Für 255 BewerberInnen an Gymnasien und 840 an ISS konnte kein Platz an Wunschschulen gefunden werden. Ihnen würden die bezirklichen Schulämter bis zum 11. Mai andere Angebote machen, sagte Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD).

Mit der Schulreform hatte Berlin zum Schuljahr 2010/11 auch neue Zugangsregelungen für Oberschulen eingeführt. Nicht mehr die Nähe des Wohnorts gilt seither als entscheidend. Jeder Sechstklässler kann sich wohnortunabhängig an jeder Oberschule bewerben. Bei Übernachfrage entscheiden die Schulen nach eigenen Kriterien über die Aufnahme, 30 Prozent der Schulplätze werden dann über ein Losverfahren verteilt. Mehr als ein Viertel der Oberschulen entschieden dabei nach dem Notendurchschnitt der BewerberInnen, sagte dazu Siegfried Arnz, Leiter der Abteilung Schulentwicklung in der Bildungsverwaltung.

Dabei sind es gerade spezialisierte Schulen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Bei den zehn am stärksten nachgefragten Schulen handele es sich um Sekundarschulen, so Arnz. Darunter etwa die frühere Gesamtschule Sophie Scholl in Schöneberg, die mit pädagogischen Schwerpunkten wie Kunst- und Musikklassen viele BewerberInnen anzieht. 274 mehr Anmeldungen als Plätze gibt es dort. An stark nachgefragten Gymnasien wie der Dathe-Oberschule in Friedrichshain liegt die Überzahl dagegen nur bei 46.

Vor allem Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg können viele BewerberInnen nicht an ihren Wunschschulen unterbringen. In Friedrichshain-Kreuzberg etwa betrifft das über 20 Prozent der Anmeldungen an Sekundarschulen: 144 von 707 SchülerInnen bekommen hier keinen Platz an ihrer Wunsch-ISS. Grund könnte sein, dass in diesen Bezirken bestimmte Schulen wegen ihres hohen Anteils von Kindern aus Einwandererfamilien von manchen Eltern gemieden werden und sich die BewerberInnen dann auf andere Schulen konzentrieren.

Mit einer „Arbeitsgemeinschaft Aufnahmeverfahren“ will die Senatsbildungsverwaltung künftig solche Phänomene auswerten, um darauf reagieren zu können. Auch Maßnahmen wie die bereits an manchen Grundschulen existierenden Klassen für Kinder mit besonders guten Deutschkenntnissen „könnten dabei eventuell ein Instrument sein“, sagte Staatssekretär Rackles. Es müsse ergebnisoffen diskutiert werden, es gebe auch pädagogische Einwände gegen solche Maßnahmen. Er als Kreuzberger befürworte sie nicht.

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