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Russische Vermögen und UkrainekriegBeim EU-Gipfel könnte es knallen

Die einen wollen russisches Geld der Ukraine zur Verfügung stellen, andere Länder wie Belgien oder Malta stellen sich quer. Was die Gegner befürchten.

Der Rubel rollt nicht – aber bald könnte er in die Ukraine fließen Foto: Aleksandr Manzjuk/Kommersant/ddp
Eric Bonse

Aus Brüssel

Eric Bonse

So viel Drama ist selten: Kurz vor dem EU-Gipfel, der am Donnerstag in Brüssel beginnt, haben Bundeskanzler Friedrich Merz und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (beide CDU) vor einem Scheitern Europas gewarnt. Auch Gipfelchef António Costa macht großen Druck.

Costa sagte, er werde nicht lockerlassen, bis der Streit über das in der EU festgesetzte russische Vermögen – circa 210 Milliarden Euro – gelöst ist. Damit reiht sich dieser „Schicksalsgipfel“ in die Reihe dramatischer Treffen wie zur Zeit der Schuldenkrise 2015 oder der Coronakrise 2020 ein.

Auch dieses Mal könnten die 27 Staats- und Regierungschefs mehrere Tage und Nächte brauchen, um eine Einigung zu finden. Deutschland will eine Entscheidung zum russischen Geld zwar schon am ersten Gipfeltag erzwingen. Doch das dürfte schwierig werden – denn es regt sich Widerstand.

Für Unruhe sorgt nicht nur das „Reparationsdarlehen“ für die Ukraine, das die EU mit russischem Geld finanzieren will. Streit gibt es auch über das Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten. Hier treten Frankreich und Italien auf die Bremse. Sie warnen vor übereilten Entscheidungen.

„Sollten die europäischen Instanzen etwas gewaltsam durchsetzen wollen, würde Frankreich sich dem sehr hart entgegenstellen“, sagte Präsident Emmanuel Macron. „Es wäre verfrüht, das Abkommen in den kommenden Tagen zu unterzeichnen“, warnt Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni.

Schwergewichte gehen auf Konfrontation

Damit gehen zwei Schwergewichte auf Konfrontationskurs zu Merz und von der Leyen, die auf einen schnellen Abschluss drängen. Von der Leyen will noch am Samstag nach Brasilien reisen, um den Mercosur-Pakt zu unterzeichnen. Dafür braucht sie grünes Licht der 27 EU-Staaten.

Danach sieht es bisher nicht aus. Sollte das scheitern, wäre es ein schwerer Schlag für Deutschland, das weiter auf Freihandel setzt. Angesichts der Politik von US-Präsident Donald Trump komme dem Mercosur-Deal geopolitische Bedeutung zu, heißt es in Berlin.

Um Geopolitik geht es auch beim russischen Vermögen. Auch hier spielt Trump eine wichtige Rolle. In seinem umstrittenen und mittlerweile überholten 28-Punkte-Plan für einen Ukraine-Frieden hatte der US-Präsident gefordert, das russische Geld aus Europa abzuziehen und für den Wiederaufbau der Ukraine und Geschäfte mit den USA zu nutzen. Das wollen die Europäer unbedingt verhindern.

Das russische Vermögen ist der größte und womöglich letzte europäische Trumpf im Ringen um Frieden. Die EU will diesen allerdings nicht als Hebel für Verhandlungen mit Russland einsetzen, wie es der belgische Premierminister Bart De Wever fordert.

Das russische Geld soll genutzt werden, um die Ukraine vor der Pleite zu retten. Die droht nach Angaben des Internationalen Währungsfonds IWF schon im April 2026. Für die nächsten zwei Jahre brauche Kiew 137 Milliarden Euro, sagte von der Leyen. „Europa muss zwei Drittel davon abdecken, also 90 Milliarden“, erklärte sie.

Was gegen den EU-Plan spricht

Doch Belgien, Italien, Bulgarien und Malta stellen sich quer. Sie fürchten, dass die EU zu große rechtliche, aber auch politische und finanzielle Risiken eingeht. Russland droht Belgien bereits mit Vergeltung. Belgien ist der EU-Staat, indem das meiste Geld liegt – nämlich beim Finanzverwalter Euroclear in Brüssel.

Auch die finanziellen Sorgen sind nicht unbegründet: Am Mittwoch hat die US-Ratingagentur Fitch den Ausblick für Euroclear auf „negativ“ herabgesetzt. Euroclear verwaltet internationale Anlagen im Gesamtwert von 42 Billionen Euro und gilt deshalb als systemrelevant. Auch der IWF und die Europäische Zentralbank haben vor einem unbedachten Zugriff gewarnt.

Im Extremfall könnte die EU eine Finanzkrise auslösen, wenn sie das russische Vermögen antastet, warnen Experten. In Berlin und Brüssel weist man diese Sorgen zwar als unbegründet zurück. Doch eine schwere politische Krise lässt sich wohl kaum noch vermeiden.

Kurz vor dem Schicksalstreffen in Brüssel sind die Fronten verhärtet. Nicht nur De Wever bleibt stur, auch Merz rückt keinen Millimeter von seiner Linie ab. Statt auf Konsens, wie in der EU sonst üblich, stehen die Zeichen auf Konfrontation.

Immerhin aus dem Europaparlament kommt am Tag vor dem EU-Gipfel noch eine klare Entscheidung: ein Zeitplan für das endgültige Ende von russischen Gaslieferungen an die EU. Die Abgeordneten stimmten am Mittwoch in Straßburg dafür, dass spätestens zum 1. November 2027 kein Gas mehr aus Russland importiert werden soll – weder Flüssiggas (LNG) noch über Pipelines.

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52 Kommentare

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  • Brandgefährliche alttestamentarische Logik oder Die Büchse der Pandora

    Zitat: „Das russische Vermögen ist der größte und womöglich letzte europäische Trumpf im Ringen um Frieden.“

    Der Bonner Politikwissenschaftler und Osteuropa-Spezialist J. Weber hält das „das für eine brandgefährliche Idee, die auf die Europäer und vor allen Dingen auf die Deutschen zurückfallen wird. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir nicht nur auf Jahre oder Jahrzehnte, sondern für immer mit Russland in der Nachbarschaft leben müssen. Der Kreml wird aber Himmel und Hölle in Bewegung setzen, sich für die Beschlagnahmung der Vermögen zu rächen, zum Beispiel durch die Enteignung europäischer Unternehmen. Zum anderen würde man einen eklatanten Rechtsbruch begehen, der die Büchse der Pandora öffnet. Wir sollten uns sehr gut überlegen, ob wir auf den völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine mit einer völkerrechtswidrigen Wegnahme von 200 Milliarden Euro reagieren wollen. Am Ende könnte es sein, dass Deutschland für einen großen Teil davon aufkommen muss.“ (Quelle: Focus 17.12.2025)

    Also Auge um Auge, Zahn um Zahn - die tradierte alttestamentarische Logik.

  • ""So viel Drama findet eigentlich meistens in der EU statt""



    ===



    Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk erklärte bei der Ankunft in Brüssel:

    "" Europa stehe vor der Wahl zwischen „Geld heute oder Blut morgen"" Tusk betonte: „Ich spreche nicht nur von der Ukraine, ich spreche von Europa. Und diese Entscheidung liegt allein bei uns. (Bei den europäischen Natostaaten) Ich denke, alle europäischen Staats- und Regierungschefs müssen dieser Herausforderung endlich gerecht werden.“"

    2.. Selenskyj, der zur Brüsseler Sitzung des europäischen Rates eingeladen wurde, bestätigte kurz sein Treffen mit dem belgischen Präsidenten de Wever. Beide hätten die Frage der eingefrorenen russischen Vermögenswerte erörtert und einander ihre wichtigsten Anliegen mitgeteilt.

    Zelensky wurde gefragt ob das hilfreich war.



    Zelensky im Original: „Wir werden sehen. Wir brauchen einfach noch etwas Zeit.“

  • Wenn dazu dazu käme, hätte die Ukraine eines ihrer wesentlichen Ziele erreicht. Ob es dann auch Europa nützen wird, ist fraglich.

  • Ich finde es zunehmend interessant, aber auch beunruhigend, wie selbstverständlich ein Teil des Meinungsspektrums per se als 'Kreml Narrativ' einsortiert wird (Kompliment, da hat die Medienarbeit von NATO StratCom ganze Arbeit geleistet), während gleichzeitig überhaupt nicht in Erwägung gezogen wird, dass auch die systematisch platzierten NATO-Narrative längst Teil des hybriden Krieges der neuen Blockkonfrontation sind.



    Interessant und beunruhigend auch, wie sich innerhalb der Bevölkerungen der jeweiligen Blöcke - mal wieder - fast geschlossen aggressive Heimatfronten herausbilden, die voll der 'Feindbildpflege' verpflichtet sind, wie sie für die blutige Geschichte Europas konstitutiv waren und wohl leider auch immer noch sind.



    Mittlerweile ist wohl allein die Idee wieder auf eine europ./globale Friedensordnung, Abrüstung und Entspannung hinzuarbeiten Kreml gesteuerte 'Wehrkraftzersetzung' und rational kritische Analyse des NATO-Blocks 'Whataboutism', wie zur McCarthy Zeit?



    Wenn niemand der Verhandlungstorpedierung der EU-NATO in die Speichen greift steuert das ziemlich direkt auf eine ggf. irreversible Weltkriegskonstellation hin.

  • Die Hauptproblematik ist doch folgende:



    Rechtlich ist es höchst umstritten, ob überhaupt Darlehen auf das russische Vermögen aufgenommen werden dürfen. Ferner geht der jetzige Plan davon aus, dass Russland am Ende Reparation zahlen wird. Es besteht aber die hohe Wahrscheinlichkeit das dieses nicht geschehen und dann kann die EU Russland nicht das Geld zurückgeben, auch wenn ein Friedensvertrag geschlossen wurde und die Gelder nicht mehr eingefroren bleiben dürfen. Es hätte sich dann um eine indirekte Enteignung gehandelt. Oder ist der Plan wirklich, dass die Ukraine nie einen Friedensvertrag unterzeichnen darf indem auf Reparationen verzichtet wird?



    Das würde den diplomatischen Spielraum stark einschränken

  • Viele europäische Firmen haben immer noch Vernögenswerte in Russland. Deutsche Firmen haben 2024 etwa 1.7 Mrd Euro Steuern in RU gezahlt, ich schätze die Invetsitionen daher auf 20 - 40 Mrd Euro. Wenn RU diese Werte als Vergeltung beschlagnahmt, dann werden die enstprechenden Firmen wohl den deutschen Staat auf Schadensersatz verklagen. Es könnten also erhebliche Forderungen sehr schnell auf den deutschen Steuerzahler zukommen. Dazu kommt noch dass die Russen alle Schachspieler and daher gewohnt sind, mehrere Züge im voraus zu entwickeln. Im Gegesatz zu vd Laien, Merz und kajakallas (oder wie die heisst) die offensichtlich weder von jetzt bis gleich denken noch die Realität von Wunschdenken unterscheiden können. ich schätze also dass die Russen einige Überraschungen vorbereitet haben und bin gespannt..

    • @Gerald Müller:

      Allein Deutschland bzw deutsche Firmen duerften mindestens Werte von 80 bis 100 Mrd Euro in Russland haben.



      Wenns "gut" laeuft, kann Russland mehr beschlagnahmen als die EU und unterm Strich hat man Russland finanziert.

    • @Gerald Müller:

      „ Wenn RU diese Werte als Vergeltung beschlagnahmt,“



      Das halte ich auch für möglich.



      „dann werden die enstprechenden Firmen wohl den deutschen Staat auf Schadensersatz verklagen. „



      Das solche Klagen vor einem deutschen Gericht auch nur angenommen würden, halte ich für ausgeschlossen. Auf welcher juristischen Grundlage denn?

      • @Barbara Falk:

        Auf der gleichen Grundlage auf der Stromkonzerne für den Atomausstieg Entschädigungen bekommen haben.

        Der Staat trifft eine Entscheidung, die zu Verlusten von Unternehmen führt. In diesem Fall direkt und ohne Umwege. Und natürlich wird Bundesregierung zahlen. Schließlich ist Geld das höchste Heiligtum im Staat. Zumindest das Geld derer, die viel davon haben.

  • Es ist wirklich erschreckend, wie groß das Russlandverständnis in Deutschland immer noch ist.



    Russland muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gestoppt werden, den Krieg weiterzuführen. Da sterben jeden Tag Menschen, die ganz sicher anderen Pläne im Leben hatten.



    Und warum?



    Weil ein Irrer Diktator es so will.



    Wenn man Putin nicht endlich stoppt, wird er die EU angreifen, während sich China Taiwan schnappt.



    In was für einer Welt leben wir eigentlich?

    • @Dirk Osygus:

      Wer jede juristische oder politische Abwägung sofort als „Russlandverständnis“ diffamiert, verengt die Debatte gefährlich. Niemand bestreitet die Verantwortung Russlands für diesen Krieg oder das Leid der Opfer. Aber gerade weil hier grundlegende Rechtsprinzipien berührt werden, ist Nüchternheit nötig. Rechtsstaatlichkeit gilt nicht nur dann, wenn sie bequem ist. Maßnahmen, die heute gegen Russland gerechtfertigt werden, schaffen Präzedenzfälle für morgen – auch gegen andere Staaten, vielleicht auch gegen uns selbst. Sicherheit entsteht nicht durch moralische Überhöhung und Worst-Case-Szenarien, sondern durch belastbare Rechtsgrundlagen und strategische Vernunft. Wer das einfordert, relativiert keinen Angriffskrieg, sondern nimmt die langfristigen Folgen ernst.

    • @Dirk Osygus:

      Können vor Lachen.



      Es wäre ja schön, Putin einfach zu stoppen. Aber so einfach ist das nunmal nicht. Gerade an der Frage der russischen Guthaben kann man es schön sehen: Die Verstrickungen mit Russland sind zu komplex für einfache Lösungen. Jede Aktion zeitigt mögliche Reaktionen, die einem den schönen "Putin Stoppen!"-Effekt um die Ohren fliegen lassen können.

    • @Dirk Osygus:

      "Russland muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gestoppt werden,"

      Sie sind für einen Kriegseintritt der Nato?

    • @Dirk Osygus:

      "Weil ein Irrer Diktator es so will."



      Wenn man Zuflucht dazu nehmen muss, jemand zum Irren zu erklären, zeigt man, dass man ganz Wesentliches an diesem Konflikt noch nicht verstanden hat.



      Viele andere Ihrer Mitmenschen, nämlich die "Russlandversteher", welche auch mit Sicherheit den größten Teil der Weltbevölkerung ausmachen, haben diesen Kunstgriff nicht nötig.

  • Die rechtlichen Risiken wären überschaubar, die Auswirkungen auf den Finanzstandort EU nur schwer kalkulierbar. Europäer die in der Welt von gestern leben wägen natürlich zu gunsten des Finanzstandorts ab.

    Die aufgeweckteren und dazu gehört erstaunlicherweise auch Friedrich Merz, haben begriffen, das ein Überleben der Ukraine als Staat elementar ist für die Sicherheit in Europa und daher das Sicherheitsinteresse der EU überwiegt.

    Die Gewichtung auf Sicherheit könnte sich in der Zukunft als großes Plus erweisen von der ganz Europa profitiert. Dafür bedarf es aber etwas Weitsicht und die Fähigkeit nicht nur in geordneten Bahnen zu denken.

    • @Sam Spade:

      „Überschaubare rechtliche Risiken“ sind es gerade nicht: Die Enteignung von Vermögenswerten ohne klaren völkerrechtlichen Rahmen würde einen Präzedenzfall schaffen, der Eigentumsschutz relativiert. Genau dieser Schutz ist aber ein Kern europäischer Sicherheit – wirtschaftlich wie politisch.

      Sicherheit gegen Recht auszuspielen ist eine falsche Dichotomie. Ein Finanzstandort, der als politisch opportun und unberechenbar wahrgenommen wird, verliert Glaubwürdigkeit, Investitionen und damit auch Handlungsspielräume für Sicherheitspolitik. Kurzfristige Symbolpolitik kann langfristig strategische Schwäche erzeugen.

      Weitsicht bedeutet nicht, Regeln zu dehnen, wenn es passt, sondern sie gerade in Krisen zu verteidigen. Europas Stärke lag bislang darin, Sicherheit, Recht und ökonomische Stabilität zusammenzudenken – nicht darin, eines zugunsten eines vermeintlich höheren Ziels zu opfern.

  • "...spätestens zum 1. November 2027 kein Gas mehr aus Russland..."



    Das alleine ist beschämend, peinlich und lächerlich.

    • @Encantado:

      Genau so ist es!

  • Ist H. Merz bereit für etwaige Regressforderungen Russlands die persönliche Bürgschaft zu übernehmen und ist er in der Lage diese im Ernstfall auch zu erfüllen? Ansonsten soll er die Finger von den russischen Milliarden lassen um nicht einen riesigen Schaden für die deutschen und europäischen Steuerzahler anzurichten.

    • @Wulf:

      Nicht so schlimm, lässt sich ja dann mit den zukünftigen Reparationszahlungen der RF verrechnen.

    • @Wulf:

      Politiker müssen in Deutschland für solche Schäden nicht gerade stehen.

  • Russische Staatsvermögen einfach umzuwidmen klingt entschlossen, ist aber vor allem eines: ein Bruch mit dem Völkerrecht. Staatenimmunität gilt offenbar nur so lange, bis sie politisch unbequem wird. Ein rechtskräftiges Urteil zu Reparationen? Gibt es nicht. UN-Resolutionen sind moralische Appelle, keine Freifahrtscheine zur Enteignung.

    Wer heute russische Zentralbankgelder antastet, erklärt stillschweigend: Eigentumsschutz gilt situativ. Eine interessante Botschaft – vor allem an jene Staaten, die ihre Währungsreserven bisher im Euroraum parken. Vertrauen ist schnell verspielt, Finanzmärkte reagieren weniger idealistisch als Leitartikel.

    Die Ukraine braucht Unterstützung, ohne Frage. Aber ein Rechtsbruch im Namen des Guten macht Europa nicht stärker, sondern unglaubwürdiger. Wer den Rechtsstaat verteidigen will, sollte ihn nicht selbst zur Verhandlungsmasse erklären.

    • @Zippism:

      Sie wiederholen hier lediglich ihre russlandfreundliche Propaganda aus vorigen Kommentaren und das unter Auslassung jeglicher Rechtskenntnisse. Auf die im Detail einzugehen, erspare ich mir an dieser Stelle einmal, da schon zur Genüge ausgeführt.

      Als scheinheilig empfinde ich es aufgrund ihrer vorherigen Auslassungen, nicht nur an dieser Stelle, dann abschließend stets darauf hinzuweisen, dass die Ukraine natürlich Unterstützung benötigt.

      Die Masche wird auch von einem anderem Putinfreund hier im Forum gern angewendet, sie nutzt sich aber schnell ab.

      Damit sie einmal ein Gespür davon entwickeln, worum es hier eigentlich geht, sei ihnen der excellente Artikel des ukrainischen Journalisten Artem Perfilov aus der heutigen taz ans Herz gelegt.

      Sind die Ukrainer kriegsmüde?



      taz.de/1393-Tage-K...-Ukraine/!6139035/

  • EU will Ukraine Reparationsdarlehen aus eingefroren russischem Vermögen gewähren. Das soll Kiew vor Pleite retten, doch real ist es schwaches, eskapistisches Signal. Statt echte Solidarität über Eurobonds oder den Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM mit 760 Milliarden € zu aktivieren, greift EU auf eingefrorene Gelder zurück, gibt so wichtig geopolitisches Pfund für Friedensverhandlungen mit Russland aus der Hand. Historische Parallele: Zerfall der UdSSR 1991 war auch monetäre Implosion, ausgelöst durch Kapitalflucht, Vertrauensverlust. Ähnliches Risiko droht, wenn Vermögen ohne klare Rechtsgrundlage noch transparente Register genutzt werden. Besonders heikel: Klumprisiko der CFA-Franc-Zone mit 14 Ländern 200 Millionen Einwohnern, deren intransparente Vermögenslage in Krise zusätzlich Instabilität auslösen. Strukturelle Schwäche bleibt Fehlen von Vermögensregistern, in Deutschland seit Aussetzen Vermögenssteuer 1997. In postkolonialer Zeit verschärft sich Problem durch geraubtes Kapital von Eliten, das in EU geparkt ist. Werden eingefrorene Staatsvermögen genutzt, wächst Sorge vor Kapitalflucht. Solange EU ihre monetären Hausaufgaben nicht macht, doht Bumerang Effekt Vollpfost

    • @Joachim Petrick:

      Sehe ich ähnlich. Wenn es wirklich darum geht, einen kurzfristigen ukrainischen Staatsbankrott zu vermeiden, wären wohl eher Eurobonds das Mittel. Dann wären die Karten auf dem Tisch, die russischen Gelder blieben für einen echten Reparationsfonds nach Kriegsende erhalten, es gäbe ein Hindernis weniger für Trumps Deal, und die europäischen Anführer wären ggü. ihren Bevölkerungen erkennbar in der Pflicht, selbst mehr für eine Beendigung des Krieges zu unternehmen als bisher. Und am Rande des ganzen Trauerspiels hätte es immerhin noch einen Unterhaltungswert, wenn der Fritze Merz das den Schäuble-Fans in seiner Partei erklären muss.

    • @Joachim Petrick:

      "Zerfall der UdSSR 1991 war auch monetäre Implosion, ausgelöst durch Kapitalflucht, Vertrauensverlust."

      Kapitalflucht aus einem sozialistischen Staat?

    • @Joachim Petrick:

      Guter Einwurf, die Intransparenz hierzulande zu den Reichen ist sowieso Basis der rechten Angstpolitiken, dass Sozen nicht die CUM CUM & CUM Ex Causa nutzen, um offensive Soziale Finanzierungen gegen die nebulösen Vermögen zu starten, um sich für demokratische soziaö-ökologisch nötige Transformation einzusetzen, ist Teil dieses neoliberalen Syndroms. Die Kapitalistische Wende nach 89 hat die Übernahme der Oligarchischen Strukturen, die ja eine Vernebelung der Korruptiven Staatsraison in West und Ost und damit der unklaren Grenzen: wo fängt der Staat an, wo hören die Unternehmen an? zum Siegeszug des Kapitalismus gegen die Demokratie dort und hier in die Wege geleitet. Nun ev. damit anfangen, dass doch erstmal die Vermögen der Russischen Oligarchen in der EU für die Hälfte der Summe steht, wäre ev. eine Brücke. Darüber hinaus wäre wichtig Wirtschaft nicht total von der Raubtierseite weiter zu verankern und so für die Potenziale der seltenen Erde zur transformativen möglichst nachhaltigen Zukunft aller Seiten Verträge unter UN Friedensaufsicht vertraglich zu sichern, für einen langfristigen Zukunft sichernden Friedens, als erd demokratische Gemeingüter, zur Ablösung des Petro $!

  • Der Punkt mit dem russischen Vermoegen ist wohl von der Tagesordnung genommen worden.



    Aber unabhaengig was eventuell entschieden wird. Euroclear wird dagegen klagen und gewinnen, der Rechtsbruch koennte eindeutiger nicht sein, und dann?

    • @elektrozwerg:

      Da es auf höchster europäischer Ebene entschieden wird durch jene, die die Mittel haben das geltende Recht zu gestalten, würde ich mir um den Punkt weniger Sorgen machen. Moralisch gesehen steht das Geld der Ukraine zu, nach den Zerstörungen und dem Leid, welches die russischen Faschisten völkerrechtswidrig in der Ukraine verübt haben. Euroclear's Gier auf Profite sollte da keine Rolle spielen.



      Was allerdings befürchtet werden könnte wäre der Vertrauensverlust auf den Finanzmärkten wegen der Konfiszierung der Gelder. Aber da wir heutzutage in eine Phase des Isolationismus eintreten, werden die globalen Finanzmärkte ohnehin langfristig an Bedeutung verlieren. In dem Sinne kann das Freihandelsabkommen mit Südamerika auch gerne in die Tonne wandern.

    • @elektrozwerg:

      Zahlen die EU Staaten. Ehrlicher wäre es, das den Menschen gleich zu sagen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das Ziel ist Geld fuer die Ukraine. Wuerde man es in Form von gemeinsamen Schulden bzw EU-Bonds machen, braeuchte es Einstimmigkeit, genauso wie bei der unbegrenzten Festsetzung des russischen Zentralbankgeldes.



        Nur statt einen Notfall zu erfinden bricht man hier internationales Recht. Ein Gericht wird das in der Luft zerreissen und man muss das russische Zentralbankgeld ersetzen. Effektiv hat man dann ueber Bande EU-Geld an die Ukraine gezahlt. Mission accomplished.



        Ob erfundene Notstaende, verlorenes internationales Vertrauen auf den Finanzmaerkten oder gebrochenes Voelkerrecht, das haette vielleicht die alte EU interessiert, die heutige EU ist doch nur noch ein Vehikel um Partikularinteressen auf Kosten aller am Souveraen vorbei durchzusetzen.

    • @elektrozwerg:

      Und worin besteht der eindeutige Rechtsbruch genau? Das verbuchte Barvermögen fällt nicht unter die Staatenimmunität, der Immunitätsschutz bezieht sich auf die Ansprüche Russlands gegenüber Euroclear und diese Ansprüche bleiben bestehen. Es geht daher rein um das Haftungsrisiko.

      Bei der Staatenimmunität wird unterschieden zwischen Jure Imperii und Jure Gestionis. Können sie als "Rechtsexperte" ja gerne selbst einmal nachprüfen, wie sich das in Bezug auf russische Vermögenswerte auswirkt.

      • @Sam Spade:

        Sie geben mir Geld. Wenn Sie es zurueckhaben moechten, bekommen Sie stattdessen einen Gutschein, der nur eingeloest wird, wenn mein Bruder statt Ihnen den Gegenwert des Gutscheins bekommt.

        Ich bin diesem Beispiel Euroclear, die Gutscheine EU-Anleihen, Sie Russland und mein Bruder die Ukraine.

        Es braucht keinen Rechtsexperten, um zu erkennen, dass das zum Himmel stinkt.

      • @Sam Spade:

        Es besteht die Gefahr, dass Euroclear unter Zwang der EU einen Rechtsbruch begeht.



        Russische Vermögenswerte sind geschützt und eigentlich dürften ohne Zustimmung der Russen keine Darlehen darauf gemacht werden. Die Kunst besteht also darin irgendeine legale Formulierung zu finden, damit das russische Vermögen trotzdem indirekt benutzt werden darf. Bisher konnte man noch keine zufriedenstellende Formulierung finden (kann es die überhaupt geben?).

      • @Sam Spade:

        Im letzten Abschnitt des Artikels wird gut beschrieben, wer alles rechtliche Bedenken hat. Scheint also doch nicht so einfach zu sein.

      • @Sam Spade:

        Die Rechtslage ist keineswegs so eindeutig, wie hier suggeriert wird. Zwar wird zwischen jure imperii und jure gestionis unterschieden, doch auch bei Vermögenswerten staatlicher Akteure greift der völkerrechtliche Schutz vor willkürlicher Enteignung. Das Einfrieren mag sanktionsrechtlich zulässig sein, die dauerhafte Nutzung oder faktische Entziehung der Verfügungsmacht überschreitet jedoch eine rechtlich heikle Grenze. Entscheidend ist nicht nur, wem das Barvermögen formal zugeordnet ist, sondern zu welchem Zweck es gehalten wird – Zentralbankreserven dienen eindeutig hoheitlichen Aufgaben. Genau deshalb warnen zahlreiche Juristen vor einem Präzedenzfall. Dass Russlands Ansprüche „bestehen bleiben“, ändert nichts daran, dass ihre Durchsetzung faktisch vereitelt wird. Ein solches Vorgehen ist völkerrechtlich umstritten und keineswegs risikofrei – weder für Euroclear noch für die beteiligten Staaten.

  • Seit fast vier Jahren tobt der Krieg in der Ukraine und wir füllen immer noch die Kriegskasse Russlands durch den Kauf von Gas - kaum zu verstehen!

  • Die neumodische Auffassung, die EU würde in der Welt nicht ernst genommen, geht IMHO wohl vollkommen fehl!

    Der russische KGB ist wohl in kaum einen Land so politisch aktiv wie in Belgien, so meine Einschätzung, warum Belgien sich querlegt. Dort liegt nämlich die EU-Quasihauptstadt Brüssel. Da den russischen Oligarchen es nicht passt, dass ihre Vermögen in der Ukraine verfrühstückt werden sollen, und sei es auch nur für den edlen Zweck des Wiederaufbaus, haben sie ihren besten Freund im Kreml gebeten, den in Brüssel gut vernetzten KGB anzusetzen auf PolitikerInnen Belgiens und der EU, um sie zu einer Blockade gegen die beabsichtigte Mittelverwendung der großteils in Belgien eingefrorenen Vermögenswerte einzuspannen. Belgische Politiker als russische Marionetten? Putins politisches Weihnachtsgeschenk für seine oligarchischen Freunde?

    • @Uwe Kulick:

      "Die neumodische Auffassung, die EU würde in der Welt nicht ernst genommen, geht IMHO wohl vollkommen fehl!"

      Ganz im Gegenteil. Die EU bestaetigt dies durch ihr Handeln. Erfundene Notstaende oder Bruch des internationalen Rechts? Ist der Ruf erst ruiniert, betruegt es sich vollkommen ungeniert.

    • @Uwe Kulick:

      Sie hätten noch anmerken müssen:



      Quelle Bildzeitung. Sind nämlich die einzigen, zu denen es noch nicht vorgedrungen ist, dass es den KGB in Russland nicht mehr gibt. Wirkt sich dann auch auf die Berichterstattung aus.

    • @Uwe Kulick:

      Ich bin wirklich neugierig, woher Sie dieses Insiderwissen haben. Oder doch nur alles Verschwörungsgeraune?

      Vielleicht ist es auch nur so, dass manche der EU-Staaten ein weniger taktisches Verhältnis zum Völkerrecht haben als Herr Merz?

    • @Uwe Kulick:

      Fast beneidenswert, wenn jemand so guten Zugang zu den Interna eines Geheimdienstes hat 😉

    • @Uwe Kulick:

      Den KGB gibt es nur noch in Belarus. Davon abgesehen klingen Ihre Ausführungen absurd. Man muss die starken rechtlichen und wirtschaftlichen Bedenken nicht teilen, aber so zu tun als wenn sie nicht existieren ist unangebracht.

  • Tja, besser wäre es wohl gewesen das Versprechen zu halten, als die Nato weiter Richtung Russland zu erweitern. Aber Gier frisst Hirn.

    • @Peter Teubner:

      Können wir mal bitte von diesem Kremlnarrativ weg?



      Diees Versprechen gab es so nicht. Zusätzlich hat der russische Präsident selbst NATO-Mitgliedschaften zur inneren Angelegenheit der jeweiligen Staaten erklärt.



      Und es auch nicht so, als hätte die NATO Ausbreitungswillen gehabt.



      Es gab Staaten, die Mitgliedschaftsanträge gestellt haben und aufgenommen wurden.



      Warum stellten diese Staaten Mitgliedschaftsanträge? Weil sie zu dem Schluss kamen, dass sich in Moskau zuwenig geändert hat gegenüber den diversen Zeiten in denen von dort befohlen wurde diese Staaten zu unterjochen.

      • @metalhead86:

        Ganz genau @metalhead86



        Und leider hat das Verhalten der Russischen Föderation ja inzwischen die Bedenken dieser Staaten zu Genüge bestätigt.

      • @metalhead86:

        "Und es auch nicht so, als hätte die NATO Ausbreitungswillen gehabt."



        Aber ja doch! Das war alles ziemlich klar der von Brzezinski und anderen ausgearbeitete Theorie des Eindämmens Russlands folgende Politik. Nur die Ukraine hat noch als der entscheidende "Pivot" gefehlt. Lesen Sie es einfach nach. Brzezinskis Werk "The grand chessboard" oder deutsch "Die einzige Weltmacht" findet man im Netz.

    • @Peter Teubner:

      Gab es so ein Versprechen? Wenn ja, wo steht es geschrieben? Und wollte die NATO die ehemaligen Ostblockstaaten aufnehmen? Oder wollten diese selbst in die NATO?

    • @Peter Teubner:

      "...Versprechen zu halten, als die Nato weiter Richtung Russland zu erweitern."



      Dass das für den Überfall auf die Ukraine außer in der russischen Propaganda keine Rolle gespielt hat, ist eigentlich nicht mehr in Frage zu stellen.



      Dass Russland der Ukraine schriftlich zugestanden hat, Bündnisse frei eingehen zu können (ausdrücklich einschließlich einer NATO-Mitgliedschaft), ist Fakt. Kann man wissen, wenn man sich für dieses Thema interessiert.

      • @Encantado:

        "Dass Russland der Ukraine schriftlich zugestanden hat, Bündnisse frei eingehen zu können (ausdrücklich einschließlich einer NATO-Mitgliedschaft), ist Fakt."

        Kann man das irgendwo nachlesen?

        • @elektrozwerg:

          Am 28. Mai 2002, fünf Tage nachdem der ukrainische Präsident Kutschma offiziell das Anstreben einer NATO-Mitgliedschaft seines Landes angekündigt hatte, wurde Putin auf dem NATO-Russland-Gipfel in Rom von einem Journalisten gebeten, dies zu kommentieren. Antwort Putin:



          „Ich habe über diese Thema mit den [NATO]-Kollegen nicht groß gesprochen, die Ukraine ist schließlich ein souveräner Staat und hat das Recht, selbst zu entscheiden, welcher Weg sie zur Gewährleistung ihrer nationalen Sicherheit gehen will (…) Ich sehe darin nichts Außergewöhnliches, und vor allem nichts, was geeignet wäre, das russisch-ukrainische Verhältnis zu trüben.“



          Können Sie hier nachhören (ab Minute 26:30):



          m.youtube.com/watch?v=WJdtqM_SpyE

      • @Encantado:

        In der Tat hat es das Versprechen so nicht gegeben, jedoch Absichtsbekundungen z.B. vom damaligen Außenminister Baker.



        Primär ist Putin nicht bereit hinzunehmen, dass es bei der Ukraine einen Einflusszonenwechsel geben könnte (von der russischen in die westliche). Er ist leider bereit zu versuchen dieses Ziel auch durch einen brutalen völkerrechtswidrigen Krieg zu erreichen. Spätestens seitdem Bukarester Gipfel hätte man wissen können das ein Einflusszonenwechsel NICHT ohne Krieg ablaufen würde, egal zu welchem Zeitpunkt. Trotzdem wurde die Annäherung zwischen der Ukraine und NATO auch in den Jahren danach vertieft. Am Ende gab es sogar kleinere Manöver zwischen Nato und der Ukraine auf ukrainischen Gebiet.



        Das war alles konform mit dem Völkerrecht und verstieß auch gegen keine anderen Abmachungen oder Verträge. Trotzdem darf bezweifelt werden, ob das eine gute Strategie war. War die Strategie wirklich einen Krieg wert (auch wenn dafür natürlich nur Russland die Schuld träg)??Alternativ hätte man auch versuchen können die Ukraine als prosperierenden Pufferstaat aufzubauen, der z.B. Handelsabkommen mit EU und Russland hat.