KLONEN
: Verbote helfen nicht weiter

Wieder einmal behaupten Wissenschaftler, dass sie Menschen-Embryonen geklont haben. Schon mindestens zweimal gab es Gruppen, die diesen Durchbruch für sich reklamiert haben. Doch diesmal sind die Wissenschaftler weder Spinner noch Sektierer, sondern Mitglieder von anerkannten Genfirmen – nach bisherigen Maßstäben also seriös. Auch wenn ihre Embryonen so schnell gestorben sind, dass die US-Forscher nicht viel mit ihnen anfangen konnten – es bleibt der Versuch, menschliches Gewebe zu klonen.

Kommentarvon REINER METZGER

Das zeigt, wie dringend es ist, möglichst weltweit die Klonforschung zu regeln, und zwar in zwei Stufen. Zuerst muss schnell weltweit das Klonen von Menschen mit dem Zweck der Fortpflanzung verboten werden. Denn Spinner, skrupellose Geschäftemacher und auch mindestens eine quasi religiöse Sekte arbeiten schon daran, in Leihmüttern anderer Menschen Klone austragen zu lassen. Dieses Verbot gibt es beileibe noch nicht überall, ist aber durchsetzbar, weil damit noch kein Unternehmen Geld verdienen kann.

Als Zweites brauchen wir Klarheit, was bei der Stammzellenforschung erlaubt und verboten ist. Hier winkt das großes Geschäft: Wenn die ersten Versuche nicht irreleiten, könnte aus Stammzellen gezogenes Gewebe einige Erkrankungen heilen, seltene Erbkrankheiten oder Alzheimer. Außerdem können transplantationsfähige Organe hergestellt werden. Solche Heilungschancen können Kritiker nicht ignorieren, weil sie realpolitisch zu viel Gewicht haben.

Die beiden großen Kirchen und andere Ethiker mögen noch so wettern, es handle sich bei den vielleicht hundert Zellen eines sich entwickelnden Embryos schon um vollwertiges Leben und deshalb sei jeder ein Mörder, der Stammzellen aus diesem Zellhaufen gewinnt. Doch es gibt genug Leute, die diese Meinung nicht teilen. Wer hier jede Forschung verbieten will, hat die Diskussion um dieses Feld der Gentechnik schon verloren. Schlimmer noch: Er überlässt es der Industrie und den Forschern, hier auf den Gesetzgeber einzuwirken. Denn noch nie ließen sich auf Dauer Forschungen verhindern, schon gar nicht, wenn gewaltige Profite locken.

Die Fragen müssen also heißen: Welche Stammzellen wollen wir nutzen? Und welche Gremien kontrollieren die Forscher, wie kann die Kontrolle effizient vor sich gehen? Genforschung ist nötig und braucht deswegen eine wirksame Aufsicht. Das Verbot, auf das die Kirchenleute hinauswollen, hilft nicht weiter.