Der „Terrier“ auf der Fährte der Hariri-Mörder

Der Berliner Detlev Mehlis gilt als zäher Ermittler. Er wies als Ankläger im „La Belle“-Prozess Libyen die Verwicklung in das Attentat nach

BERLIN rtr/dpa/taz ■ Die Aufgabe dürfte ihn im Nahen Osten schlagartig zu einem der bekanntesten Deutschen gemacht haben: Detlev Mehlis, Oberstaatsanwalt aus Berlin, soll im Auftrag des UN-Sicherheitsrats herausfinden, wer für den Anschlag auf den ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri verantwortlich ist.

Fast sieben Wochen soll UN-Generalsekretär Kofi Annan einen geeigneten Kandidaten für diese Aufgabe gesucht und mehrere Absagen bekommen haben, bevor er Mehlis fand. Die Anfrage erreichte den deutschen Juristen im Urlaub auf Mallorca. Mehlis bat nicht einmal um Bedenkzeit. Er sagte sofort zu. Der 56-Jährige, der fließend Englisch und Französisch spricht, steht in dem Ruf, ein hartnäckiger und schonungsloser Aufklärer zu sein. Einer seiner Berliner Kollegen beschrieb ihn als „Terrier, der nicht loslässt, wenn er sich einmal verbissen hat“. Der Jurist hat mehr als 25 Jahre in der Berliner Staatsanwaltschaft gearbeitet, erst am Landgericht in Westberlin, wo er als Mitglied der „P-Abteilung“ Steinewerfer, Hausbesetzer und andere Linksradikale verfolgte. Er galt in dieser Gruppe von Staatsanwälten als eher gemäßigt. Später wurde er Oberstaatsanwalt am Kammergericht.

Seinen langen Atem bewies Mehlis bei der Untersuchung des Anschlags auf die Westberliner Diskothek „La Belle“ im Jahr 1986 mit drei Toten und mehr als 200 Verletzten. Die langwierigen Ermittlungen hätten den Ankläger nie entmutigt, sagt sein Chef, Generalstaatsanwalt Dieter Neumann. „Ohne seine Beharrlichkeit wäre der Fall ‚La Belle‘ nicht aufgeklärt worden.“ Allerdings hatte er im Lauf dieses Verfahrens einen mitbeschuldigten Libyer, den er als „Kronzeugen“ aufbauen wollte, derart verhört, dass das Gericht die Aussagen des Mannes wegen des Einsatzes verbotener Vernehmungsmethoden als unverwertbar ansah. Erst mehr als 15 Jahre nach dem Attentat wurden vier Angeklagte wegen Mordes und Beihilfe zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Für Aufsehen sorgte, dass das Berliner Landgericht eine Mitschuld Libyens an dem Attentat feststellte.

Auch Syrien, wo viele die Drahtzieher des Hariri-Anschlags vermuten, stand schon einmal im Blickfeld seiner Ermittlungen, und zwar im Zusammenhang mit einem Sprengstoffanschlag auf das Kulturzentrum „Maison de France“ in Berlin im Jahre 1983. Detlev Mehlis brachte den Deutschen Johannes Weinrich, der als rechte Hand des international gesuchten Terroristen Ilich Ramírez Sánchez alias Carlos galt, für dieses Attentat vor Gericht. Weinrich wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. In einem weiteren Prozess gegen Weinrich wegen einer Anschlagsserie in Frankreich musste Mehlis allerdings eine Niederlage hinnehmen: Das Verfahren endete mit Freispruch.

In Beirut ist der UN-Ermittler mit seinem 100 Mann starken Team ausschließlich in schwer gesicherten Konvois unterwegs. Jedem persönlichen Risiko zum Trotz hat er von Anfang an signalisiert, dass er auf Rang und Namen der Verdächtigen keine Rücksicht nehmen werde. Für ihn zähle nur, wer al-Hariri umgebracht habe und mit welchem Motiv, sagte Mehlis in einem Zeitungsinterview.