Die Bombe des Propheten

Islamische Staaten überlegen, Dänemark wegen zwölf Mohammed-Karikaturen zu boykottieren

Wegen Karikaturen, die unter anderem den Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban zeigen, droht Dänemark ein Wirtschaftsboykott durch 51 islamische Länder. Aziz Othman al-Tuwaijiri, Generalsekretär der islamischen Organisation Isesco, hat am Dienstag deren Mitgliedstaaten zum Handelsstopp aufgerufen. Die insgesamt zwölf Zeichnungen erschienen Ende September in der Jyllands Posten. Zunächst reichten die Urteile nur von „komisch“ bis „geschmacklos“. Als der arabische Fernsehsender al-Dschasira sich des Themas annahm, gewannen sie aber an Schärfe.

Botschafter von elf Ländern der islamischen Welt protestierten daraufhin beim Außenministerium in Kopenhagen. Die ägyptische Regierung schrieb Protestbriefe u. a. an die EU, die OSZE und UN-Generalsekretär Kofi Annan. Kairos Außenminister Ahmad Abu al-Ghayt sprach von einem Skandal und forderte die Zeitung zu einer Entschuldigung und die dänische Regierung zu einer Verurteilung der Aktion auf. Was Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen unter Hinweis auf die Meinungsfreiheit ablehnte. Damit erntete er aber sogar Kritik aus den eigenen Reihen. 22 ehemalige Diplomaten warfen der Regierung vor, ihre Reaktion „könne nur als Geringschätzung der muslimischen Mitbürger“ verstanden werden. Ex-Außenminister Uffe Ellemann-Jensen, Rasmussens Vorgänger als Vorsitzender der Venstre-Partei, kritisierte „das Ausnutzen der Pressefreiheit, um absichtlich die religiösen Gefühle einer Minderheit zu verletzen“. Aus Brüssel meldete sich EU-Justizkommissar Franco Frattini: Bei allem Respekt vor der Meinungsfreiheit hätten die Karikaturen keinen anderen Zweck, als „die wachsende Islamophobie in Europa anzuheizen“.

EineR der ZeichnerInnen kritisierte – von der Redaktion gänzlich unbemerkt – die Aktion gleich in der eigenen Karikatur. Den Beitrag zierten persische Schriftzeichen: „Diese Redaktion ist ein Haufen reaktionärer Provokateure.“ REINHARD WOLFF