"Die neue Barbie ist ein Fortschritt"

DIE DREI FRAGE­ZEICHEN

Foto: Pinkstinks

Wie bitte? Die US-amerikanische Spielzeugfirma Mattel hat ihr Puppensortiment um fülligere Barbies erweitert. Die feministische Organisation Pinkstinks bleibt trotz dieses Fortschritts aber skeptisch.

1 taz: Frau Schmiedel, jetzt gibt es kurvige Barbiepuppen. Was halten sie davon?

Stevie Schmiedel: Wir freuen uns über jeden Fortschritt. Natürlich sehen die erst einmal ganz toll aus, die Barbies. Gleichzeitig sind wir skeptisch. Solange die Spielzeughersteller wissen, dass die überzogenen Puppenmodelle sich bestens verkaufen, werden sie daran nichts ändern. Auch die großen Spielwarenläden kaufen nur die klassische Barbie mit hochhackigen Schuhen im Topmodel-Look ein.

2 Beeinflusst Barbie die Schönheitsvorstellungen von Kindern?

Natürlich. Eine Studie aus Sussex hat das klar nachgewiesen: Kinder, die mit Barbie spielen, werden ganz stark in ihrem Körperbild beeinflusst. Eltern müssten aufwachen und ihren Kindern nomalgewichtige Barbies kaufen. Selbst die dickste Barbie ist nicht wirklich dick. Sie liegt gerade einmal so im deutschen Durchschnitt. Also: Das Schönheitsideal muss sich im Ganzen wandeln, aber das ist aufgrund des Überangebots an dürren Puppen schwer.

3 Welche Puppe sollen Eltern kaufen?

Die Lammily-Puppe ist ein tolles Produkt. Leider wird sie sich kaum behaupten können, weil das Kapital dahinter fehlt. Zudem sind Kinder anspruchsvoll. Für einen Markterfolg braucht man verschiedene Modelle und massenhaft Accessoires, sonst langweilen sich die Kinder.

Interview: Daniel Albrecht

Stevie Schmiedel, 42, ist promovierte Dozententin für Genderforschung und Geschäftsführerin und Pres­sesprecherin bei Pinkstinks.