Das größte Meeresschutzgebiet der Welt: Glück für die Antarktis

Das Rossmeer gilt als eines der letzten maritimen Ökosysteme. Lange hat sich Russland gegen das Antarktis-Schutzgebiet gewehrt.

Pinguine springen im antarktischen Rossmeer ins Wasser

Die Adelie-Pinguine dürfen weiter ungestört planschen Foto: dpa

CANBERRA taz | Vor der Küste der Antarktis entsteht das größte Meeresschutzgebiet der Erde: Die Zone im ökologisch bedeutsamen Rossmeer soll 1,55 Millionen Quadratkilometer umfassen – so groß wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich zusammen. Dies sieht eine Vereinbarung vor, auf die sich 24 Staaten und die EU nach fünf Jahren Verhandlungen am Freitag in der australischen Stadt Hobart verständigt haben. Im größten Teil des neuen Schutzgebiets – 1,12 Millionen Quadratkilometer groß – ist 35 Jahre lang jegliche Fischerei verboten.

Lange hatte sich Russland gegen das Schutzgebiet gewehrt – aus Furcht vor Nachteilen für seine Fischereiflotte. Die USA und Neuseeland setzten sich jedoch vehement für die Schutzzone ein – US-Außenminister John Kerry sogar bei Russlands Präsident Wladimir Putin. Der Kompromiss bringe „den Schutz des Meeres, nachhaltige Fischerei und die Interessen der Forschung in ein Gleichgewicht“, sagte Neuseelands Außenminister Murray McCully in Hobart. Dass im gegenwärtigen politischen Klima überhaupt eine Übereinkunft erzielt werden konnte, sei fast ein Wunder, so McCully mit Hinweis auf den Syrienkonflikt. Der Erfolg zeige, „dass man nie voreilige Schlüsse ziehen kann. Ab und zu hat man Glück“.

Die Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) war vor zehn Tagen bereits optimistisch in ihre aktuelle Jahrestagung gestartet. China hatte dem Projekt im Rossmeer schon zugestimmt, US-Präsident Barack Obama hatte zudem dem Thema im August mit der Schaffung des bis dato weltweit größten Meeresschutzgebiets vor Hawaii Aufmerksamkeit verschafft.

Das antarktische Rossmeer gilt als eines der letzten unberührten maritimen Ökosysteme. Dort leben laut Umweltorganisation WWF neben vielen Robben-, Wal- und Seevögelarten ein Drittel aller Adeliepinguine, ein Viertel alle Kaiserpinguine sowie gigantische Schwärme von Krill. Die kleinen Krebstiere stehen ganz am Anfang der ozeanischen Nahrungskette. Wissenschaftler erforschen in der Region unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels.

Das Rossmeer wurde nach seinem britischen Entdecker James Clark Ross (1800–1862) benannt. Dessen Nachfahrin Philippa Ross erklärte, die Familie sei über den Schutz begeistert. Auch Umweltschützer begrüßten die Entscheidung. Die CCAMLR habe „Geschichte geschrieben“, erklärte die einflussreiche US-Organisation Pew Charitable Trusts. Der Projektleiter der Antarctic Ocean Alliance, Mike Walker, sprach von einem „bedeutenden“ Ergebnis.

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Der Meeresschutzexperte des WWF Deutschland, Stephan Lutter, wies allerdings darauf hin, dass die Vereinbarung zunächst auf 35 Jahre befristet ist. Meeresschutz aber vertrage „kein Verfallsdatum“. „Das Rossmeer ist nur der Beginn“, sagte Luis Morago, der Leiter des Kampagnen-Netzwerks Avvaz, das sich gemeinsam mit dem Schauspieler Leonardo DiCaprio für das Rossmeer eingesetzt hatte.

Derzeit ist eine weitere Schutzzone in der Ostantarktis im Umfang von einer Million Quadratkilometer in Planung. Doch dazu erreichte die Kommission noch keine Einigung. Der CCAMLR liegt zudem ein Schutzvorschlag für das Weddellmeer vor. Es ist das größte Randmeer des Antarktischen Ozeans.

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