Felix Lee über Trump in Südkorea
: Moon-Walk des US-Präsidenten

Es gibt sie noch: Kanäle nach Nordkorea. Südkoreas Präsident Moon versucht im Konflikt um Pjöngjangs Atomwaffenprogramm immerhin informelle Gespräche anzuberaumen. Und auch zwischen den einstigen Verbündeten Nordkorea und China gibt es erstmals seit Jahren der Funkstille wieder Kontakt. Verhandlungen mit dem Kim-Regime sind also durchaus in den Bereich des Möglichen gerückt.

Wäre da nicht Trump. Der US-Präsident hatte gleich zum Auftakt seiner zwölftägigen Asienreise erneut Öl ins Feuer gegossen. Über das Pentagon ließ er durchsickern, dass die USA die Option einer Bodeninvasion erwögen. Nur auf diese Weise ließen sich Nordkoreas Atomwaffen zerstören. Allein das dürfte Pjöngjangs Hass auf die USA zusätzlich schüren.

Mit Japans Ministerpräsident mag sich Trump auf seiner ersten Station in Tokio noch einig gewesen sein. Abe ist selbst ein Hardliner und fühlt sich nach seiner Wiederwahl in seinem Vorhaben bestätigt, Japans pazifistische Nachkriegsordnung über Bord zu werfen.

Doch schon bei seinem gestrigen Besuch in Seoul hatte es Trump mit anderen Stimmen zu tun. Die Südkoreaner, die am schlimmsten von einem nordkoreanischen Militärschlag betroffen wären, sind das Kriegsgejaule leid. Zehntausende nahmen am Sonntag an einer Friedensdemonstration teil.

Trump war in Seoul in seiner Wortwahl zwar deutlich moderater als in den vergangenen Wochen und signalisierte Bereitschaft für eine diplomatische Lösung. Es bleibt aber zu befürchten, dass der US-Präsident schon bei der nächsten Gelegenheit wieder her­umpoltern wird. Auch im Verhältnis mit China, seiner nächsten Station, hat Trump im Vorfeld viel Porzellan zerschlagen. Die chinesische Regierung war bereits auf ihn zugegangen und trägt die Sanktionen gegen den einstigen Bruderstaat mit. Der US-Präsident hat trotzdem weiter gegiftet.

Man kann sich schon glücklich schätzen, wenn Trump in den nächsten Tagen den Konflikt nicht weiter anheizen wird. Alles in allem eine traurige Bilanz.

Ausland